Morgenstunde (935. Blog-Notat)

Da sind wir gestern spontan morgens Richtung Küste aufgebrochen. Für ein paar Sonnenstunden am Meer und abends zurück. Das haben wir das letzte Mal vor zehn Jahren gemacht. Nur kann ich verraten, so müde waren wir damals danach noch nicht 😊. Egal, wir sind unserem Herzen gefolgt und wurde mit einem glänzenden Tag belohnt. Die Sonneninsel war schon reichlich gefüllt. Ist ja klar, es sind Ferien und Ostern steht vor der Tür. Kein Wunder also, das Usedom, die Badewanne der Berliner, zur ersten Saison des Jahres ruft. Ein ABER hat es doch – opulente Menüpreise und: in Heringsdorf sichtbarer Leerstand in den Ladenzeilen. Zeichen von Umbrüchen, was auch immer es werden will…

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Lesereihe im Jagdschloss

„Alte Sagen und neue Märchen aus der Schorfheide“

Im Roten Salon des Jagdschlosses Groß Schönebeck (Barnim) lese ich am Samstag, den 6. April 2024 um 15 Uhr, „Alte Sagen und neue Märchen aus der Schorfheide“. Eine runde Stunde regionale Erzählfreude wartet auf Euch und ich hoffe auf viele Besucher. Der Eintritt kostet 10 Euro.

Vorbestellungen unter:
Telefon 033393 65777
touristinfo-gs@gemeinde-schorfheide.de

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Morgenstunde (934. Blog-Notat)

Vollmond in Sicht. Nach dem Regenwochenende schimmert endlich Licht durch das Gewölk. 13,5 Liter Regenwasser sind allein gestern gefallen. Der Staub der Mark kanns gebrauchen. Das Buchmessewochenende in Leipzig ist nun auch Geschichte. Für mich ist das immer eine nachdenkliche Zeit. 13 Buchtitel habe ich in den vergangenen zehn Jahren durch „meinem“ Verlag auf den Weg gebracht. An einem Messestand zeigte sie der Verlag nie. Die Entscheidung hatte fraglos etwas mit Kosten zu schaffen, aber ein Verlag mit eigenem Buchladen verfolgt da gewiss eine eigene Strategie, die mir bis heute nicht einleuchten will. Verlagsgeheimnis. Auch die Auflagenhöhe meiner Bücher. Die Geschicke im Osten sind immer noch ein Verwirrspiel auf Kosten von Lebenszeit. Vom Geld wollen wir da gar nicht erst reden. Ich bin zu alt, als dass ich es noch ändern könnte, aber wieder einmal nährt sich das Gefühl: Nicht dazugehörig zu sein. Wenzels Lied in den Ohren… „Heimweh nach dem Mond“.

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Sonntagsmärchen

Die drei weißen Raben

An einem nebelverhangenen Morgen waren sie auf einmal da, die drei weißen Raben. Sie krächzten in den Dunstschleiern – unbemerkt. Niemand ahnte, weshalb sie kamen und was sie suchten. Doch mit ihrem Eintreffen schien der Nebel über dem Land festzustecken. Tage, Wochen, Monate. Die Menschen darunter verblassten zu durchsichtigen Gestalten und verströmten fortan eine schwere Stille. Kein Vogel sang, und keine Blume blühte. Die drei Raben wachten stumm über dem verborgenen Geschehen.
Eines Tages zog ein furchtloser Narr durch das Land unter dem Nebel. Er trug bunte, schillernde Gewänder und einen Schalk im Nacken, der vor Frohsinn nur so sprudelte. Sein Antlitz aber war weiß wie Schnee. Die Raben krächzten unheilvoll: „Zieh weiter, sonst verlierst du deinen Leichtsinn und all deine Farben!“ Doch der Narr spottete: „Na, ihr Weißputzer! Fällt euch so gar nichts Besseres ein, als das Leben zu bleichen und zu verschleiern? Was habt ihr nur für trostlose Talente.“
Da geschah etwas Merkwürdiges: Die Raben sangen mit tiefer, klangvoller Stimme: „Wir verbergen die Menschen doch nur vor dem Elend der Welt.“
Der Narr wunderte sich: „Ach, ihr seid also Beschützer? Aber meint ihr wirklich, das stille, bleiche Leben sei schön? Seht, wie traurig und schwach die Nebelmenschen sind.“ Der Narr zog sich seine bunte Kapuze vom Haupt und schrie: „Schaut her, ist dieses Gesicht nicht leeres Weiß? Eure Schleier beschützen nicht, sie laugen aus. Alle Farben, alle Kraft und Energie. Ich bin in einem Nebelland geboren, aber als ich diese bunten Kleider fand und anzog, wuchs in mir der Mut zum Wagnis. Den brauchen die Menschen zum Leben wie Wasser und Brot.“
Die weißen Raben schwiegen, und sie dachten an die Zeit, als sie noch schwarz-blaue Federn trugen. Damals waren sie die Rufer in der Zeit. Sie warnten vor Eindringlingen oder holten notfalls Hilfe. Ein Sehnen nach diesem wachen Dasein stieg in ihnen auf, und während sie das bedachten, überzog ein Edelschwarz ihr Gefieder und der Nebel senkte sich. So war der Blick frei für all die Gefahren, die da kommen wollten…

© Petra Elsner, März 2024

Stimmen auf Facebook:

Erika Schlenzig: Märchen mit brisantem Inhalt. Ein Mutmacher. Selbstwertgefühl stärken, Pläne schmieden, Einmischen, verändern und nicht lähmen lassen. Jeder kann seine Welt bunter gestalten und Andere motivieren.

Iris Go: So sollten viele Menschen denken und sich gegen Unmut und Schwere wappnen und auch rebellieren. Frei sein und sich nicht unterbuttern lassen. Danke Petra für diese Gedanken.

Karin Segura: So wahr, befreien wir uns immer wieder aus dem aufsteigenden Nebel.

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Morgenstunde (933. Blog-Notat)

Eine klitze-kleine Geschichte ist geschrieben und heute Abend zeichne ich dazu. Zu lesen ist sie am Sonntag…😊 Daneben bin ich beim Frühjahrsputz der Fenster, der Vorgarten ist fertig zum Osterfest geschmückt. Eine Handvoll kleiner Glocken hängen jetzt im Zaun. Für spazierende Kinder als Wegmarke. Hier kann gebimmelt werden, ich beginne dafür weiter zu sammeln…😊. In unserem einstigen Waldgarten in der Märkischen Schweiz hingen klingende Wurzelgnome. Mit Triangel und Bimmeln. Die zwei Wochenendkinder waren immer ganz aufgeregt, wenn sie an dieser Stelle vorbeikamen… eine Überraschung für die Fantasie eben…
Morgen geht’s nach Hirschfelde zum Imkereifachhandel. Der Imkergatte wird seine aus alten Waaben gewonnenen Wachstorten gegen neue Mittelwände tauschen. Es dürften so zehn Teile sein. Die Tour dorthin ist schön, ich freu‘ mich drauf…

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Morgenstunde (932. Blog-Notat)

Kalte Luft, klarer Blick. Wir hatten gestern eine entspannte Ausfahrt nach Neuruppin. Eigentlich ging es nur um einen Termin bei der Postbank. Für so etwas muss man ja heutzutage weit fahren… Aber die Blicke in die erwachende Natur entschädigen vollends. Gegenüber dem alten Neuruppiner Gymnasium lockte ein kleiner Markt. Dort waren nur Leute mit Frühlingsgesichtern unterwegs und ein Blumenstand lockte, wie man ihn nicht alle Tage sieht – ich musste das tränende Herz einfach mitnehmen 😊. Auf der Rückfahrt packten wir in einem Gartenmarkt die nächste Ladung Erde ein, womit nun auch das zweite Hochbeet angerichtet ist, die warme Zeit kann kommen.
Abends übe ich für meine erste Lesung dieses Jahr im Groß Schönebecker Jagdschloss und schreibe unterhaltsame Zwischentexte. Letzte Woche wollte ich bei meinem Verlag meine Bücher für diese Lesung nachbestellen, aber wie so oft, wird erst in der Vorweihnachtszeit nachgedruckt und dann auch nicht alle 13 Titel. Da kann man sich noch so sehr abstrampeln, wenn die Partner nicht mitziehen (können), wird’s nichts. Nun denn, die Zukunft liegt eh in den handgefertigten Künstlerbüchern, spätestens, wenn die Kleinverleger in Rente gehen…

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Morgenstunde (931. Blog-Notat)

Vier Grad miese in der Nacht. Der Winter zuckt noch einmal kurz. Trotzdem geht’s an die Gartenarbeiten und manches geht ja auch dafür drinnen. Weitere Asträhmchen bauen zum Beispiel. Gestern habe ich, wie jedes Jahr, zwei neue Märchenplatten bei „creative“ bestellt. Aus wetterfestem Alu-Verbund. Wenn sie eintreffen, hängen dann neun Stück im Efeuzaun. Ein guter Ersatz für die großen Märchenbanner, die morgens aufzuhängen und abends wieder ab, doch kräftemäßigen Aufwand bedeuten… Außerdem sind die Banner windempfindlich, die Platten nicht.

Samstag kamen die ersten Frühlingsbesucher ins Atelier. Drei ältere Herrschaften aus Reinickendorf entdeckten bei einer Kaffeeausfahrt unsere Schilder am Zaun und klingelten spontan. Sie sahen sich sehr interessiert um und kauften zwei originale Cartoons (eine fliegende Eule und einen Raben), dazu mehrere Bücher. Das begleitende Gespräch war locker und voller Lebensironie. Sehr schön. Anschließend kosteten sie sich durch die Honigsorten des Imkergattens und eine Stunde später waren sie schon wieder auf und davon. Der Tag trug irgendwie Leichtigkeit 😊…

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Morgenstunde (930. Blog-Notat)

Es war eine mühselige Zupf- und Sammelwoche. Mit dem Heranwachsen des Gartens sind etliche kleine Schattenplätze entstanden, auf denen die einst gesteckten Frühblüher ein lichtloses Dasein führen. All diese blütenlosen Triebe habe ich in den letzten Tagen ausgegraben und auf Sonnenplätze gepflanzt. Es waren bestimmt Hundert. Mit Bokashi-Erde als Starthilfe auf dem sonst so sandigem Grund, begannen kaum später die ersten dünnen Krokusse und Blausterne aufzublühen. Ein Schauspiel. Es war ein bisschen, als würde ich Frühlingskinder erwecken…😊. Zur Gartenzeit im März gehört für mich auch, verwitterte Spielzeuge zu reparieren. Zum Beispiel zerbrochene Astrahmen für Märchenplatten und es gab die Neubemalung eines Vogelklotzes, der ganzjährig der Linde hängt.

Gestern habe ich ein bemerkenswertes Feedback zu „Morgenstill“ bekommen. Ich bin sehr dankbar für diese wunderbare Reaktion, denn ich war mir zuletzt nicht mehr gewiss, was dieser Text „wert“ ist. Einige Leser zeigten sich berührt, andere sagten gar nichts. Wenn man das Hemd weit aufreißt… kann es sein, es wird peinlich. Diese Worte stabilisieren mich gerade 😊!!! Denn natürlich wollte ich „Morgenstill“ nicht nur für mich schreiben, denn der Monolog wohnt ja in mir… Mit Erlaubnis teile ich Nachfolgendes:
Petra Wolf schrieb:

Liebe Petra,

nun habe ich Morgenstill gelesen, mehrmals, um alles aufzusaugen und auch wirklich zu verstehen. Ganz gelungen ist es mir noch nicht, muss ich zugeben. Doch ich finde es gar nicht schlimm, wenn Rätselhaftes stehen bleibt. Sehr beeindruckt bin ich von der Poesie deiner Sprache, deinen Wortbildern. Wie du deine Angst vor dem Tod beschreibst und wie sich diese Ängste wandeln in “wunde Splitter”, die in deine Geschichten fließen und dort dingfest gemacht werden. Dein Rückzug vom Leben, krankheitsbedingt, macht mich traurig, aber ich verstehe ihn. Die Kräfte müssen eingeteilt werden…
Liebe Petra, “Morgenstill” ist ein ergreifender Text über das Altwerden und Kranksein, fernab jeglicher “Betroffenheitsliteratur”, wie du das an einer Stelle benennst. Und so ganz nebenbei erfährt man auch noch eine ganze Menge über dich, das hat mir auch gefallen. Ich wünschte so sehr, dass du noch lange die Kraft haben mögest, viele Zeilen zu schreiben…

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Morgenstunde (929. Blog-Notat)

Gestern Nachmittag hatten wir die erste Kaffeezeit im Frühlingsgarten. Unter der Linde saßen wir mit Micha und plauderten gelassen über die Aufs und Abs des Lebens. Ich durfte den Spendensammler-Fußball unterschreiben, dessen Erlös sein YouTube-Kanal „Hier ist mein Land“ – Biertrinken mit Micha für einen guten Zweck vergeben wird. Möge ein starkes Sümmchen zusammenkommen! Als wir ihn verabschiedeten, fand ich im Briefkasten ein Belegexemplar der limitierten Ausgabe zum 100. Geburtstag von Erich Schmitt vor, herausgegeben vom Cartoon-Lobbyisten Thomas Möller. 46 Zeichner haben für diese Hommage exklusiv und honorarfrei gezeichnet. Wohl bemerkenswert! Insgesamt 444 Stück hat der Neubrandenburger drucken lassen und ich finde, der Bildband ist wirklich gelungen. Zwei Begegnungen mit Privatinitiativen an einem Tag, irgendwie ein gutes Omen. Der Osten reift…

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Morgenstunde (928. Blog-Notat)

Gestern fragte eine Freundin Honig an. Sie plagte sich mit einer schweren Erkältung. Da sind wir einmal quer durch den großen Wald der Schorfheide gedüst: vom Wuckerweg, über Carinhall, nach Friedrichswalde und weiter nach Joachimsthal. Eine traumschöne Landschaft, in der viele meiner Märchen wohnen. An der Judenbrücke halten wir immer für einen Moment. Sie führt über den Judengraben, der den Friedrichswalder Wiesen entspringt und im Großen Döllnsee mündet. Er wurde Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt, um den Wasserstand des Großen Döllnsees und die Flößerei auf dem Döllnfließ zu sichern. Der Name hat also nichts mit dunkler deutscher Geschichte zu schaffen, im Gegenteil, der Ort um die Brücke hat etwas Magisches. In Joachimsthal haben wir den Honig mit Abstand übergeben… Der Nachmittag gehörte der Gartenarbeit, während der Imkergatte den Dampfwachsschmelzer fütterte, um das Bienenwachs aus alten Waben zu gewinnen. Dieses Wachs tauschen wir im Bienenfachhandel gegen neue Mittelwände. Es kommt also auch hier nichts um.
Seit ich meinen Weihnachtsstern im Atelier abgehängt habe, schaut mit abends hinter dem Fensterglas ein schwarzes Loch an.  Die Häuser der anderen Straßenseite ducken sich im Abendschwarz. Mir gegenüber brennt zwar ein Licht, dass aber deckt ein Transporter ab.  Nur die Straßenlaterne funzelt im äußersten Lichtkreis ein wenig. Ich fand es trostlos, so in die Nacht zu schauen. Deshalb habe ich mir zum Wochenende einen kleinen geschälten Ast mit einer kleinen Lichterkette ins Fenster gehängt. Jetzt ist nicht mehr ganz so finster😊.

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