Das Schneelicht war zu langsam unterwegs. Es wollte unbedingt zum Weihnachtsfest eintreffen, aber es stand im Stau, denn das klassische Weihnachtstauwetter hatte ihm wieder einmal die himmlische Vorfahrt genommen.
Aber das Schneelicht stand nicht allein im Stau: Unten, auf der A10, ruhte eine kilometerlange Autoschlange schon eine halbe Ewigkeit. Rauhaardackel Amadeus jaulte, denn er musste unbedingt raus an einen Baum. Genervt öffnete ihm die kleine Jola die Wagentür einen Spalt, und Amadeus peste zwischen den Autos hinüber zum Straßenrand.
Es regnete in Strömen, und vielleicht hatte deshalb der kleine Hund einen verwischten Blick, denn er sprang, als sich kaum später die Blechlawine langsam anschob, in den falschen offenen Wagen. Aber das bemerkte Amadeus nicht sogleich. Er schüttelte sich die Tropfen aus dem Fell, ringelte sich auf dem Rücksitz zusammen und schlief ein.
Jola schrie: „Neinnnnnn!“ Auch der Vater hatte gesehen, dass der Dackel in einem anderen Transporter verschwunden war. Nun folgte er diesem Wagen mit aufgeregter Lichthupe. Der Mann am Steuer brummte in seinen Bart: „Wieder so ein Drängler!“ Und als sich die Schlange endlich auflöste, trat er auf das rote Gaspedal. Verschluckt von der Landschaft, entfleuchte das Gefährt durch Raum und Zeit. Jola weinte, und der Vater glaubte seinen Augen nicht.
Im hohen Norden der Welt nahm der Bärtige den Fuß vom roten Gaspedal und landete auf einer glatten Schneepiste, die in einem alten Flugzeughangar mündete. Als der Mann die hintere Wagentür aufschob und den schlafenden Hund entdeckte, hob er seine buschigen Brauen und murmelte: „Immer, wenn man mal die Menschenwege benutzt, gibt es nur Ärger.“ Er nahm das erwachende Tier auf seinen Arm und lief schweren Schritts zum Hangar. Knarrend öffnete er die Hallentür. Ein Sternefunkeln, wie aus der Milchstraße gepflückt, beleuchtete das Geschenkdepot des Weihnachtsmanns. „Was mach ich nur mir Dir?“ Amadeus winselte verstört. Aber als ihm der Bärtige einen schönen Knochen vorsetzte, beruhigte sich der kleine Hund und begleitete fortan den Weihnachtsmann auf seinen schier endlosen Touren. Am Morgen des 24. Dezembers traf der letzte Wunschbrief ein. Der Weihnachtsmann brummte: „Da ist aber einer spät dran.“ Den Absender „Postamt Himmelpfort“ kannte er gut, nämlich als die „Brandenburgische Weihnachtspostfiliale“. Der Alte fuhr mit dem Daumen über den schönen Stempel und lächelte milde. Dann riss er das Kuvert auf und fand darin ein Foto: Mädchen mit Hund. Auf dessen Rückseite stand: „Lieber Weihnachtsmann, ich bin Jola, und dieser kleine Hund heißt Amadeus. Ich habe ihn auf der A10 verloren, kannst Du ihn mir wiederbringen?“ Der Mann nickte wortlos und zeigte dem Hund das Foto. Amadeus bellte aufgeregt. Jola schaute durch das Fensterglas in das graue Nieselwetter. Ob sich ihr sehnlichster Wunsch erfüllen würde? Kurz bevor die Dunkelheit kam, riss die Wolkendecke auf, und das Schneelicht blinzelte unter dem Silbermond das Kind an. Erste Flocken wirbelten mit der Heiligen Nacht herbei. Das Mädchen staunte in diesen wundervollen Wandel, als ein weißer Transporter vor dem Haus scharf bremste. Jolas Herz klopfte. Dieses Auto!? Sie rannte zur Haustür, hinter der ein kleiner Hund sehnsüchtig bellte.
Kennen Sie diese tollen Plakatkalender der Anke am Berg? Ein langgestrecktes Wuselwerk (42 x 119 cm) in knallbunten Farben. So viele Jahrestage, so viele Gestalten, schrullige und sehr zauselige. Den Sonntagen ist ein sinnreicher Spruch zum Bedenken geschenkt. Das Kalendarium der besonderen Art gibt eine Ahnung von dem weiten Bilderkosmos der Zeichnerin, zugleich aber ist es auch ein bildschönes Brandenburger Fenster. Denn unter den erfundenen Gestalten sind natürlich echte Brandenburger – die lauten, aber schüchternen und im Grunde ganz herzlichen Landeskinder.
Wenn Anke von ihren Flügelwesen erzählt – dem Grübel-Engel, den rüsselnden Wanderern, den brummige, hexigen, trötenden Wesen in Pink oder Tschitscheringrün; den Flatterpiepern, den königlichen Nixchen und dem Ritter, den satten Stubentigern, Schneemännern, wütenden Kerlen und Schneckendödels, Räubern und verliebte Glühwürmchen … – wird sie hippelig wie diese Wesen selbst. Ist es ein Rüsseltier, von dem sie gestikulierend spricht, wächst ihr förmlich (doch unsichtbar) ein langes Nasenteil, so aufgeweckt und herzfroh erzählt sie. Spritzig und glasklar wie Quellwasser. Sie wäre eine prächtige Lehrerin für Kunst und Mathematik in Bernau geworden, doch dann kam die Wende, und alles ließ sich noch einmal neu denken und wählen. Dabei war die Lust auf kreatives Arbeiten lauter.
Zeitgleich zum Pädagogikstudium hatte Anke schon zu DDR-Zeiten das Fach Illustration in Leipzig belegt, extern. Jetzt konnte sie es wirklich werden: Illustratorin, ihr Traum. Zunächst bei „das blatt“ als Grafikerin, dann als Art-Director bei der Kommunikationsagentur PUBLIC. Doch das war noch nicht das wirklich freie Arbeiten. Sie wollte es unbedingt (ein Glück für uns!) und streifte 2001 alle Sicherheiten ab. Seither schafft als freiberufliche Grafikerin und Illustratorin.
Inzwischen unterhält sie ihr Dachatelier im flachen Panketal. Einen Berg ist dort weit und breit nicht in Sicht. Aber weil es in der Umgebung so viele Menschen mit dem Namen Göritz gab, wie die Frau bürgerlich heißt, wählte sie die Übersetzung aus dem Altslavischen. Darin heißt Göritz = am Berg. So kam die Anke zum Berg. Wie Sisyphus? Ein bisschen bestimmt, denn das Ende einer Arbeit ist auch immer wieder Neuanfang. Lange Zeit ohne Pause. Hunderte gezeichnete Wesen gibt es indes aus ihrer Hand. In Kinderbüchern namhafter Verlage (Aufbau, Cornelsen, Herder, Polygraphic, Schott, Westermann) ebenso wie für ein Weihnachtsbuch, das sie mit ihrer Schwester 2012 herausgab. Sie hat Christian Morgensterns berühmte „Drei Spatzen“ (Eulenspiegel) illustriert, „Die Hexe Annabell“ (ArsEdition) oder „Josephs Weihnachten“ im Kreuz Verlag und vieles anderes mehr. Doch es ist ein stilles, konzentriertes Geschäft, das nach 15 Jahren nach Gesellschaft ruft. Deshalb gibt die Frau jetzt Workshops, Kurse und nimmt seit drei Jahren im Barnim am Tag der offenen Ateliers im November teil. Da kann der Interessent entdecken, das sie zwischendurch auch in freier Malerei Leinwände bearbeitet, mal wild, mal verträumt – der Inspiration, nicht dem Kopf folgend – sehr spannend. Das Zeichenwerk wird weiter wachsen und auch zum nächsten Jahreswechsel dürfen wir uns alle auf einen neuen „Krims & Kram“- Kalender von Anke am Berg freuen.
oder in der Galerie Bernau, im Grünbär Bernau, im Fabula Buchladen Zepernick, im Fremdenverkehrsamt Eberswalde und im Buchladen im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Dieses Graugedödel der Nieselwolken kann einem ganz schön auf den Geist gehen. Als Stimmungsaufheller stecke ich Euch heute einfach mal meine schrägen Vögel im Schnee in den Tag. (pe)
Es regnete das letzte Goldlaub, als Rosalie erwachte. Der Himmel leuchtete endlich winterblau. Zu lange saß schon ein milder Herbst im Jahr. Kein Mensch dachte daran, dass heute die Adventszeit begann. Entschlossen legte die Wolkenfrau ihr lila Dezemberkostüm an und stieg auf zu ihrer Mission. Höher und höher. Schließlich war sie zu einer mächtigen Wolke aufgequollen und begann ihren großen Wintersturm, der die Landschaft kahl fegte und eine Kunde mit sich trug: „Es ist Advent, freut euch und schmückt eure Häuser, es naht das hohe Fest!“ Rosalie sandte schwere Böen, die wie Glocken schepperten. Aber die Menschen hörten ihr festliches Sturmläuten nicht. Sie huschten einfach in ihre Behausungen, drehten die Heizkörper auf und gingen weiter angestrengt ihren Verrichtungen nach. Nur wenige setzten dem Advent schmückende Zeichen. Rosalie schauderte es. Ganz offenbar war den Menschen das schöne Dezembergefühl, das Gespür für die großen und kleinen Geheimnisse, abhandengekommen. Sie musste etwas unternehmen. Abends wetterte die Wolkenfrau an Josefs Fensterladen und bat ihn um Hilfe.
Josef schleppte all die eingefrorenen, geschmolzenen und verlorenen Gedanken. Er hatte sie in einem großen Leinensack verstaut und stapfte damit auf den Marktplatz. Zwischen Weihnachtsbäckerei und Glühweinduft wollte er an diesem Adventssonntag den Stand der guten Gedanken aufmachen. Nur die allerbesten würde Josef dort verschenken, die anderen hatte er auf seinem Speicher dem Vergessen überlassen. Hauchdünne Gespinste türmten sich dort fast unsichtbar, aber der Mann stieß an ihnen und wunderte sich, dass niemand sich ihrer erinnerte. Josef war ein Gedankensammler. Er nahm alles, was er kriegen konnte: Große und kleine, wirre und kluge, mutige und zaghafte – eben alles, was aus anderer Leute Köpfe fiel. Ja, Josef war kauzig, aber besonders, denn er konnte Gedanken lesen. Immer, wenn jemand seinen Spinnfaden verlor und der dürre Mann in der Nähe war, pflückte er sich diesen von den Schöpfen und versteckte ihn in einem seiner Beutel. In den grünen kamen die Ökoideen, in den gelben die Neidgedanken, in den roten die Liebes- und Festgedanken, in den weißen die Nichtssagenden und in den schwarzen die Volltreffer, eben die ganz großen Ideen. Mit seinen langen, feingliedrigen Fingern, die einem Klavierspieler gehören könnten, zog Josef ein dunkelrotes Samttuch über den leeren Marktstand am Rande des vorweihnachtlichen Treibens. Der alte Schimmelpfennig hatte ihm einen abseitigen Platz zugewiesen, denn der Marktbetreiber wusste nicht so recht, was Josef mit seinem Angebot wollte. „Gedankenspende“ stand auf seiner Anmeldung. Merkwürdig, aber weil Schimmelpfennig noch Stände freihatte, sagte er dem Alten zu, hatte aber ein kritisches Auge auf ihn. Der knüpfte soeben einen nachtblauen Baldachin unter das Standdach, und als er die Lichterkette darin ansteckte, funkelten hunderte von goldenen Sternchen in dem Traumvlies, an dessen Stirnkante in großen Lettern „Gedankenspende“ stand. Dann setzte er seinen Leinensack auf die rote Verkaufsfläche, band ihn auf und wartete mit suchendem Blick. Wie er da so stand, wurde er beobachtet. „Was verkauft der Alte?“, fragte eine rundliche Dame die Zuckerbäckerin gegenüber. Sie wusste es nicht, sagt nur, „Ab und zu pustet er Flitter in die Luft, seltsam nicht?“ Ein vorbeieilender Mann spöttelte: „Nimmst du auch gebrauchte Gedanken?“ Josef schüttelte den Kopf und ärgerte sich ein bisschen. Der Begriff „Spende“ machte offenbar nicht verständlich, was er meinte. Nicht er wollte etwas gespendet bekommen, sondern er wollte etwas abgeben. Josef kramte in seinen großen Manteltaschen und fand einen handgroßen Stoffstern, den steckte er mit einer Sicherheitsnadel über das kleine „P“, und nun stand dort „Gedankensende“. Josef nickte zufrieden. „Bist du ein Zauberer?“, fragte ihn ein dünnes Stimmchen. „Und holst du gleich ein weißes Kaninchen aus dem Sack?“ Josef löste seinen Suchblick und sah auf das ratende Kind. Es war kaum höher als seine Tischplatte, nur eine Locke im Wind und zwei wasserblaue Augen schauten darüber. „Ach, nein, es ist ja gleich Weihnachten, da wirst du sicher Geschenke in deinem Sack versteckt haben oder?“ „Vielleicht“, murmelte Josef, „wenn Gedanken ein Geschenk sind.“ Das Kind schaute verdutzt. „Du verschenkst Gedanken? Das ist ja toll. Mein Vater vergisst alles, selbst die Feiertage, da könnte ich ihm ja ein paar Festgedanken zu Weihnachten schenken. Wäre das möglich?“ Josef nickte. „Und wieso kannst du das?“, fragte das Mädchen weiter. „Weil ich ein Advents-Bote bin“, flüsterte Josef. Er griff in den Sack und gab dem Kind eine Handvoll feierlicher Gedanken. Rosalie hatte während ihres nächtlichen Besuches all die unsichtbaren Gedankengespinste mit Sternenstaub umzogen, so glitzerten nun die Inspirationen ganz wundervoll. „Puste sie nächsten Sonntag deinem Vater entgegen“, sprach Josef. Das Kind schloss fest die Hand und lief aufgeregt nach Haus. Als es am nächsten Sonntag erwachte, hörte es den Vater schon telefonieren: „Na, wenn Sie meinen, dass es heute noch sein muss …“. Das kleine Mädchen tapste schläfrig mit der Handvoll Sternenstaubgedanken hinüber und pustete damit kräftig den Vater an. Einen Moment lang stockte dessen Rede am Telefon, aber dann traute das Kind seinen Ohren kaum: „Wie kommen sie eigentlich dazu, mich am Adventssonntag mit so etwas zu belästigen? Das ganze Jahr über geht das schon so, aber ich habe keinen Lebensvertrag mit ihnen. Wir können am Montag weiter reden!“ Sagte es, legte auf und atmet erleichtert. Dann schaute er lächelnd auf seine kleine Tochter, nahm sie auf seinen Arm und sagte: „Weißt du, heute fahren wir hinaus in den schönen Winterwald und holen uns beim Förster einen Weihnachtsbaum, und du darfst ihn aussuchen.“ Petra Elsner
Wenn es am 24. Dezember endlich dämmerte, zog mein Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern um die Höfe und spielte mit uns unterwegs: „Wer entdeckt den ersten Weihnachtsbaum hinter den Fenstern?“ Danach begannen wir Mädchen zu betteln: „Ach, Vati, erzähl uns doch eine Geschichte!“ Und er begann uns jedes Jahr wieder mit dieser Endlosgeschichte zu foppen: „Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Da sagten die Söhne, Vater erzähl uns eine Geschichte. Da fing der Vater an: Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne …“ Ich glaube, er kannte keine andere. Wir Kinder waren immer einigermaßen froh, wenn der Weihnachtsspaziergang gegen 16 Uhr endete und uns ein Glöckchen ins Weihnachtzimmer rief, wo eine prächtige Kiefer, geschmückt mit roten Kugeln, Lametta, weißen Lichtern und funkelnden Wunderkerzen, uns erwartete. Dieses Anstaunen des funkelnden Baumes war für mich der schönste Moment vom ganzen Fest, bei dem die gesamte Familie beieinander war, die Alten und die Jungen. Es gab knusprige Nussplätzchen und selbstgebackenen Stollen. Oma sang mit brüchiger Stimme „Stille Nacht…“ und Mama zupfte dazu die Laute. Es blieb für zwei Generationen genauso.
Als meine Eltern nicht mehr lebten, begann ich Weihnachtsgeschichten zu erfinden. Mein Sohn Jan war längst erwachsen, doch ich hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas in diese Zeit zu legen – eine freundliche Zutat für ein festliches Miteinander. Erst für Freunde, dann auch für Zeitungsleser, jedes Jahr eine neue und so kam es, dass ich mit diesen Dezembergeschichten in die Advents- und Weihnachtszeit anderer Familien geriet. Es sind inzwischen fast 30 und sie spielen dort, wo ich lebte und lebe – in der Region Ostbrandenburg, wozu für mich auch Stadt Berlin gehört.
Petra Elsner
Jeder hat sie, die Sehnsuchtsorte, um so älter man wird, desto mehr sind es. Meine Freundin Trilli hat, um dem imaginären Gefühl Gestalt zu geben, die “Sehnsuchtsberatungsstelle” und “Das große Buch der Sehnsucht” geschaffen. Es war ihre Variante das Verlustgefühl zu materialisieren. Bei mir war/ist es ein mir unbekannter Ort: das Walddorf Schluft in der Schorfheide. Dort verlebten meine Eltern in den 70ern einen Sommer und als sie heimkehrten, sah ich zwei glückliche Menschen wie sie nie glücklicher waren – vorher und nachher. Das war es wohl – mein Lockruf in die Heide – eine Schwingung meiner Ahnen vielleicht. Denn immer, wenn wir durch Schluft kommen, spüre ich einen unerklärlichen Hauch von Glück. (pe)
Schneezeit in der Heide
Landgasthof zur Linde, Foto: Lutz Reinhardt
2010. Mitten im Schorfheidewald, am nordwestlichsten Ende des Barnims, liegt das Dörfchen Schluft in der Eiseskälte. Tief verschneit atmet es im Januar die große Stille. Nach dem irren Schnee walzte eine Fuhre Langholz, vom Kurtschlager Damm her kommend, die weißen Massen über dem dörflichen Kopfsteinpflaster platt. Problemlos könnte man jetzt hier Autorennen fahren, doch die meisten Tagesstunden gehört die Piste nur den Katzen.
Wenn es dämmert, brennt in der Hauptstraße 19 verlässlich ein Licht. Dort, im Landgasthof „Zur Linde“ wartet das Wirtspaar Angela (55) und Burghard Repkow (57) auf Gäste. Unterhalb der Woche sind diese jetzt selten. Ein, zwei kommen am Abend. Mal kommt der Förster vom Trämmersee auf ein Bier. Oder die junge Schauspielerin von gegenüber paukt zufällig im Sommerhaus Texte und huscht zu später Stunde auf ein Abendbrot quer über den Damm.
Aber in der gemütlichen Linde geht es seit Jahresbeginn gedämpfter zu. „Die Besucher wirken irgendwie in sich gekehrter“, rätselt Angela. „Ja, im Dezember, da hatten wir noch die großen Treibjagden mit heiterem Jagdhornblasen und die Adventskonzerte am Feuer, dort drüben auf dem festlich erleuchteten Spielplatz“, erzählt sie weiter.
Die Lindenwirtin Foto: Elsner
Ihr Mann lächelt dazu von weitem, bleibt lieber in der Deckung des Tresens. Ist eben das Original im Hintergrund. Gewiss, für seinen schelmischen Blick und die leisen, aber geraden Töne, mag man den Mann sogleich. Die zwei sind Wirtsleute in der vierten Generation, da weiß man sich in den dünnen Zeiten zu helfen. „Reich wird man eh’ nicht mit so einer kleinen Wirtschaft. Es gab mal so einen Moment, Anfang der 90er Jahre, da dachten wir, wir müssten alles ändern. Eine größere Speisekarte, vielleicht sogar anbauen. Inzwischen hat uns die Normalität wieder, und wir leben von den Wochenendgästen in der grünen Jahreszeit. Jetzt kommen mal ein paar Leute zum Skilaufen, die sich dann auf einen heißen Tee oder Grog und ein Bauernfrühstück freuen.“
„Vergiss nicht die Wahlen“, wirft Burghard Repkow ein. „Und die kommen am Wochenende wieder“. Er schmunzelt, sie nickt: „Ja, ja, die Stichwahl zum Landrat. Ansonsten richten wir jetzt viele Familienfeste aus, bis zu 20 Personen, auch außer Haus. Erst zum 30. Januar hat sich wieder eine Wandergruppe angesagt, verrät die Wirtin, völlig klaglos. Das ist ebenso.
Vielleicht wird es etwas anders, wenn der Oberförster dieses Jahr einen Wild-Beobachtungs-Schirm auf der Schilfwiese am Kurtschlager Damm errichtet hat, und Kutschfahrten Naturfreude dorthin führen. Vielleicht. Bis dahin ist es im Januar leise in Schluft, dem kleinsten Örtchen der Gemeinde Schorfheide. 120 Menschen siedeln hier, wo andere Ferien machen. Beispielsweise in „Schluftis Waldvilla“ in der Schulstraße. Doch die Bewohner des abgeschiedenen Barnimer Winkels sind und waren nie verwöhnt. Schnee ist hier kein Problem. Man schippt selbst, immer schon. Und die Repkows bauen indes – in aller Ruhe – eine kleine Ferienwohnung für Sommergäste aus.
Bereits in den 20er Jahren kamen vor allem Berliner, „Sommerfrischler“ wie man damals sagte, nach Schluft. Die in den siebziger Jahren erbauten Bungalows unterstreichen, dass bis heute viele den Erholungswert des Minidorfes in der Gemeinde Schorfheide zu schätzen wissen. Ein guter Ort, die Seele baumeln zu lassen.
Es ist drei Jahre her, dass mein Malerfreund Eckhard Böttger nach Qualen
am 25. November 2010 das andere Ufer erreicht hat.
Er war ein Großer und es gibt viele, die ihn vermissen.
Im Gedenken an ihn:
Der Landsucher: Der Boden bebt. Morgens, abends. Solange Eckhard Böttger denken kann. Unweit frisst die Schraube Dörfer. Das Kreischen kommt näher. Böttgers Hof ist verkauft. Für ein Spott-Geld. Das Dorf gähnt verlassen. Selbst der Friedhof ist in ein Massengrab geräumt. Darin die Eltern des Malers. Atemschwere Erde. Alle Wurzeln sind gekappt, doch Phantomschmerz buckert. Der Maler sucht die losen Enden, muss immer wieder nach ihnen fassen, solange es noch möglich: dem Wind, der durch Klingmühl fegt, folgen. Hinter den Braunkohlebaggern wird das Dorf Ödland sein. TABULA-RASA.
Also aufheben, was sich noch findet. Eine Briefmarke, ein Löschblatt – BEWAHREN.
Die Verluste sind es, die uns Lebenswerte spüren lassen. Zwischen Verharren und Aufbruch entsteht Kraft und die Idee zu dem: Wie lebt man nun weiter?
Der Weg begann mit Ton, Erden, Kohlenstaub und Asche. Mit allem was der Boden Klingmühlischer Höfe hergibt. Draußen malen, nur mit Pinseln und Wasserflasche unterwegs. Der Stoff, aus dem Böttgers Tagebau- und Dorf-Bilder sind, findet sich vor Ort. Ein herumwehender Schnittmusterbogen von irgendjemandes verwaistem Nähplatz wird collagenhaft eingearbeitet, Malgrund für jene Erdenwesen, die ohne Land sind. Flüchtige Schattenrisse. LANDSUCHER.
Böttger ist ein Landsucher. Ein Wandler zwischen dem Diesseits und Jenseits. Der erzählt feinnervig prosaische Bildgeschichten. Ist einer, der festhält, dem Schmerz Gestalt gibt, nicht nur als Maler. Aus alten Treppenbohlen schlägt er Figuren. Als würde er jenem, der ein Leben lang die knarrende Treppe auf- und abstieg, ein Zeugnis geben: Du warst hier. Ich kenne dich, halte dich in meinen Gedanken.
Die Weiden von Böttgers Hof hatte ein Fremder beschnitten. Dass daran noch wer dachte in dem totgeweihten Dorf. Ein paar Triebe nahm der Maler mit. „Seine Weiden“ hängen jetzt in seinen Fenstern, gebogen zu Köpfen, bespannt mit Seidenpapier, darauf mit Beize getuschte Gesichter. Die schauen vom dritten Stock eines Plattenbaus in Finsterwalde ins brache Land und bestaunen die Stille. Denn urplötzlich verebbte das Sauriergebrüll.
Die Dorfräumung kam kurz vor der politischen Wende in der DDR, nach letzterer die Krise in der Lausitzer Braunkohle. Klingmühl ist seither ein Nirgendwo. Nur einige trotzige Alte blieben, zum Sterben und geistern derweil durch die Totenstille, die nur das Zirpen der Grillen zerreißt.
Eckhard Böttger kann diesen Ort nicht loslassen. Dort war der Vater Bergmann. In jenen Wiesen lag der Junge himmelschauend oder tollte selbst- und zeitvergessen durch nahe Wälder. Eine Landschaft sehen lernen, die ruhespendende Kraft der Natur in sich aufnehmen. Noch unerklärlich. In diesem Dorf probierte der Heranwachsende sich aus: Imkern, Gitarre spielen, mit einem Lehrerfreund Wettzeichnen. Wer kopiert am besten alte Meister? Beharrlich, ganze Regenferien lang. Restaurator wär der Böttgersohn damals gern geworden. In Klingmühl verdichten sich die Erinnerungsfetzen freudreicher Kindheit. Sorgenfreie, liebevolle Tage. Nur das Kreischen, das Schreien der Erde aus der Ferne dröhnte immer schon bedrohlich. Es kündete vom Ende. Seit sich Böttger malend ausdrückt, wuchs da ein Band, ein inneres, zum Tagebau-Thema. Das ist so straff, fast mörderische Fessel, dass mir beim Betrachten eine Gänsehaut wächst. Aber das muss wohl sein, denn der Stoff hat’s in sich:
„Ich weiß, die Dinge wirken unheimlich düster. Aber, das ist doch auch eine fürchterliche Tragik: Leute gehen zur Arbeit und baggern sich weg. Wahnsinn ist das“, erschaudert der Maler selbst, während er über seine Motive spricht. „Da kommt innerer Druck auf. Wie stellst du das dar? Wie erhältst du den Leuten IHR Stückchen Erde? Das bringt man über Porträts nicht rüber – die Dramatik, wie, sagen wir, eine alte Frau, die mit ihren Tieren sprach, in einen Stadt-Plattenbau ziehen muss. Kann man das malen? Plötzlich hatte ich’s: OBJEKTE zu meinen erdenen Bildern. Da waren jede Menge Milchprüfflaschen im Dorf. Die standen schon lange bei mir. Versteckt. Wusste nicht, was damit werden würde. Schließlich habe ich die kleinen Flaschen mit Sand, Asche und Kieseln von den Häusern und Höfen im Abbruch gefüllt – je nach Beschaffenheit, ohne Gestaltungsidee. 66 Stück, unbeschriftet, einfach zum in die Hand nehmen. Das hier ist Herdasche. Der Herd ist das erste und letzte im Dorf.“
Ich nehme schweigend so eine Flasche in die Hand und fühle plötzlich Traurigkeit, Zorn, Mahnung in mir aufsteigen. Das ist der letzte Rest einer abgerissenen Existenz. Sehe dazu auf Böttgers Aschebilder. Einen Engel, einen Phönix und abermals die Landsucher als sich auflösende Formen in einer sich auflösenden Landschaft. Schaue auf und blicke in zwei hellwache Augen. Darin glänzt Kampf. Der Mann klagt nicht. Er empört sich: „Ich wehre mich dagegen, dass wir hier in der Provinz als Menschen 2. Klasse gelten. Sicher, eine Großstadt ist quirlig. Tausende Möglichkeiten. Ein Dschungel. Aber wo knallt’s denn wirklich?“ Schreit er nun fast. „Stimmt schon, auf die Probleme der Welt bezogen, ist so ein fressender Tagebau nichts. Und vom Flugzeug sieht das Drama auch ganz winzig aus. Aber für mich und die Leute hier ist es ein Thema und ich habe dadurch meine Daseinsberechtigung. Ich hab‘ mir lange überlegt, was das noch mit Kunst zu tun hat. Ob es nicht eher eine Art Dokumentation ist.“
Inzwischen hat er die Zweifel verworfen. Ohne Frage, die Arbeiten zur „Dorfbegehung“ lassen sich nicht verkaufen. Sie haben musealen Wert. Aber in der Abgeschiedenheit, allein in der Auseinandersetzung mit diesem schwerlastigen Thema, auch wegen mangelnder Temperafarben fand Böttger seine expressionistischen Mittel, seine Eigen-Art. Weg von den Vorbildern Georges Rouault bis Karl Hofer, die nach der Hochschulzeit sein Werk beeinflussten. Böttger’s Farbsymbolik ist einzigartig und die reduziert sich nicht von den Stoffen her auf die mit Leim gemischte Erden, Aschen, Kohlenstaub. Ersatzweise Abtönpasten bei großformatigen Gemälden wie dem „Baggergeräusch“ oder zuweilen beidseitig getuschte Beizen auf transparentem Seidenpapier, worauf sich beispielsweise seine „Landsucher“ wiederfinden, ergeben intensive Effekte. Böttger hat auch Farben, es kommt auf das Thema an.
Einer, der sich mit dem Sterben seiner Landschaft, den Ursachen und Folgen, den Deformationen beschäftigt, muss schon ein stückweit lebensbejahenden Optimismus in sich tragen, um daran nicht zu zerspringen.
Der kleine, zähe Mann mit dem Brechtschnitt hat selbstironischen Witz. Sagt der doch zu unserer telefonischen Verabredung. „Also wenn Sie auf dem Finsterwalder Bahnhofsvorplatz eine kleine, graue Maus neben einem roten Auto sehen, die gerade eine Ode an den Mond vorträgt, dann bin ich das.“
Der Mond hat’s ihm angetan. Warum?
„Frauen sind für mich wie Tauben oder wie Mond. Oder besser wie Mondsicheln. Also der Mond – ähm, nehmen wir die Frauen erst mal beiseite. Also wenn der Mond absackt, ist er ganz weit weg, aber nicht kalt. Die Sonne ist für mich schwarz. Der Mond blau. Die Farbe mag ich einfach. Warum lässt sich schlecht erklären, ist eben halb verrückt, einfach irre, so ’ne leuchtende Kugel am Himmel zu haben. Und Mondsicheln sind nach meiner Empfindung wie Frauen. Lange schon. Dann habe ich wirklich in der Literatur einen Hinweis gefunden, der die Sichelform als Symbol für Frauen erklärt. Genauso wie die Form der Vögel. Haben Sie schon einmal einen Vogel in den Händen gehalten? Was man da fühlt: wie das Vogelherz rast, ’ne Angst zu fest zuzudrücken oder, dass er fortfliegt. Fürchterlich, der Gedanke, einer Taube den Hals umzudrehen. Sie haben für mich einfach was mit Freiheit und Sesshaftigkeit zu tun.
Himmelskörper gehören in meine Bilder. Sonne oder Mond. Das hat nichts mit dem Licht zu tun. Die Sonne sticht, ist aggressiv. Mein ‚Sonnenkind‘ strahlt. Für das Tagebauthema suchte ich lange nach dem: Was mache ich mit der Figur? Eine Landschaft ohne Figur steht nicht für mich. Also, ich musste welche erfinden: Mondkinder, Sonnenkinder, Erdenkinder – Landsucher. Landsucher sind für mich ungeheuer wichtig. Leute, die nach einer neuen Heimat suchen. Dass die jetzt darüber hinaus noch die Wendestory assoziieren, dafür kann ich nicht. Aber es kommt dazu.“
Böttger ist dünnhäutig und ein Verletzter, der sich selbst nicht mehr irritiert. Schwere Zeiten, Unwohlsein wie Unbehagen sind für ihn die produktivsten Phasen. Das sagt einer, der kaum Pausen für sich zulässt. Wenn, dann ganz bewusst für die Familie.
Moni und die zwei Söhne – das Wertvollste um ihn. Seine Frau fand er in Meißen, wo beide Porzellanmaler lernten. Sie trug ihn und seine Lasten mit: Die exzessiven Malphasen im Freien mit Lehrlingsfreunden und die daraus rührende Hinwendung zur professionellen Malerei. Die Zeit der Kunsthochschule in Dresden. Die Rückkehr in die Lausitz, wo es für sie keine Porzellanmalerei gab. Moni gab ihm Halt, während seiner Enttäuschung über die Enge der Menschen in der Heimat. – Gartentür zu und keinen reinlassen. – Die Krisen. Die Isolation. Die Aufbrüche und Kontaktsuche. Langsam fanden Böttger’s neue Freunde. Am Ort und überall im Land. In Finsterwalde wäre der Maler verhungert, oder er hätte zarte Aquarelle anbieten müssen. Doch er blieb stur und sich kompromisslos selbst treu. So war der junge Maler schon zu DDR-Zeiten viel unterwegs. Den studentischen Lebensstil behielt die Familie bei. Das macht sie unabhängiger, nur ein Auto musste sein, der Mobilität wegen.
Als Maler hat Eckhard Böttger mit der Wende „nur“ seinen Harlekin verloren. Zirkus, Mensch und Akt ist die grobe Klammer weiterer Themen. Sein Harlekin stand für das Masken-Leben in der DDR. Ironisch bis zynisch. Er, der Maler, selbst in dieser Maskerade ein Clown. Der Moralist. Empfindsam. Der mag Menschen, glaubt nur an sie, obgleich hinlänglich und immer aufs Neue von ihnen enttäuscht. Mit DEM Volk hat er Probleme. Von dem ehemaligen DDR-VOLK fühlt er sich verletzt. Man sollte sich über derartige Gefühle nicht wundern, die jemand hat, der in jenes deutsche Zwischenland hineingeborgen wurde und es für sich als eine unverrückbare Größenordnung empfand. „Ja, die Wende wirkte auch auf mich befreiend. Aber wenn so ein blödes Wortspiel ‚Wir sind DAS Volk! – Wir sind EIN Volk!‘ eine ganze Politik ändern kann, und ein wichtiges Buch, ein gutes Lied oder Bild kann es nicht, weil’s keiner aufnehmen kann oder will, dann ist das für mich ziemlich erbärmlich. Heute würde ich keine Emotionen mehr an irgendeine politische Richtung verschwenden. Mich interessiert DAS Volk nicht mehr. Meinetwegen sitz‘ ich damit in irgendeinem Künstlerhimmel. Bitteschön, aber eben nach meiner Fasson. Es ärgert mich einfach, dass heute jeder primitive Löffel, der sich lieber ’nen Porno als ein Theaterstück reinzieht, und der auch sonst von nichts ’ne Ahnung hat, nur weil er Land besitzt, einen dicken Max schieben kann. Das ist meine Enttäuschung.“
Das kommt bitter aus ihm, umso gewisser ist’s, er wird seinen Harlekin wiederfinden, in irgendeiner Jackentasche, um abermals einigen Zeitgenossen, böse den Spiegel vorzuhalten.
Sein Finsterwalder Atelier musste der Maler inzwischen aufgeben. Die Kosten. Ein paar Monate war die Böttger-Vierraumwohnung mit den Werken des Malers verstellt, unlängst aber gab ihm das Finsterwalder Museum ein neues Arbeitsquartier.
„Hah“, belacht er trocken die vergangene Situation. „Was meinen Sie, was jetzt so losgeht. Die Riesenarbeitslosigkeit hier in dieser Region. Ich kann immer malen, notfalls wieder draußen. Wie oft werde ich gefragt: ‚Und, hast du noch deinen Job?‘ Und ich darauf: Ich war nie, und ich werde nie arbeitslos. Mir nimmt niemand den Job weg. Plötzlich überlegen die Leute. Fragen sich, was macht der eigentlich? Finden schließlich, Künstler seien etwas, die geben sich selbst Arbeit. Da steckt ’ne Menge Anerkennung drin. Das heißt nicht, dass sie die Bilder mögen. Nein, es geht um dieses Aus-Sich-Heraus, was bewundert wird. Zu DDR-Zeiten war es viel schwieriger, sich als Künstler zu bestätigen. Wir haben als Anfänger oft darunter gelitten, dass man uns an dem Haus eines Verbandspräsidenten gemessen hat.“
Heute heißt die „heilige Kuh“ anders: Kunstmarkt. Böttger lässt sich heute wie damals davon nicht beeindrucken. Oder doch? Schon: gelegentlich angewiderter Rückzug. Es beeindruckt den Mann viel mehr, wenn eine Arbeitslose ihm einen Druck abkauft, damit er und seine Familie über den Monat kommen. Restwärme aus der ehemaligen DDR? Vielleicht, vor allem aber: ACHTUNG.
Nicht die Konkurrenz nervt ihn, sondern die Art und Weise, was und wie Kunst in westlichen Galerien gehändelt wird. Das Oberflächliche. Für die Ost-West-Kunstdebatte hat Böttger nur eine Bemerkung: „Seitdem Baselitz uns Ostdeutsche Künstler als Arschlöcher bezeichnet hat, wo er doch selbst von hier stammt, weiß ich, dass er Angst hat.“
Böttger schlägt sich ohne großes Gewese durch. Eine Warnemünder und eine Galerie im Rheinland vertritt ihn. Warum nicht eine Cottbuser?
Er hat’s nicht mit den Klügeln, ist eher ein Einzelgänger und als solcher lieber viel unterwegs, um auf die Menschen zu treffen, die seine Arbeiten spontan und ohne lange Warteschleife annehmen. Nichts gegen die Leute in Cottbus oder Senftenberg. Er mag sie und sie scheinen ihm alle sehr interessant. Nur, er muss fahren, sonst erstickt er an der Finsterwalder Enge. Begraben werden will der Mann hier nicht. Obgleich er mit seinen Erdtönen genau hier im Brandenburgischen wurzelt. Eine Gegend nach seinem Sinn wäre Mecklenburg. Ein Traum, denn er ist nicht einmal für einen Arbeitsschuppen kreditwürdig. Hätte der Maler Geld, würde er eine Töpferei aufbauen, einen Dreher einstellen und mit Moni malen. Aber ist nicht, jetzt noch nicht. Doch die Bilderwelt eines Eckhard Böttgers kennt viele andere Malgründe.
(Buchbeitrag in „Arbeitslos bin ich nie“, 1994, KIRO Verlag)
Ecki Böttger vorne, dahinter (v.l.n.r.) Moni Böttger, Musikclown Jopi, Petra Elsner, Norbert Zallmann bei einem meiner Berliner Atelierfeste. Foto: Lutz Reinhardt
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