Das Festessen ist bereitet, der Liebste schläft, und ich rutsche auf dem Fußboden herum,
um „Der großen Schamanin“ (213 cm hoch, 84 cm breit – die Zimmerdecke im Atelier ist gerade mal ein Zentimeter höher … ) Gestalt zu geben: Mütterliche Kraft, Einweihung und Weisheit soll sie versprühen …
In der Weihnachtszeit war Johanna immer mit einem Bauchladen voller Köstlichkeiten unterwegs. Abends vor dem prächtigen Theater und später von einer Gastwirtschaft zur nächsten. So wie die Schmuckhändler, die Brezel- oder die Rosenverkäufer hoffte sie auf spendable Kavaliere, die ihrer Herzdame eine Aufmerksamkeit offerierten. Johanna sang im Gehen leise: „Feine Köstlichkeiten mit Knuspereffekt, fruchtig-würzige Aromen in mundfertigen Portionen.“ Sie schwang dazu die Hüften im Rhythmus der Worte und zog so die Blicke auf sich: erheiterte, aber auch gierige und feindselige. Nicht jeder Dame war ihr aufreizender Anblick recht. Aber Johanna ließ sich nicht schrecken und säuselte weiter: „Zart schmelzende Seelenschmeichler, verführerisch wie ein Kuss. Eine Praline für einen Euro. Meine Herren, cremig weiß oder geheimnisvoll dunkel?“ Sie spielte mit den Anzüglichkeiten, um ihre fliegende Ware schnell umzusetzen. Das musste gelingen, sonst fiele Weihnachten für die Geschwisterkinder aus. Johanna wäre nur zu gerne in einer Konfiserie beschäftigt, aber das war ihr nicht gegeben. Wenn schon, sie hatte das „Rezeptbuch für feine Pralinés“ ihrer Großmutter geerbt und deren Talent, daraus ließ sich etwas machen. Sicher war die Stadt um diese Jahreszeit vollgestopft mit Leckereien, aber nichts war so raffiniert wie das verzierte Herzkonfekt, das Johanna durch die Nacht trug.
Sie huschte mit ihrem beleuchteten Bauchladen gerade aus dem Ratskeller und wollte zu dem Caféhaus nebenan, als sie ein alter Mann aufhielt: „Haben Sie auch ein süßes Häppchen für mich?“ Er reichte ihr mit zittriger Hand einen Euro, und die junge Händlerin ließ ihn dafür wählen. Der Weißhaarige griff sich ein tiefschwarzes Herz mit Kaffeestaub, fegte seinen mächtigen Schnauzbart theatralisch beiseite und schob sich die Süßigkeit genüsslich auf die Zunge. Seine zauseligen Brauen begannen zu hüpfen: „Hm, unglaublich, dieser Schmelz und dieses sinnliche Aroma im Abgang! Wer hat dieses Praliné gemacht?“
„Na ich, wer sonst?“, antwortete Johanna.
„Kannst du mir die Rezeptur verraten, du prächtiges Pralinenmädchen?“
„Um nichts in der Welt.“ Johanna wollte weiter, weg von dem merkwürdigen Alten.
„Nein, bleib, ich möchte noch ein anderes probieren.“ Er fingerte in seiner Jackentasche nach einem Geldstück, und als er es hatte, wanderte seine Hand über die leckere Auslage – er konnte sich nicht entscheiden: „Weißt du was, Pralinenmädchen, ich nehme sie alle, samt Tablett.“
Johanna schaute ungläubig, aber der Alte meinte nur: „Na, mach schon.“ Er zählte ihr 50 Euro vor, ergriff die Auslage und eilte schnurstracks davon. Johanna staunte ihm mit offenem Mund eine Weile nach und fragte sich, was war das: ein Produkt-Scout, ein Pralinensüchtiger oder der Weihnachtsmann inkognito?
Am nächsten Abend war das Pralinenmädchen wieder in der Altstadt unterwegs, und abermals begegnete ihr der seltsame Mann: „Hast du heute neue Kreationen dabei?“ Sie nickte und zeigte auf schokolierte Mandeln, die auf Nugat-Rauten thronten. Der Bärtige konnte nicht widerstehen, und als das kleine Kunstwerk auf seiner Zunge zergangen war, brachte er sich in eine offizielle Haltung: „Pralinenmädchen, willst du mir in meiner Weihnachtsbäckerei helfen? Meine Schokoladenköchin ist erkrankt.“
Johanna war irritiert und murmelte: „Du willst mir bloß meine Rezepturen stehlen.“
„Eine könntest du mir überlassen, dafür bekommst du etwas, was dein Leben ändert. Vertrau‘ mir.“
Das war schwer für Johanna, aber einmal Schokoladenköchin zu sein, das reizte sie. Und so ging sie auf das Angebot des Alten ein.
Den ganzen Advent zauberte Johanna die wundervollsten Süßigkeiten, die man sich denken kann. Tausende Stücke, ganz allein, und die Rezeptur des tiefschwarzen Herzens mit Kaffeestaub schenkte sie dem Alten für diese Chance. Am Heiligen Abend zahlte er das Pralinenmädchen großzügig aus und legte eine Rolle in seine Hand: „Erst nachsehen, wenn ich weg bin.“ Johanna nickte und dankte dem Alten und er ihr. Als sie ins Freie trat, hatte sie ihren Schal vergessen. Sie drehte sich um, doch hinter der Tür öffnete sich nur eine staubige Halle, keine Spur von der duftenden Weihnachtsbäckerei. Wie konnte das sein? Sie löste das Siegel der Rolle und las: „Zertifikat für die meisterliche Schokoladenköchin im Dienste des Weihnachtsmanns. Alle Jahre wieder an einem anderen Ort.“ Petra Elsner
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Ja, in der Uckermark macht gerade die Kriminalgeschichte „Stummen Gänse“ das Rennen, aber mein zweites Buch, dass am 15. November 2014 den Deutschen Buchmarkt betrat, ist so ziemlich das Beste, was ich bisher geschrieben habe – finde ich. Darum lege ich dieses sehr schön gestaltete Buch allen Fantasy-Freunden als Weihnachtsgeschenk ans Herz.
Leseprobe:
Das tiefgrüne Land war wild und mächtig. Nur wenige tapfere Männer haben es je gesehen. Uralt war es, wie auch seine Bewohner, die Baumriesen. Niemand ahnte, dass sie heimlich wanderten. Langsam und unmerklich nahmen sich ihre Baumkinder jeden Frühling ein Stück neues Land von den Wiesen. So wuchs das Baumland zu einem mächtigen grünen Pelz der Erde heran.
Natürlich hatte das Land der Baumriesen auch einen König. Hanjor, der friedfertige Seher. Und die Riesen bewahrten einen einzigartigen Schatz - die Elementekugeln: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese leuchtenden Kugeln hielt Loriell, die Tochter des Baumkönigs, unter ihrem Rindenkleid, in einer Asthöhle verborgen. Die gleich starken Kugeln mussten immer beieinander sein, um das Gleichgewicht der Erde zu gewähren. Loriell wuchs deshalb dicht umstanden im Schutze ihrer vier Wächterbäume Robur, Benjo, Solan und Pikar heran. Schlank und schön.
An einem kalten Dezembertag fiel plötzlich Eisregen ins Land der Baumriesen. Der umzog jeden Ast und jeden Halm mit einem glasklaren Mantel, der vom Wind angefacht den ganzen Wald zum Singen brachte. Es war ein klirrendes, bedrohliches Lied. Kaum später kam der Schnee. Tage und Nächte fielen Flocken aus dem Wolkengrau und legten sich schwer auf die alten Baumgestalten. Die ächzten und knarrten unter der Last. Es war die zarte Loriell, die als Erste in sich zusammenbrach. Der Kugelschatz erreichte im Fallen nicht einmal den Boden, denn der Wind fing sie und nahm sie mit sich fort. Sosehr auch die Wächterbäume versuchten, ihm den Weg zu verstellen, sie waren einfach zu steif gefroren, als dass sie wendig genug gewesen wären. Seither war es dunkel und kalt im Land der Baumriesen…
Petra Elsner: “Der Schatz der Baumriesen”
Eine Fantasy-Geschichte für Erwachsene (Kinder ab 6 verstehen es auf ihre Art) Hardcover, 14,8 x 21,0 cm, mit zahlreichen Illustrationen von Petra Elsner, ISBN 978-3-943487-46-6, Ladenpreis: ca. 14,99 €, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk Angermünde
Kurz-Inhalt In einem klirrenden Sturm raubt die Winterhexe Gora den Schatz des Gleichgewichts der Welt aus dem Land der Baumriesen. Nun kämpfen die Elemente um die Macht und gefährden damit alles Leben. Ein mutiger Läufer ist auf dem Weg, um das Unheil abzuwenden.
Wie illustriert man ein Gänse-Kochbuch? Gänse kochen Gänse? Nee, das geht gar nicht, deshalb kochen meine Gänse rote Sterne und damit den Advent. Und natürlich sollten die auch einen anderen Strich haben, als die Krimigänse …Hier eine Kostprobe aus dem Wendebuch: Stumme Gänse (Krimi)/Gans köstlich (Kochbuch):
Irgendwo in dieser winterlichen Weite der Uckermark hält ein Dieb und Tierschänder 250 geklaute Dänengänse versteckt, die Soko Gänseklau tappt lange Zeit im Dunkeln …
Hinter Alt Placht mit seinem verzaubernden „Kirchlein im Grünen“ liegt der Gänsehof der Familie Bach. Der abgelegene Ort ist real, der Hof erfunden. Hier schlägt der Gantermörder zum ersten Male zu …
Auf und am Marktplatz von Templin. In meinem regionalen Krimi „Stumme Gänse“ trifft sich der junge Gänsewirt Konrad Bach mit der Kriminalistin Paula Fink, um mit ihr im Altstadtcafé eine seltsame Entdeckung im Netz zu besprechen …
Dieses Wochenende ist in Angermünde Gänsemarkt, wir waren da und haben beim berühmten Gänse-Papa einen Weihnachtsvogel erstanden. Das schnatternde Federvieh hat wegen der Vogelgrippe Stallpflicht, so gab es nur zwei lebende Gänse in der Hütte auf Stroh, was dem kleinen, feinen Markt keinen Abbruch tat. Auf dem Weg lag einer der Originalschauplätze aus meiner Kriminalgeschichte „Stumme Gänse“, die im Wendebuch „Gans köstlich“ heißt, das Restaurant „Grambauers Kalit“, in dem ein Lokaljournalist einem Tierarzt unnachgiebig auf die Pelle rückt …
„Herbstmatt“ ist eines meiner Bilder aus dem Jahr 2000, aber so kann sich man/frau auch heute noch fühlen – gelegentlich. Wünsche Euch eine schöne Woche …
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