Schlagartig wusste Meander wieder, was mit seinem Zeitgefühl geschah: Er hatte es verbannt. Ja, natürlich, er wollte dieses hektische Empfinden loswerden. Jedes Jahr schien die Zeit eiliger unterwegs zu sein, und die Monate huschten nur noch wie ein Hauch vorbei. Das war nicht sein Tempo, sondern das seiner rastlosen Umgebung, die mehr und mehr und noch mehr Ereignisse aufführte. Die kamen schrill und grell daher, gleich, ob sie wichtig oder unwichtig waren – eine wirre Gaukelei. Irgendwann fühlte sich Meander Memolos wie ein Ertrinkender im reißenden Strom der Zeit. Das war der Tag, an dem er das Tempo der anderen aus seinem Leben vertrieb. Er zog sich einfach zurück auf den Dachboden über dem Uni-Archiv und begab sich dort in eine kauzige Isolation. Alle Termine blieben draußen, und so dehnte sich fortan seine Zeit.
Er hatte endlich Gelegenheit, die Dinge zu tun, die ihm wichtig waren, und war froh damit. Selbst als er in einem verstaubten Winkel die alte Uhr entdeckte, reinigte und aufzog, änderte sich das nicht, denn sie schlich eigenwillig apathisch durch die Stunden. Meander klebte ihr demonstrativ einen seiner gelehrigen Sprüche an das antiquierte Gehäuse: „Uhrzeit ist nicht gleich Ereigniszeit“ – als weisen Selbsterhalt für sich und das rhythmusgestörte Laufwerk. Beide tickten eben anders. Nur wie? Meanders Zeitgefühl verflüchtigte sich in dieser Einsiedelei langsam vollends. Wieso vermisste er es nur auf ein Mal? Weil er allein war? Aus Langeweile?
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