Das war eine dämmrige Woche. Da passte es, die letzte Lage Stollenkuchen aus dem Tiefkühler zu ziehen und warm der Petra vom See zu servieren. Sie besucht mich alle Jahre mit neuen Ideen und schöner Keramik. Diesmal bekam ich rote Schälchen spendiert. Karminrot – meine Farbe! Sehr schön und ich bin natürlich dankbar für ihre Zuwendungen. Wie sprachen über „Morgenstill“ und darüber, wie unterschiedlich die Menschen darauf reagieren. Wie im Leben eben, die einen tragen ihr Herz auf der Zunge und die anderen schweigen bis über den Tod hinaus. Man kann das Verwelken zwar verbergen, aber aufhalten wird man es damit nie. Für viele Menschen ist Kranksein ein Makel.
Immer noch lehnt die Öffentlichkeit Gespräche über den Tod als morbid ab. Bücher wie „Interviews mit Sterbenden“ von Elisabeth Kübler-Ross, „Tagebücher und Briefe“ von Maxi Wander und „Es wird mir fehlen, das Leben“ von Ruth Picardie gelten bis in die Jetztzeit als brisante Bücher. Als Geheimtipp für so oder so Betroffene, für andere kursieren diese Notate als „Unberührbare“. Während die Spaßgesellschaft sich ständig jugendlicher und perfekter gibt, erleben wir in ihr das Paradoxon, dass die aufgeklärte Gesellschaft Krankheit und Tod heute noch weiter von sich weist, als vor Zeiten. Die Angst vor dreierlei „Defekten“ manifestiert sich. Man will nicht auf die respektlose Seite der Verlierer geraten. Schon der Berührung mit anderer Leute Leid weicht der erfolgsorientierte Mensch eher aus. Der hoch kultivierte Individualismus treibt so offenkundig nicht nur die Vereinsamung des Einzelnen, sondern zugleich eine allgemeine Gefühlskälte voran. Dem Schein nach, denn wer involviert ist oder wird, steht vor existentiellen Fragen, die zumeist seine komplette Wertewelt aushebeln. All das war und ist für mich schon lange ein Schreibgrund…
Kategorie: Morgenstunde – Blogkolumne
Morgenstunde (941. Blog-Notat)
Heute, 12:45 Uhr, landete das erste Schwälbchen auf unserem Dachfirst. Einen Moment nur, dann flog der Kundschafter weiter auf seiner Erkundungstour. Dort, wo ich herkomme, gab es seinerzeit keine Schwalben. Zeuthen, im Süden vor Berlin, war und ist eine grüne Vorstadtoase. Viel Wasser, Wiesen und Wälder. Nur in der kleinen Dorfaue am Zeuthener See gab es noch eine Handvoll landwirtschaftliche Höfe. Vielleicht waren dort Schwalben Zuhause. Ich kannte die Vögel damals nur aus einem Kinderbuch, dass ich heute noch besitze. Es erzählt in altmodischen Reimen von der Familie Zwitscherfried, die im Herbst mit ihren Kindern übers Meer nach Afrika fliegt. Den Jungen passt das Klima wunderbar und als das Schwalbenvölkchen heimwärts will, haben sie sich versteckt. Bald aber packt die Sehnsucht alle und der alte Zwischerfried lässt per Brieftaube wissen, er sei inzwischen schwer erkrankt. Ne Wolkenfrau bringt schließlich die Vogelkinder heim und alles soll vergessen sein… Nun denn – Erinnerungen 😊. Aber echte Schwalben auf dem Dach, das ist ein Glück…
Morgenstunde (940. Blog-Notat)
Nun will es doch noch einmal kühler April sein. Acht Liter Regenwasser sind heute Nacht gefallen und jetzt rupft eisiger Wind am frischen Blattgrün der Linde. Über die Ansaaten in den Hochbeeten habe ich weißes Schutzflies gelegt. Ob es gegen Nachtfröste helfen wird – wer weiß. Man kann ja schließlich nicht den ganzen Garten einpacken…, so ist Schaden zu erwarten. Aber das haben wir leider alle Jahre. Die Schwalben sind noch nicht da. Sie werden vielleicht die Rückkehr der Kälte im Gespür haben. Ihr liebliches Gezwitscher fiel gewöhnlich 10 Tage früher von den Dachfirsten. Es kommt, wie es kommt… Wir trieseln uns derweil wieder in den Alltag ein. Die Ostseebrise im Nacken, geht das ganz gut…
Morgenstunde (939. Blog-Notat)
Wir sind zurück von der Insel und irgendwie auch ganz froh. So schön das Standlaufen und die Meeresbrise ist, heimisches Essen kann verlockender sein. Als ich gestern beim Italiener auf der Heringsdorfer Seebrücke statt eines feinen Salates mit gutem Dressing nur einen Berg geputztes und sehr grob geschnittenes Gemüse bekam, hatte ich (nach einigen anderen kulinarischen Enttäuschungen) restlos die Nase voll. Ja, es standen Essig und Öl auf dem Tisch, aber Kinner nee, für reichlich 16 € kann man wohl einige Kräuter und Marinade dazu erwarten. Also ein bisschen mehr Finesse… Die aber scheint aus der Mode zu sein. So freue ich mich auf meine eigenen Salate und kann so leichter den Abschied vom Inselleben verdauen. Faulenzen ist nach dem dritten Tag eh nichts für mich 😊. Schönes Wochenende allerseits, es ist Gartenzeit!
Morgenstunde (938. Blog-Notat)
Die Nacht nach der Lesung im Jagdschloss konnte ich nicht gut schlafen. Mir spukte es im Kopf herum, wie denn Lesungen ohne meine Bücher zukünftig laufen sollen. Ich erzählte ja bereits, dass der Verlag nicht mehr auf Zuruf Bücher liefert. Da wird das öffentliche Agieren für mich ungewiss. Gut, ich werde mit meiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr sehr viele Lesungen geben, aber für jene eben sollten meine Bücher vorliegen. Diese Altersübergänge nerven. Auch die des Verlages. Es war also nachts, als ich eine helfende Idee fand: Nämlich, wenn die Bücher vergriffen bleiben, könnte ich ja „Hefte zur Lesung“ handfertigen, als Auszugsausgabe ausschließlich für Lesegäste. Ähnlich wie die guten Programmhefte von anspruchsvollen Theatern. Nur eben handgefertigt, limitiert, nummeriert… Sozusagen etwas Besonderes, wenn denn schon das Buch, die Bücher nicht greifbar sind. Ich höre immer öfter, dass es anderen Literaten im Alter ähnlich ergeht, die in Kleinverlagen beheimatet sind. Und dann gibt es noch die anderen, die ganz Großen mit stärkeren Herausgebern, aber auch unter ihnen gibt es die am Rande…
Der musikalische Poet Wenzel schrieb in seiner Laudatio zum 80. Geburtstag von Christoph Hein im „Freitag“: „Ausdauer ist die Stärke der Schwachen. Die Welt muss auch für den nächsten Tag lebendig bleiben…“ und weiter – auch interessant: „Auch Hein gehört zu den entmachteten Eliten. Der Punkt, von dem er Welt und Vergangenheit betrachtet, liegt am Rand. Von dort nur ist es möglich, ins Innere der Welt zu blicken.“
Nun, ich bin kein Hein, aber doch auch Schattenelite, die sich irgendwie selbst helfen muss – am Rande ihres Seins.
Morgenstunde (937. Blog-Notat)
Als wir letzten Herbst die Lesetermine für das Jagdschloss verabredeten, konnte niemand ahnen, dass auf den 6. April 2024 der erste Sommertag des Jahres fallen würde. So hatte der heutige Lesenachmittag einfach schlechte Karten, denn am 1. warmen Wochenende nach dem Winter zog es die Menschen verständlicherweise anderswo hin. In die Gärten oder auf die Sonnenterrassen. 15 Gäste fanden zu mir und hörten mir leise zu. Ich glaube, es waren mehr Menschen, die mir virtuell gutes Gelingen der Veranstaltung wünschten… Nun denn. Ich hoffe, die Zuhörer im Roten Salon haben es nicht bereut, zu mir gekommen zu sein. Weiß man ja nie so genau im Nachhinein… zumal die Barnimer ihr Herz so gar nicht auf der Zunge tragen 😊.
Habt alle miteinander ein entspanntes Wochenende!
Morgenstunde (936. Blog-Notat)
Am Gründonnerstag kamen die bestellten Märchenplatten aus der Druckerei und nun, in der Osterzeit, ist Gelegenheit, die Dinge auszustatten und in der Efeu-Wand zu platzieren. Überhaupt sind ja noch Haufen von Weidenruten zum „Spielen“ vorrätig: Für beispielsweise eine spanische Wand (um wenigstens eine Ablage des Imkergattens zu verstecken) und kleine Windspiele … Ostern ist Spielzeit. Lasst es Euch gut gehen 😊



Morgenstunde (935. Blog-Notat)
Da sind wir gestern spontan morgens Richtung Küste aufgebrochen. Für ein paar Sonnenstunden am Meer und abends zurück. Das haben wir das letzte Mal vor zehn Jahren gemacht. Nur kann ich verraten, so müde waren wir damals danach noch nicht 😊. Egal, wir sind unserem Herzen gefolgt und wurde mit einem glänzenden Tag belohnt. Die Sonneninsel war schon reichlich gefüllt. Ist ja klar, es sind Ferien und Ostern steht vor der Tür. Kein Wunder also, das Usedom, die Badewanne der Berliner, zur ersten Saison des Jahres ruft. Ein ABER hat es doch – opulente Menüpreise und: in Heringsdorf sichtbarer Leerstand in den Ladenzeilen. Zeichen von Umbrüchen, was auch immer es werden will…
Morgenstunde (934. Blog-Notat)
Vollmond in Sicht. Nach dem Regenwochenende schimmert endlich Licht durch das Gewölk. 13,5 Liter Regenwasser sind allein gestern gefallen. Der Staub der Mark kanns gebrauchen. Das Buchmessewochenende in Leipzig ist nun auch Geschichte. Für mich ist das immer eine nachdenkliche Zeit. 13 Buchtitel habe ich in den vergangenen zehn Jahren durch „meinem“ Verlag auf den Weg gebracht. An einem Messestand zeigte sie der Verlag nie. Die Entscheidung hatte fraglos etwas mit Kosten zu schaffen, aber ein Verlag mit eigenem Buchladen verfolgt da gewiss eine eigene Strategie, die mir bis heute nicht einleuchten will. Verlagsgeheimnis. Auch die Auflagenhöhe meiner Bücher. Die Geschicke im Osten sind immer noch ein Verwirrspiel auf Kosten von Lebenszeit. Vom Geld wollen wir da gar nicht erst reden. Ich bin zu alt, als dass ich es noch ändern könnte, aber wieder einmal nährt sich das Gefühl: Nicht dazugehörig zu sein. Wenzels Lied in den Ohren… „Heimweh nach dem Mond“.
Morgenstunde (933. Blog-Notat)
Eine klitze-kleine Geschichte ist geschrieben und heute Abend zeichne ich dazu. Zu lesen ist sie am Sonntag…😊 Daneben bin ich beim Frühjahrsputz der Fenster, der Vorgarten ist fertig zum Osterfest geschmückt. Eine Handvoll kleiner Glocken hängen jetzt im Zaun. Für spazierende Kinder als Wegmarke. Hier kann gebimmelt werden, ich beginne dafür weiter zu sammeln…😊. In unserem einstigen Waldgarten in der Märkischen Schweiz hingen klingende Wurzelgnome. Mit Triangel und Bimmeln. Die zwei Wochenendkinder waren immer ganz aufgeregt, wenn sie an dieser Stelle vorbeikamen… eine Überraschung für die Fantasie eben…
Morgen geht’s nach Hirschfelde zum Imkereifachhandel. Der Imkergatte wird seine aus alten Waaben gewonnenen Wachstorten gegen neue Mittelwände tauschen. Es dürften so zehn Teile sein. Die Tour dorthin ist schön, ich freu‘ mich drauf…