Morgenstunde (845. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Auf meinem alten Blog namens „schorfheidewald.com“ hat mir WordPress mit diesem Ehrenkranz gratuliert. Danke sehr. Dieser Blog wird nicht mehr gefüttert, steht aber noch online. Wegen der Bild-Tantiemen zog ich 2016 mit dem heutigen Blog in deutsche Gefilde, nutze aber noch die WP-Software weiter. Mir ist das Jubiläum beinahe entgangen, hätte ich nicht gestern mal auf den alten Blog geschaut. Ja, seit dem 11. August 2013 bin ich auch Bloggerin und das ist jetzt 10 Jahre her. Inzwischen gibt es 2115 Beiträge. Du meine Güte 😊, was für eine Menge. Alles begann mit der Frage, wie kann ich als Künstlerin im Älterwerden und nicht mehr so gesund noch Kontakt zur Öffentlichkeit halten? Ich hatte durchaus die Sorge, dass eine mit Ü60 nicht mehr im Atelier aufgesucht wird, weil das Leben anderswo lauter steppt. Im Grunde ist das ja auch so, aber die regionalen Reportagen, die Bildwerke, die Gedichte und Geschichten berührten doch bald einige stille Mitleser. Mit der „Morgenstunde“ entstand 2018 meine Blog-Kolumne, die von kreativen Prozessen und aus meinem Leben erzählt. Ich wollte gegen Klischees anschreiben. Nein, die allermeisten Künstler und Schriftsteller sitzen nicht im Elfenbeinturm. Sie fechten einen oft harten Daseinskampf aus. Doch TV-Schmonzetten pusten immer neue Seifenblasen auf: Der wohlsituierte Schreiberling, der kauzige Maler, der in der Fülle badet. Fünf Prozent schaffen es dorthin, dem Rest geht es anders. Davon und meinen gesellschaftlichen Wahrnehmungen erzählt diese Kolumne alle zwei, drei Tage, manchmal öfter. Mit der Zeit hat die mich an so manchen Küchentisch gebracht. „Ein virtuelles Familienmitglied“ nannte mich eine, die inzwischen leider nicht mehr lebt. Sie, Margrit B., hat es mir noch sagen wollen, bevor sie ging. Ihr da draußen in der Welt, ich danke Euch, dass Ihr mich in Euren Tag aufnehmt! Eine gute Morgenstunde wünsche ich Euch.

Stimmen von FB zu diesem Beitrag:

Barbara Liebrenz
Glückwunsch und bitte schreib und male weiter. Es gehört zu meinem Tag.

Iris Go
Hallo Petra, ich freue mich jeden Tag auf dich und deine Worte, Gedanken und Bilder. Danke dafür.

Erika Schlenzig
Ich lese auch gern deine Geschichten vom Lande. Ja, die Lauten, Grellen, Absurden…haben es heute leichter auf sich aufmerksam zu machen und Geld zu verdienen. Dennoch findet „die stille Kunst“ immer wieder Liebhaber, weil sie nicht so oberflächlich daherkommt.

Bärbel Kaiser
Danke, dass du das für uns auf dich nimmst♥️
 
GP Meyer
Ja, es wärmt mir Herz und Hirn, dass ich noch verbunden bin mit Dir und Deinem Bienen-Dompteur 🥰🥰

Morgenstunde (843. Blog-Notat)

Zehdenicker Markplatz, Blick vom Bücherstand. Foto: Lutz Reinhardt

Es war brütend heiß, als wir für ein Stündchen am Samstag auf den Zehdenicker Marktplatz kamen. Altstadtfest. Unter der Mittagssonne schwoften leider zu der wirklich guten Musik von Dominic Merten nur wenige. Schade, doch für die Wetterumstände kann niemand etwas. Merten, das Multitalent aus der Ziegelei (Mildenberg), spielte Coverversionen großer Rock-Musiker. Einfach klasse war das, da habt Ihr was verpasst. Ich saß ihm gegenüber, hinterm Stand der Stadtbibliothek, wo Mirjam Naffin eine Auswahl meiner Bücher für mich mit anbot. Ich war dort nur zeitweiliger Gast. Danke dafür an die freundliche Bibliothekarin und an Uta Kupsch, die das arrangierte. Nach der heißen Stunde waren wir froh, den großen Wald hinter Wesendorf zu erreichen. Hier war es gleich um 3 Grad kühler. Ein Geschenk. Hitze können wir beide wirklich nicht mehr gut ab…
Heute geht es in die nächste Runde in der Bienenküche. Der Liebste hat zu tun: Honig schleudern und die Ernte in den Abfüllgefäßen rühren. Noch ist der Honig nicht cremig und deshalb noch nichts im Glas… es wird werden, schönen Sonntag allerseits.

Die dazugehörige Sommergeschichte findet Ihr hier:

Morgenstunde (842. Blog-Notat)

Die ersten Pilze sind getrocknet.

Die erste Seite zu meinem Altersmonolog ist geschrieben und deshalb gab es gestern diese „heilige“ Handlung: Den Lesemappenbau. „Morgenstill“ wird eine verdichtete Selbstvergewisserung, aus der, wenn überhaupt, ich hier nur mal ab und zu eine Passage zeigen werde. Ich weiß noch nicht, wo es mich hinführt, spüre aber, es tut mir gut. Die Wortfindung in der Geschichtenwerkstatt – ein Grund aufzustehen, egal, wie es mir gerade geht. Ich habe in meinem Leben fast ausschließlich zielführend gearbeitet, diesmal nicht. Ich versuche zu schlendern, denn es geht nicht mehr darum, noch ein Buch abzuliefern. „Morgenstill“ ist ein in Zeilen gepresstes Nachdenken über das, was mich gerade umtreibt, mehr nicht – eine Tagesverrichtung, wie Kochen oder Staubwischen…

Morgenstunde (841. Blog-Notat)

Irgendwie sind es lahme Tage. Ein bisschen hier, ein bisschen dort, nichts wirklich. Eine Presseinfo geschrieben und versandt, ein paar Morgengrußmontagen am Computer erstellt. Drei Zeilen für eine neue Geschichte geschrieben – alles irgendwie flau und wieder wacklig auf den Beinen, wieder nur 48 Kilo. Als ich gestern meine entzündeten Augen meiner Augenärztin vorführen wollte, saß da statt ihrer ein junger Assistenzarzt, der sich überaus distanziert gab. Jede Bewegung zeigte seine Langeweile, er gähnte sogar fläzig, während ich auf dem Stuhl vor ihm Platz nahm. Jede Geste sagte ganz deutlich, was er dachte: Schon wieder eine Alte. Am liebsten hätte ich umgehend den Raum verlassen und ihm zuvor einen Federhandschuh vor die Füße geworfen. Aber ich dachte nur schlicht: Deine Zukunft sitzt vor Dir, schau genau hin, Jugend vergeht nur allzu rasch…
Das Älterwerden ist gerade für Menschen, die von den jungen Alten zu den älteren Alten mutieren schon psychisch nicht ohne. Man nimmt jeden Tag Abschied von irgendetwas, was gerade noch selbstverständlich war. Doch das dürfte kein Grund für niemanden sein, so zu tun, als wäre das Altsein ein Makel. Ärzte sollten in der Lage sein, die Übergänge zu begleiten…

Morgenstunde (840. Blog-Notat)

Kürbis-Blüte.

Es geht in die Entenzeit, wenn auch die Tomaten nur langsam rot werden wollen, es hängen Unmengen an den Sträuchern. Den ersten Korb Steinpilze hat der Liebste aus dem Wald gebracht und die Inka-Gurke schiebt an ihren zarten Ranken sichtbar Hörnchen-Früchte. Endes des Monats werden sie reif sein. Die Salatgurken wollen nicht so richtig, aber Kürbisse wird es satt geben. Auch wenn das Sonnenlicht wieder zurück ist, die Natur beginnt sich in all der Fülle schon wieder zu senken. Am Wochenende ist Abschleudern im Bienengarten, dem folgt die Winterfütterung… Gestern haben wir für das Zehdenicker Altstattfest am 19. August eine Kiste meiner Bücher in die Tourist-Info gebracht. Die Bibliothek will sie an ihrem Marktstand mit vorstellen. Auf dem Rückweg stotterte das alte Auto. Es wollte plötzlich nicht über 80 beschleunigen. Manno, nicht schon wieder… nächste Woche soll es zum TÜV. Müsste ich zu so einer Sichtung, ich würde glatt durchfallen, zu klapprig in den Teilen, aber ein Kilo hab ich schon zugenommen. Wenn man erst mal runter ist, geht nicht so schnell wieder rauf, aber über 50 wäre schon schön.

Inka-Gurke oder auch Hörnchenkürbis. Fotos: Lutz Reinhardt

Morgenstunde (839. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Dieser Sommer ist wirklich schwierig. Es war anstrengend, die drei Ausstellungsplätze aufzumachen und wieder mal zu bemerken, es kommt wenig dabei rum. In den drei Corona-Sommern war mehr Wahrnehmung und die brachte auch Einnahmen. Dieser Sommer heißt NULL. Und es ist ja ganz klar, woher das kommt: Die allgemeine Lage spart selbst am Schnürsenkel, nur das Wegreisen, das zeitweilige Abtauchen aus dem ächzenden Gezerre in Deutschland, gönnt man sich, um sich die mentale Gesundheit einigermaßen zu erhalten. Verständlich. Ich bin inzwischen alt genug, solche existentiellen NULL-Zeiten fürs Atelier, nicht mehr auf mich selbst zu beziehen. Sie treiben mich nicht mehr in Depressionen und Selbstzweifel, wie jetzt viele junge Künstler, die sich existenziell gefährdet sehen. Ich weiß: es ist FUNDUS-Zeit. Da kann man sich gerade anstrengen wie man will, es kommt wenig zurück. Das ist so und das Weitermachen treibt allein die selbstheilende Leidenschaft und ein gewisses Sendungsbedürfnis an.

Morgenstunde (838. Blog-Notat)

Das war schon die zweite Woche mit magerer Sonnenausbeute. In einer ebensolchen Regenzeit Ende der 90er Jahre entdeckte ich meine sonnengelbe Gute-Laune-Farbe. Ich malte damals vielleicht schon im dritten oder vierten Jahr mit brauner Holzbeize auf Papier. Die Beize gab es im Baumarkt und dort, ganz zufällig, griff ich nach diesem gelben Pulvertütchen. Es sollte der Anbeginn meiner Indisch-Gelben-Himmel für verschiedene Cartoon-Reihen sein. Und bis heute verbreiten diese Figuren auf sonnigem Grund ein Lächeln, um nichts anderes ging und geht es mir damit. Und deshalb gab es diese Woche auf Facebook jeden Tag so einen Schmunzel-Leuchter für Euch. Hier noch einmal eine Auswahl der Morgengrüße… Schönes Wochenende allerseits!

Morgenstunde (837. Blog-Notat)

Sind es die Regentage oder der arbeitsintensive und problembeladene Frühsommer – wir sind irgendwie dauererschöpft und schlafen fast täglich bis in die Puppen. Als ich heute kaum aus der Nachtwäsche geschlüpft war, dröhnte ein schweres Motorrad über das Kopfsteinpflaster und brach jäh auf der Toreinfahrt ab. Ich dachte nur: ach herrje, der Karsten. Der Liebste empfing seinen Uraltfreund im Pyjama. Sie kennen sich gut 40 Jahre, da hat man sich in allen Lagen schon gesehen. So gab es zum späten Frühstück Palaver über den Lebensstress, die dünnen Künstlerrenten und die Teuerungen und alles, was sonst noch quietscht. Tut gut, es rauszulassen. Wegen des eingetrübten Sommers spiele ich seit ein paar Tagen Gute-Laune-Blicke als Morgenkarte aus. Ich setze dazu auf meinen sonnengelben Fond meine freigestellten Vignetten aus dem Archiv. Ich hoffe, den einen oder die andere einen Moment lang zum Lächeln zu bringen, wenn‘s sonst schon nicht viel zum Schmunzeln gibt…

Morgenstunde (836. Blog-Notat)

So ein Tag: Am zeitigen Nachmittag habe ich die Buchsbaumbüsche (es sind viele!) mit „Zünslerfrei“ von Plantura gespritzt. Sie waren plötzlich wie aus dem Nichts vom Zünsler befallen und sahen echt traurig aus. Es sollte laut Regenradar erst gegen 18 Uhr wieder regnen. Aber: Kaum war ich fertig mit der Spritzerei, regnete es. Die Aktion muss ich wohl wiederhohlen. Nach dem Schauer, schönster Sonnenschein. Also bin ich tatkräftig mit dem Rasenkantenschneider in den hinteren Garten, um die Büsche am Zaun aus dem hohen Schilfgras freizuschneiden. Der Imkergatte hatte mir schon 100 Meter Kabel ausgerollt… Nach zwei Quadratmetern schneiden, erwischte mich eine kräftige Regendusche. Ja, um 18 Uhr regnete es auch, aber Hallo, der Himmel hat mich heute verar…. Ich hätte besser mit einem schönen Buch auf dem Sofa abhängen sollen…😊 Kann mir jemand war Gutes empfehlen? Es soll ja die ganze Woche so vor sich hinplätschern…

Morgenstunde (835. Blog-Notat)

Kurz bevor wir aufbrachen, ging ein starker Gewitterregen nieder. Pfützen auf Sand bleiben nicht so oft länger. 17 Liter hatte der Liebste später gemessen. Das ist für unsere Breiten schon bemerkenswert. Nebenan in Dölln hats nur geregnet…  Das Nachbarschaftsfest in Bebersee lief auf Zuruf und ganz entspannt. Hanna (Piano) und Bastl (Bass) präsentierten als Spontan-Duo klassische Musikstücke und ich las dazwischen vier sommerliche Kurzgeschichten. Und – !!!, die Stimme hielt einigermaßen. Es war meine größte Sorge dieser Tage, dass sie sich wieder weggurgeln könnte. Aber, es ging gut und ich bin erleichtert (auch wenn es nach der Lesezeit natürlich wieder im Hals brannte). Es war eine wohlige und wohlwollende Stimmung in der Bergmann-Scheune, wie in einem schützenden Nest. Gibt’s nicht mehr so oft. Harald, der unermüdliche Ortsvorsteher, war ganz beseelt und blieb länger als er eigentlich wollte, obwohl ihn schon der nächste Termin drückte. Das Walddorf Bebersee hatte einst einen Großbrand erlebt. Einzig dort, wo Linden standen, blieben die Gehöfte durch deren großen Blätterschirm vom Feuer verschont. Und so ließ Friedrich II hernach schützenden Linden überall in seinen Kolonisten-Siedlungen pflanzen. Um diese Linden muss man sich allerdings heute wegen der großen Trockenheit in den Sommermonaten sorgen. Deshalb haben sich in Bebersee Baumpaten gefunden, die ihre Linden beständig gießen. Dafür bekamen sie gestern nach dem Programm kleine Keramikorden und jeweils ein Schildchen für den Zaun, das verrät: Hier wohnt ein Baumpate. Schöne Idee, die mehrfach beschützt. Hat mir gefallen.

Foto: Lutz Reinhardt