Nörglerischer Sonntag. Nach einer grauen Regenwoche erste Schneeglöckchen und Licht in Sicht. Der Dachs ist auch schon wach, oder hat sich gar nicht erst zur Winterruhe hingelegt. Er stöbert jedenfalls sichtbar herum, aber ich habe ja in „Der wilde Garten“ meinen Frieden mit ihm gemacht. Vielleicht.
Tag 15 im Jahr und der Liebste steht immer noch beim Essen, man könnte wegen der seltsamen Kommunikationspose Genickstarre bekommen. Aber Männer lieben es ja wohl, wenn Frauen zu ihnen aufschauen 😊. Jedenfalls konnte er gestern schon einen ersten Waldspaziergang unternehmen, dennoch, es klemmt irgendwo und der Schmerz mit seinen Einschränkungen macht dumpfe Laune. Wenn die Luft zu dick wird, gehe in Garten harken, das hilft die Fassung und den Sonntagsfrieden zu wahren… Nachmittags werde ich ein Sammelpassepartout für die sechs Märchenzeichnungen aus der ersten Januarwoche schneiden – für eine mögliche Ausstellung, noch unbestimmt.
Kategorie: Morgenstunde – Blogkolumne
Morgenstunde (764. Blog-Notat)
„Landstarre“ bezeichnet in FMs Text einen von bürokratischen Hürden traumatisierten Zugezogenen. Nach etlichen Tagen erwacht der in der Geschichte aus seiner Reglosigkeit mit einer Idee, und das ist der Moment, für den ich gestern diese Zeichnung fand. Hach, geschafft! Und eine weitere abends, aber ich werde hier nicht alle Serienschritte vorführen, ist ja eine Auftragsarbeit, zu der noch weitere acht Teile vor mir liegen… Aber heute nicht, der Himmel hat aufgerissen, da will ich Sonne aufs Haupt haben und werde statt zeichnen, im Garten eine der Kopfweide beschneiden…
Schönes Wochenende allerseits!
Morgenstunde (763. Blog-Notat)
Zeichenzeit. Der Dauerregen (so sehr wir auch das Wasser brauchen) er drückt mit seinem Dämmerlicht aufs Gemüt. Also versuche ich mich mit den Schrägen Vögeln aufzuheitern. Zu den Martens-Kolumnen Rollentausch und ländliches Grüßen ist mir, wie man sieht, was eingefallen, aber wie zum Teufel zeichnet man „Landstarre“? Ein Rätsel für den Tag.
Morgenstunde – ein Wort zum Sonntag (762. Blog-Notat)
Die Neujahrstille der jüngsten Tage ist wieder einmal trügerisch: Die weihnachtliche Feuerpause scheiterte im Ukrainekrieg. Im Ruhrgebiet Festnahmen wegen Terrorverdacht und gleich nebenan sammeln sich Klimaaktivisten gegen anrückende Kohlebagger … das Neue beginnt, wie das Alte endete, wäre ja auch glatt ein Wunder, wenn‘s anders gewesen wäre. Wer war da hoffnungsvoll? Die „besseren Menschen“ der grünen Elite haben die Leute mit geringen Einkommen vergessen: Studenten, die Neurentner mit den schmaleren Budgets und Geringverdienende. Die Lebensverhältnisse klaffen kratertief auseinander und umso weiter sich die Interessenlager voneinander entfernen, desto weniger sehen sie sich. Immer mehr Menschen leben unter dem Radar. Die einen verschwinden aus dem Licht und die anderen kleben am Glanz und reden sich schön, zu schön. Denn unter dem Lack wächst der Rost einer lustlosen, vernachlässigten Gesellschaft. Langsam, selbstverliebt und peinlich moralisierend. Das Nicht-Hinsehen, das sozial Ausgrenzen und gesellschaftliche Abhängen ist auch eine Variante von Rassismus, meine Damen und Herren….
Morgenstunde (761. Blog-Notat)
Die erste Nacht im neuen Jahr wirklich geschlafen. Das Heizöl ist eingetroffen und gestern war der Liebste endlich beim Arzt. Er steht immer noch beim Essen am Tisch, aber der Schmerz ist nicht mehr so langanhaltend und die Medis (Spritze und was zur Muskelentspannung) müssen ja erst einmal wirken. Wir hoffen auf Besserung. So trug das junge Jahr bisher mehr Klagelaute als alles andere. Der Abbau des Weihnachtsstrauches gestern war eine Riesenschweinerei. Nach dem Abschmücken steckte kaum noch ne Nadel im Geäst und rund um das Honiglager lag ein dicker Nadelteppich. Nun denn, alle Jahre wieder – die Kehrseite des Advents… Ich werde mich heute an das Thema Schräge Vögel für „Georgs Landleben“ setzen, was ich nach meiner Lungenentzündung letzten Februar nicht wieder aufgenommen hatte. Da hatte ich seinerzeit nur zwei Vignetten von 14 fertig – gab damals gerade nix zum Lachen und da kann frau halt nicht so ein fröhliches Blatt-Szenario entwickeln. Ich versuche es jetzt und hoffe, den Anschlussfaden zu finden und etwas Aufheiterung auch … Habt ein schönes Wochenendete allerseits!
Morgenstunde (760. Blog-Notat)
Seit Neujahr kann der Liebste kaum krauchen. Schweres Geschoss im Kreuz, den vierten Tag infolge. Er steht beim Essen. Sitzen auf dem Stuhl, nicht auszuhalten. Alles also recht ungemütlich derzeit. Blass und gequält schaut er in die Pfützen-Landschaft im Hof. Ein Sperber jagt dort erfolglos Spatzen.
Wir warten heute erneut auf Heizöl. Möge es diesmal klappen, denn die Tanks sind jetzt fast leer. Ich pendele derweil zwischen Krankenlager, Küche, Zeichenplatz und Computer. Die Leiwand hat die hauchdünne Bleistiftkontur des Tafelbergs bekommen. In den kleinen Pausen lese ich die letzten Manuskriptseiten zum Roman eines Kollegen. Die Zeit fließt dunkel…
Morgenstunde (759. Blog-Notat)

Die Initialzündung
Es gab diese Silvesternacht anno 1975. Ich saß frisch geschieden am Küchentisch mit einer Flasche Rotwein und der geborgten Schreibmaschine meiner Mutter. Nebenan schlief mein kleiner Sohn. Ich hätte jemanden zum Reden gebraucht in dieser Nacht, aber da war keiner. Doch ich musste einfach „sprechen“ über den vergangenen Rosenkrieg, über das Nachtreten und den Versuch mich auszuhungern. Männer hatten damals noch alle Mittel in der Hand. Wenn das Kind krank wurde, gab es beispielsweise kein Krankengeld für die Mutter. Frau war ja (noch) verheiratet. Niemals zuvor hatte man mich so beschämt. Aber das aufzuschreiben war mir dann doch zu schmonzettenhaft, zu tränenschwer und ich hatte auch noch nicht die Worte, nur ein vages Bestreben. Ein Gefühl, ich könnte so die emotionale Last loswerden. Stattdessen aber schrieb ich erst ein Gedicht, dann eine fiktive Geschichte, die war so grottenschlecht, dass sie morgens im Papierkorb landete. Aber: die Nacht war rum und ich ein bisschen leichter, wenn auch mit schwerem Kopf vom Hügel-Rotwein. Zweierlei hatte ich begriffen: Du musst das Echte rauslassen und du musst an deinem Schreiben erarbeiten. So, wie einer ein Handwerk erlernt. Fortan las ich Bücher ganz anders. Achtete mehr auf die Stilistik der Autoren und schrieb täglich Kleinigkeiten. Kleine Szenen in der S-Bahn, Beobachtungen im Kaffeehaus und in manchen Nächten Gedichte. Ich habe nichts aus dieser Zeit aufgehoben, nur manche Sprachbilder sind geblieben. Fünf Jahre später begann ich Artikel und Reportagen für den Verlag Junge Welt zu schreiben, als Folge einer einsamen Silvesternacht, die zur Initialzündung wurde…
Also: Macht was draus, die Nacht kommt bald 😊
Morgenstunde (758. Blog-Notat)
Eine Vorbereitung für das Zeichenwerk 2023 musste noch sein. Da ja mein kleiner Zeichentisch zugunsten des Leinwandplatzes heruntergeklappt werden musste, brauchte es eine Alternative. Gegenüber tragen jetzt der kleine Büroturm und ein Bock eine größere Holzplatte aus dem Bestand. Finnpappe obendrauf und fertig ist der Winterzeichenplatz. Es kann dann also losgehen mit den Scribbles zum wilden Garten, den Schrägen Vögeln & Co 😊. Arbeitsbeginn: Neujahr. Bis dahin ist Ruhe im Quartier, alles einfach Austrudeln lassen – mit Vorfreude auf die nächtlichen Begegnungen am Feuer auf der Bleiche in der Silvesternacht. Heute ist der letzte Beutezug des Jahres angesagt, nur Zukäufe von Grundnahrung, alles andere kommt in den nächsten ein, zwei Wochen aus dem Tiefkühler. Das verschafft Zeit…
Morgenstunde (757. Blog-Notat)
Und auf einmal ist der Kalender leer und die Schultern scheinen leichter. Eigentlich sollte heute Mittag noch ein Freundinnentreffen in Templin stattfinden, aber eine der Frauen hat Corona erwischt… und so hängen wir zwei, nach der telefonischen Absage, erst einfach mal ab. Gestern gab es bei uns das große familiäre Jahresessen zu viert, denn mehr sind wir ja nicht mehr, in meiner Linie also nur noch zwei. Das Kochen auf den Punkt ist ja immer ein wenig stressig und umso älter ich werde, desto flattriger wird es. Nun denn, aber es war gelungen… Mein Sohn hat mir für seinen Großauftrag die bestellte und eigens angefertigte Leinwand mit seinem Transporter aus dem Künstlerbedarf mitgebracht. In unser Auto hätte sie nie gepasst… Die parkt jetzt im Atelier, bis die Zeit reif ist, die große Staffelei reinzuholen und an sie heranzutreten. Wenn das Licht höher steht, es hat keine Eile. Aber schön, dass sie schon mal da ist. Es ist ein Bauchgefühl, was kommen muss… Jetzt lassen wir uns ein, auf den Jahresausklang.
Morgenstunde (756. Blog-Notat)
Diese Tage tragen Zauberfunken mit sich. Hier ein warmherziges Gespräch in der Nachbarschaft, dort eine kleine Überraschung oder Wichtelei. Jeden Tag dieser Woche finde ich zwei, drei Grußbriefe im Briefkasten (DANKE!) und eine trägt Karten aus, als kämen sie aus einer alten, verschollenen Welt und trügen ein Geheimnis mit sich. DANKE liebe M.! Sehr fein. Da knistert der Geist der Weihnacht 😊.
Das Heizöl ist übrigens nicht gekommen, nicht wegen des Blitzeises, nee, der Fahrer hat sich krankgemeldet. Viele erzählen oder schreiben derzeit vom Kranksein der ganzen Familie und dass sie nun zum dritten Male nur in kleinen Kreisen feiern können. Da erfahren Briefe per Post oder Mail eine erfreuliche Renaissance. Macht Euch glücklich….
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