Morgenstunde (716. Blog-Notat)

Schauerwetter an der Straße nach Groß Sperrenwalde.

Eigentlich sollte es ein schöner Nachmittag werden. Mit Pflaumenkuchen und zwei Herzmenschen. Die Landschaft Ecke Groß Sperrenwalde war schon ne Schau in dem heutigen Schauerwetter. Wir blinkten links, mussten den Gegenverkehr abwarten, als es plötzlich mördermäßig krachte. Das wars mit dem Pflaumenkuchen und dem Besuch. Mein Kopf säuselt immer noch von dem Aufprall. War es das tief stehende Licht oder schlicht eine abgelenkte Fahrerin, völlig egal, das Auto hat mehr als eine Delle. Was nun werden wird müssen wir abwarten. Ob aber die Versicherung unser altes Auto noch machen lässt – wer weiß. Es gibt wahrlich schönere Nachmittage. Was aber bemerkenswert war, jedes zweite vorbeifahrende Auto verlangsamte die Fahrt und man fragte, ob wir Hilfe bräuchten. Herzensgute Uckermärker …

Morgenstunde 715

Postmachen und ein bisschen Ehrenamtliches fürs Dorf ist die letzten Tage dran gewesen. Der Bau einer neuen Krone für den Kürbiskönig des Jahres und einer Mappe für die Ausstellungstafeln, wenn die Fotos Anfang Oktober abgenommen und der Freiwilligen Feuerwehr übergeben werden. Da war Handwerkliches gefragt. Nachts führte mich der Roman eines Schriftstellerkollegen in eine Zeit zurück, die unser gesamtes Leben umwarf: Mauerfall 1989. Schlaflos kochte ich mir erst einmal kurz nach 5 Uhr morgens einen Tee… die Schichten des Unterbewusstseins besänftigen. Der Autor hat sich immer wieder gefragt, ob es Sinn macht, so einen alten Stoff aus der Perspektive von 12-Klässlern noch einmal zu bearbeiten. JA, macht es, wenn der Text so dicht an die Dinge heranführt, denn dieser Wandel wird uns immer wieder berühren, solange wir leben. Wenn sein Buch (vielleicht im Winter) erscheint, werde ich es hier besprechen…

Morgenstunde (713. Blog-Notat)

In den letzten Tagen habe ich alles gelesen, was ich über Terra Preta (Schwarzerde) finden konnte. Im Grunde hab ich ja bereits alles dafür vorrätig: Zwei ausgediente Hobbocks mit luftdichten Deckeln aus der Imkerei. Der Imkergatte hat mir je ein Abflussloch kurz über deren Böden gebohrt, die mit Holzstöpseln verschlossen werden. In diesen Eimern sammle ich nun unsere pflanzlichen Küchenabfälle, bestreue jede Lage mit je vier Löffeln gemahlener Pflanzenkohle, vermischt mit Urgesteinsmehl und Tonscherbenmehl. Alle 2 Tage lässt man die gebildeten Sickersäfte abfließen (eignen sich als Flüssigdünger). Nach vier bis sechs Wochen sind diese Abfälle fermentierter Kompost (riecht wie Sauerkraut), den man nun unter die vorhandene Gartenerde oder auf den klassischen Kompost einbringen kann. Ob das auf unseren mageren Böden wirklich zu der erwünschten Feuchtigkeit speichernder „Schwarzerde“ wird – keine Ahnung, auf jeden Fall wird es ein nährstoffreicherer Boden sein, ich versuche es einfach. Die erste Pflanzenkohle hab ich gekauft, aber die ist wirklich zu teuer. Auch hier ist ja alles auf dem Hof vorhanden: Feuerschale und Baum- und Strauchschnitt. Jetzt, wo der Regen die Waldbrandgefahr gebannt hat, traue ich mich endlich, diese Pflanzenkohle selbst zu brennen.  Abgelöscht, getrocknet, gestampft, ist sie fertig und muss nun nur noch mit einer Gabe Urin aktiviert werden, damit sie als Nähstoffspeicher wirken kann. Soweit die Theorie, was das Ganze bringt, werde ich erst nach der nächsten Gartensaison wissen. Schlechter als in diesem Jahr kanns ja kaum noch werden… Wenn es nur gelänge, den Kauf von jährlich etwa 20 Säcken Pflanzenerde einzusparen (von der man leider nie weiß, ob sie auch was taugt!), dann wäre ja auch schon einiges gewonnen…

Eimer zum Fermentieren von Küchenabfällen.

Morgenstunde (712. Blog-Notat)

Blick ins Atelier.

Die Woche mit dem schönen Regen hat Entspannung ausgelöst. Der Garten streckt sich, der Staub ist versickert, alles leuchtet unter einem matten Himmel. Der Efeu blüht und duftet wie Seifenlauge, hunderte Bienen, Hornissen, Schmetterlinge tanken darin auf. Nachts ein traumschattierter Vollmond im Dunstgewölk. In der Ferne die Böller eines Feuerwerks. Wir stoßen im Kerzenlicht auf die gelungene Woche an. Nochmal fünf Honigeimer reifen. Die Bienen haben ihr erstes Winterfutter. Das Haus bekam diese Woche seinen Herbstputz und ist gerichtet für unseren Rückzug aus dem Freien. Wir sind müde vom dritten Krisenjahr. Jeden zweiten Tag ein neuer Aufreger, zu viel – ich suche nach einer Auszeit – vielleicht in einem neuen Märchen…

Morgenstunde (711. Blog-Notat)

Das Wolkenmeer ist eingetroffen und schiebt den Sommer davon. Früher war diese erste Septemberwoche meine Vorbereitungszeit für den Berliner Kunstmarkt beim Fest an der Panke, dass wegen Corona für drei Jahre aussetzte. Dabei ging es nicht nur ums Auswählen und Packen, sondern auch um das Bauen von Hängevorrichtigen und Bücherständern. Einmal im Jahr war ich dort ganz dicht bei den Leuten und konnte so immer neue Interessenten für meine Kunst gewinnen. Nun – es war einmal. Es muss auf anderen Wegen weitergehen. Stattdessen bunkere ich in diesen Tagen Material: Diverse Papiere, Zellophantüten, Druckerpatronen, Fotokartone, Farben, Rahmen. Sozusagen, bevor alles noch teuer wird als es eh schon war. Die Glaswechselrahmen (24×30) sind beispielsweise über den Sommer von 17.95 € auf 21.50 € geklettert und so ist es mit jedem und allem. Ich hoffe, mit den vorgenommenen Materialeinkäufen über den Arbeitswinter zu kommen. Aber davor stehen noch die schönen Herbsttage. Pilzgänge, Gartenarbeit und Lesezeit wenn der Regen fällt… er ist schon im Anmarsch😊.

Morgenstunde (710. Blog-Notat)

Frustmaschine.

Nicht erst vor diesem Winter stehen wir in Deutschland vor der Rückkehr der sozialen Frage. Globalisierung, Agenda 2010, Finanz- und Wirtschaftskrise, Coronaauswirkungen und nun die Energiekrise. Die Tendenz gab es also schon vor dem Angriff auf die Ukraine und der Sanktionspolitik gegen Russland. Nach dem Paritätischen Armutsbericht von 2022 stand die Armutsquote in Deutschland 2021 bei 16,6 Prozent. 13,8 Mio. Menschen zählen demnach als arm und die steigende Inflation, wird den Anteil der Armut im Land verschärfen. Haushaltslose Menschen sind hier übrigens gar nicht mitgezählt.  Es ist also kein Wunder, dass es Menschen in diesen Tagen auf die Straße treibt und wer sie nicht anhört, nicht exakt und neutral (!) über sie berichtet, sie stattdessen allesamt in eine rechte Verschwörungsecke stellt, der spaltet und nicht umgekehrt. Es ist schlicht desinformierend, das Abrutschen so vieler Menschen in die Armut als reines putinsches Verschulden zu deklarieren. In den Zeiten des weltweiten Wandels muss die Politik die „Soziale Marktwirtschaft“ ins Visier nehmen und so anpassen, dass der soziale Frieden nicht ins Wanken gerät. Mit kurzweiligen Energietaschengeldern ist es nicht getan.

Morgenstunde (709. Blog-Notat)

Herbstleuchten

Kann es sein, dass die Spinnen in diesem Spätsommer mehr spinnen? Mir scheint es so. Wo man hinschaut webt es. Es heißt ja, wenn viele Spinnen kriechen, riechen sie einen harten Winter. Der fehlt uns gerade noch… Die 1000 Liter Heizöl haben 1450 € im April gekostet. Das preislich Doppelte vom Vorjahr und wir werden damit nur knapp über den Winter kommen. Man sagt durchschnittlich verbraucht man in einem Einfamilienhaus (inklusive Warmwasser) rund 15,4 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Wir haben 85 qm Wohnfläche, das würde im Jahr 1309 Liter ausmachen, wenn der Winter durchschnittlich ausfällt…Aber wie das so ist: „Im Durchschnitt war der Graben einen Meter tief und trotzdem ist die Kuh ersoffen.“ Ach man, das Rechnen und Berechnen, es liegt nicht in meinem Wesen, aber die Gedanken sind umtriebig, wenn die Basis der Existenz ungewiss ist. Ihr kennt das – fast alle…

Morgenstunde (708. Blog-Notat)

Es war eine gute Woche. Nach dem Heftebau – der Garten. Lichtgebündelte Zeit. Ein langer Brief im Kasten. Von einer alten Freundin, die eigentlich im August kommen wollte. Nun wird es später im Jahr, vielleicht. Wir sind in einem Alter, in dem die Voraussagen brüchig sind… Mein neuer Lungenarzt – eine erfreuliche Begegnung am Donnerstag. Er machte mir Hoffnung, dass man mit 30 Prozent Lungenvolumen durchaus noch Jahre haben kann. Das „Kann“ ist vage, aber gut.  Die Umgebung der Finowfurter Praxis ist eine Augenweide. Wartend Schiffe schauen, die in der Schöpfhurter Schleusenkammer rangieren. Das ist doch mal was, da vergeht die Zeit. Aber man muss nicht lange warten, der Arzt ist gut organisiert. Das Wasserbauwerk stammt aus dem Jahre 1876 und ist ein Treffpunkt für Kinder, Rentner und Touristen. Leicht ist man hier in einem Palaver 😊. Freitag kamen Honig-Gäste aus Groß Schönebeck. Drei Generationen am Tisch und so ein angenehmes, stimmiges Gespräch. Im Nachgang hat das dritte Eulchen (die Schneeeule) der Sommerserie einen Roten Punkt bekommen. Eine Überraschung für mich, denn eigentlich ging es ja um Honig. Heute Nachmittag kommen Berliner Freunde, ich muss mich sputen…😊

Morgenstunde (707. Blog-Notat)

Die Natur sorgt vor. Die Vogelbeerbäume verschenken beispielsweise zurzeit üppig  ihre Ernte. Aber wir, was blüht uns im Winter, da sind wir alle nur beim Rätseln. Die Umkehr der (Gas-) Ströme von Ost nach Norden und Westen, sie hat immerhin die Speicher schneller gefüllt als gedacht. Aber ob es für den Winterbedarf reichen wird – wer weiß. Die allgemeine Hysterie ist kein Indiz für das, was wirklich kommt. Und ob dem Staat das regulierende Momentum des Marktes wirklich gelingen wird – auch: wer weiß. „Denn der Haifisch, der hat Zähne…“ und im Wirtschaftsministerium ahnt man das (wie sich an der Gasumlage zeigt) gerade erst. Es ist wie im Zauberlehrling, „… Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd‘ ich nun nicht los …“ Damit das auch nur ansatzweise gelingen kann, braucht es die Entkoppelung von Gas- und Strompreis, denn der Markt regelt es eben nur zu seinen Gunsten und nicht staatspolitisch gerecht. Die Zeche wird in jedem Fall die Bevölkerung tragen, daran wird auch kein Entlastungspaket etwas ändern. Es wird nur ein Trostpflaster werden, mehr nicht, wenn überhaupt. Ein Stillhaltegebot eben, dass sollte klar sein.