Morgenstunde (325. Blog-Notat)

Wann eigentlich habe ich meinen positiven Grundton verloren? Da ist ein latentes Klagen. Nicht schön. Ich wünschte, es wäre anders. Gestern fragte mich ein Kollege per Mail und machte mich darauf aufmerksam: 

„…etwas beunruhigt mich bei dir; es ist deine unruhe oder dein sehnen nach ruhe oder oder oder …ich verstehe es nicht recht; ich kann es wohl auch nicht verstehen, weil wir uns kaum kennen. sind es gesundheitliche ängste? ist es das älterwerden? (o, da weiß ich auch kleine depri-lieder zu trällern.) „krankst“ du am zustand der welt, dieser gesellschaft, dieses wirklichwirklichechten ungerechtigkeitssystems? petra, du lebst doch in deinem häuschen, mit deinem gärtchen, mit deinem holden, und du, was ich so mitkriege, schaffst ohne ende weiter…“

Damit Ihr es auch versteht, weshalb ich so traurig unterwegs bin, ich hab ihm geantwortet:

…Was soll ich sagen, ich hadere natürlich mit meiner schwachen Lunge, den Krebs hab ich ja schon fast vergessen. Die Lunge aber wird jedes Jahr schlechter und ich finde das rechte Maß bei körperlicher Arbeit nicht. Ich war immer ein Ackergaul… jetzt wird mir ein Wassereimer schon zu schwer. Dit nervt, kannste glauben. ABER es gibt ja immer ein Vielleicht. Letztes Jahr habe ich bei einer Lesung in Bebersee einen Professor als Gastgeber gehabt. Ein Lungenspezialist, 76 Jahre alt. Gestern hat er mich fast eine Stunde am Telefon ausgefragt und meinte, vielleicht gibt es eine Antikörper-Therapie, die das Zellenwachstum eindämmt, das für Asthma zuständig ist. In 14 Tagen, drei Wochen werden wir es wissen. Mal sehen. Es wäre wirklich wunderbar, denn im Augenblick stehe ich einen Millimeter vor der Beatmung. Das macht schon ein bisserl negativ und kraftlos. Aber nicht durchgängig… Mit der Welt könnte man/frau andauernd hadern, aber das ist irgendwie sinnlos…


Ich mach das jetzt mal öffentlich, damit Ihr meinen Rückzug versteht: Diese Viruszeit, wie soll ich mit ihr umgehen? Ich kann und darf nicht einfach so tun, als wäre nichts, weil mein Immunsystem es nicht packen würde. Ich hoffe, Ihr versteht, habt ein sonniges Wochenende, Eure Petra

Morgenstunde (324. Blog-Notat)

Die Lockerungen lösten die Sehnsuchtsvögel auf meinem Zeichenplatz aus. Die Zärtelnden habe ich vor Jahren auf einem Prospekt gesehen. Ich fand das Foto damals einfach berührend schön, dass ich es aufbewahrte. Heute wurde es zur Fingerübung der Zeichnerin. Ach, es wird noch dauern, bis ich sie wiedersehe, die Möwen am Strand von Usedom. Risikogruppe eben. Aber ich gönne meinen Mitmenschen ihre wiedergewonnenen Freiheiten. Wenn sie achtsam sind, bleiben uns vielleicht Bilder vom Sterben erspart. Vielleicht aber auch nicht, man muss es abwarten und nicht unken. Doch ich hoffe sehr, dass Deutschland nicht über das Tempo der Öffnungen stolpert.

Morgenstunde (323. Blog-Notat)

Gestern kam wieder eine Bestellung für meine „Kurtschlager Edition“, diesmal handschriftlich und per Post. Das ist für mich doch richtig besonders und gerne habe ich auch handschriftlich geantwortet und vier Künstlerhefte eingetütet.  Es finden sich doch Wege…  😊.  Und doch muss man/frau sich vor Augen halten: Kauflust und Rezession gehen niemals wirklich zusammen. Die Menschen werden sparen müssen, schon, weil keiner weiß, ob uns weitere Corona-Wellen ereilen werden. Vielleicht ist das Verhalten in Rezessionen als kollektive Erfahrung vergessen worden, weil die letzten doch meist nur branchenweise auftraten. Die Baukrise zum Beispiel Ende der 90er Jahre. Sie war keine Erfahrung des ganzen Landes, aber jene, die sie betraf, übten notgedrungener Weise VERZICHT. Natürlich gibt es auch in dieser Krise Menschen, die wirtschaftlich verschont blieben, die sollten nicht vergessen, dass sie einfach nur Glück gehabt haben. Ich denke, die Hoffnung auf gute Handelsumsätze ist für die nahe Zukunft eine Illusion. Und shoppen mit Maske ist überdies auch nicht so prickelnd. Dennoch, das Land scharrt mit den Hufen und legt das Leben wieder los, hoffentlich weiter auf Distanz. Zur Entspannung hab ich eben Nachbars Kater auf einem der Russischen Betonzaunpfeiler verewigt. Ob er ihn beim nächsten Zaunsprung entdeckt? Eher nicht 😊.

Morgenstunde (322. Blog-Notat)

Tropfendes Grau vorm Fenster. Ich schreibe einen Nachruf fürs Dorf. Es ist schon der Zweite in wenigen Wochen, ich bin darin ungeübt und hoffe, da schleicht sich nicht was ein… Trauerrednerin wäre kein Job für mich, ich würde mehr heulen, als die Angehörigen. Weiß ich aus Erfahrung, denn als ich vor vielen Jahren bei einer Vernissage in der Reichenbacher Rathausgalerie (Oberlausitz) eine Laudatio vorgetragen bekam, die ich selbst geschrieben hatte (!), löste ich mich wahrlich auf, als die Textstelle kam, die meinen Großvater, den Heimatmaler Alfred Gansel postum berührte und ehrte. Ich bin also ungeeignet, nur die Wortfinderin, aber mein Mitgefühl lässt diese Worte nicht so leicht fließen, denn Trauertexte sind Schwerstarbeit. Und weil das so ist, hab ich mich hernach davon geschlichen in etwas Neues, den Anfang einer Erzählung, darin ging es mir gleich wieder besser…

Morgenstunde (321. Blog-Notat)

Die Geschichte für die Museumsbroschüre ist endlich fertig geschrieben und geliefert. Ich nenne sie „Sandverwehen“, darin stecken sechs Episoden, die sich in zwei Zeitebenen bewegen. Das Ganze ist schön rund geworden, ich bin jedenfalls zufrieden.  Jetzt werden noch Meinungen der Verantwortlichen eingeholt und dann kann ich das Projekt für 2020 loslassen. Also noch nicht ganz eingetütet, aber ich bin diesbezüglich schon entspannt. Kurz verschnauft, da lese ich: Die Bundesregierung plant einen Corona-Immunitätsausweis einzuführen, der quittiert, dass eine Covid-19-Erkrankung überstanden ist. Ich bin skeptisch, weil so etwas die Bevölkerung spaltet, denn es würde eine Gruppe Deutscher mit besonderen Rechten geben. Seltsame Blüten treibt das Land, zumal die Weltgesundheitsorganisation noch keinen sicheren Nachweis für eine Immunität in der Hand hat. Vom Datenschutz wollen wir mal gar nicht erst reden. Die Süddeutsche Zeitung berichtet ausführlich darüber, wen das interessiert, der klicke hier. Ich finde es jedenfalls besorgniserregend. Es wäre schön, wenn man uns nicht jeden Tag einen neuen Aufreger servieren würde…

Nachtrag:  Besagte Geschichte nannte der Museumsverein schlussendlich „Das Tagebuch“.

Morgenstunde (320. Blog-Notat)

Draußen vor der Tür… wispert die Natur von der Schönheit des Seins… und drinnen im Atelier füllen handgefertigte Künstlerhefte  des neuen Titels „Der Herr Dezember/Der Grasflüsterer“ die erste Kiste…

Ein Heft kostet 7 €, zzg. Versand.

Morgenstunde (319. Blog-Notat)

Gestern Nachmittag wurde nun auch die zweite Leihgabe in Mannheim via Telefon gekauft. Zeichen und Wunder. Das gleicht unsere Verluste von März/April aus, so muss ich nicht nach würdelosen Hilfen hangeln, sehr schön. Die Bilderfahne heißt „Schattenfang“ und wie schon die erste „Seelen im Wald“ hat sie eine ernste Bildsprache. Ein Zeitspiegel mit Schutzzeichen mit einem Hauch intuitivem Schamanenzauber. Vielleicht ist es das, weswegen die Teile gerade jetzt angenommen werden. Der Unwägbarkeiten wegen, wer weiß. In den Menschen hocken neue Erfahrungen von Einschnitten, die womöglich nach einem bildhaften Ausdruck suchen. Ich bin jedenfalls sehr froh darüber. Der Schattenfang hängt jetzt in einem schönem Stadtquartier und nicht verloren im Wind wie hier bei einer Garten-Ausstellung 😊.

Morgenstunde (318. Blog-Notat)

Ich kam mir heute wie ein Mauerblümchen vor – immer an der Wand lang. Es ließ sich nicht vermeiden, aber ich musste ins Labor zum Blutabnehmen. Mit Maske versteht sich. Doch die Birkenpollen lassen mich augenblicklich schon nicht gut atmen, unter der Maske (ich habe die dünnste gewählt, die ich habe) ging noch schlechter, hochrot und Schnappatmung. Echt Schei…benhonig. Im Labor auf Abstand Blutzapfen geht auch nicht, also war die Schwester vollverhüllt wie auf der Intensivstation. Die Arme, den ganzen Tag so, selbst für einen gesunden Menschen stelle ich mir das echt herausfordernd vor. Überhaupt ist das Hineingehen in so eine Arztpraxis beunruhigend geworden. Alle schauen gestresst, ängstlich und übertemperiert unter ihren Tüchern und Masken. Sprechen ist schwierig, man will hier einfach nur schnell wieder raus und nicht wissen, was sich hier so alles versammelt hat. Die meisten verlassen vollkommen grußlos den Ort, die Kommunikation reduziert auf das notwendigste. Kein „Danke“, kein „Tschüss“. Das Leben hat derzeit wirklich absurde Episoden zu bieten.

Morgenstunde (317. Blog-Notat)

Ich baue wieder Bücher für die „Kurtschlager Edition“. Es ist inzwischen der achte Titel in meiner Reihe, die ich seit 2013 herausgebe. Handgefertigt und nummeriert. Ich muss einfach etwas gegen diese Hoffnungslosigkeit tun. Für dieses Projekt sind die Investitionen gering, gutes Papier, Karton und Zellophan-Tütchen … habe ich im Fundus, es braucht nur meine Zeit und Handfertigkeit. Ob irgendetwas 2020 von meinem Schaffen klassisch im Verlag der Ehm Welker erscheint wird – ich habe leider keine Kristallkugel. Geplant war einiges, aber die Existenzbedingungen für Büchermacher haben sich Corona bedingt schwer verändert. So bin ich eben bei meinen Künstlerbändchen, auch wenn ich nicht weiß, wo ich die direkt anbieten kann, denn der Kunstmarkt in Berlin-Pankow und der Tag des offenen Ateliers werden ausfallen. Also vielleicht für das Weihnachtsgeschäft, so es eines geben sollte. Wer weiß. Für den Innenteil dieser Edition habe ich meine jüngsten Festmärchen layoutet: „Der Herr Dezember und der Zeitzauberer“ und „Der Grasflüsterer“. So bekommen die Zeitungsgeschichten jetzt eine nachhaltigere Form…

Zu meinen bisherigen Künstlerheften geht es hier:

Morgenstunde (316. Blog-Notat)

Es müsste endlich regnen. Drei Liter hatten wir bisher im April, das ist im Grunde nichts. Wie im letzten Sommerhalbjahr verbringe ich jetzt schon wieder zwei Stunden des Tages damit, den Garten zu wässern. Noch ist das Meditation und nicht Last. Blütenträume überall, ganz wundervoll. Die sind beste Ablenkung vom Corona-Terror. Lasst Euch von diesen Bilderblicken kurzweilig verzaubern, ich wünsche Euch allen ein spannungsfreies Wochenende und vielleicht gibts ja auch endlich etwas Regen 😊…