Morgenstunde (271. Blog-Notat)

Ein Tag wie im März war das heute, und ich habe gemacht, was man/frau so im März macht, wenn ein Garten vorhanden ist: Ackern, Unkrauten, Sträucher beschneiden. Es hielt mich nichts am Schreibtisch. Das Grauwetter kommt ja gleich zurück, dann kann ich wieder in Arbeit im Atelier versinken. Um mein schlechtes Gewissen wegen der taglangen Gartenauszeit zu beruhigen, hab ich dann doch noch am Abend einige Figuren aus älteren Zeichenblättern im Photoshop freigestellt, als Spielmaterial für unbestimmte Gelegenheiten (siehe das Eulchen). Aber es war so herrlich in der Sonne und der klaren Luft. Überall schießen schon die Frühblüher aus der Erde. Es ist genauso ein „Winter“ wie 2007/08, als wir von Berlin in die Schorfheide zogen, da habe ich einen Teich im Januar/Februar angelegt. In den zwei Folgewintern sind wir regelrecht eingeschneit, so dass wir den Schnee von den Dächern holen mussten. Vielleicht erleben wir das mal wieder, ich fände es schön.

Morgenstunde (270. Blog-Notat)

Wenn frau gerade nicht so richtig lächeln kann, müssen es die Schrägen Vögel und der sonnengelbe Himmel richten. Ich zeichne am 2. Kalendermotiv für 2021, und wenn dieses leuchtende Gelb vom Blatt zurückschaut, dann geht’s mir gleich besser. Dieses Gelb hab ich in den 90er Jahren in einem Baumarkt entdeckt – gelbe Holzbeize. Es war auf Anhieb meine Gute-Laune-Farbe…

Morgenstunde (269. Blog-Notat)

Manchen Morgen erwache ich mit einer Schwermut, die irgendwie nicht aus meinem Leben stammt. Ich schaue in den Spiegel und denke, was machst du da in meinen Augen? Wo kommst du her, aus welcher vorgeschichtlichen Zeit hast du dich zu mir verirrt? Es ist nicht meine stille Trauer, die in mich hineinkriecht, wie etwas Unbehaustes, das Obdach sucht. Aber etwas in mir hat wohl auf diesen Anflug gewartet. Tief vergraben, verborgene Zeit, verletztes Leben. Ein Schattentanz der Erinnerungen. In meinen Geschichten „Seltsame Welt“ hab‘ ich letzten Sommer versucht, diesen Erinnerungsfetzen Gestalt zu geben, aber jemand meinte neulich: „Sie umkreisen das Eigentliche nur.“ Echt? Ich meinte mich nah dran zu sein und dachte, manche Schichten der Zeit gelüftet zu haben. Geschichten, die immer aufs Neue, in einer Art poetischem Rondo den Emotionslücken nachspüren. Kreise ziehend, Kreise berührend, atemlos tanzend. Nicht? Das verwundert mich und lässt mich ratlos zurück…

Morgenstunde (268. Blog-Notat)

Der Januar-Cartoon 2021. Zeichnung: Petra Elsner

So, die Schräge-Vögel-Jungs und ihre Wintergarderobe sind nun endlich in Farbe getaucht. Bin erst gestern wieder an das begonnene Zeichenblatt vom 15. Dezember herangekommen. Jetzt ist das 1. Motiv für den Kalender 2021 fertig – der Januar eben mit dem Thema Teambildung. Früher hab ich so ein Blatt am Stück gezeichnet, acht Stunden durch, dass schaffe ich heute nicht mehr, die Augen mosern und der Rücken mault nach zwei Stunden. Also raus ins Freie, ein bisschen Gartenarbeit, gleich welches Wetter, nach einer Stunde geht’s mit irgendetwas im Atelier weiter. Die Arbeit an so einem Cartoon verbraucht zusammengenommen zwei, drei Tage.
Schönes Wochenende derweil allerseits.

Morgenstunde (267. Blog-Notat)

Ich wünschte mir eine kleine Schneezeit, dann wären die Tage wieder heller, wie hier im Bild von 2010 …

Die ersten Januartage waren dunkel und müde, aber allenthalben schwappte das Lebhafte von draußen rein. Beinahe jeden Tag kamen Besucher ins Atelier – ein Nachklang meiner zwei Weihnachtsgeschichten in der lokalen Presse. Eine Besucherin aus Oranienburg bedankte sich dafür sogar telefonisch und holte sich anschließend gleich vier Schräge-Vögel-Kalender für 2020 (jetzt habe ich nur noch drei Teile vorrätig). Die Besuche waren immer verbunden mit einer gesprächsreichen Teezeit, Sonnenlicht aus der Tasse… Plätzchen wollte keiner mehr.
Mittwoch war die vorerst letzte Lesung für Grundschüler. Diesmal hatte waren etwa 60 Kinder der Klassen 1 bis 3 in Gerswalde beieinander. Mit den Kleinen ist es schwerer als mit den etwas Älteren, denn sie halten nicht länger als 20 Minuten das Stillsitzen durch, dann beginnt es überall zu rascheln, zu flüstern und zu tuscheln.  Aber insgesamt war es doch O.K., schließlich müssen die Kids es erst einmal trainieren eine Schulstunde nur zuzuhören. Das Leporello mit den Buchillustrationen ist übrigens gut angekommen. Die Mühe war also nicht umsonst.
Post ist nur noch wenig dem Jahreswechsel nachgetrudelt, viele rufen einfach nur per Telefon zurück. Naja, das ist der Trend, die Karten- und Briefeschreiber sind irgendwie eine seltene Art geworden. Meiner allerliebsten Freundin aus Zeuthen ist eigentlich noch eine dieser Spezies, aber sie hatte die ganzen Feiertage 19 Menschen rund um ihren Tisch. Autsch, das wäre mir zu viel. Und so schaffte sie es einfach nicht zur Poststelle mit ihren diversen Päckchen (ich bekomme es nun nächstes Weihnachten auf den Rat ihrer Tochter hin… 😊 ) und deshalb qualmte mir abermals das Ohr am Handy – Stundengespräche mit angewinkeltem Arm sind ein Horror für mich …

Morgenstunde (266. Blog-Notat)

Der Leser – das unbekannte Wesen ist heutzutage nicht nur mehr ein geflügeltes Wort in allen Redaktionsstuben, die Ironie in dieser vagen Wahrnehmung wird zukünftig vollkommen erblassen. Die Suche nach den Leseinteressen spezieller Zielgruppen hatte in der Vergangenheit ganze Verlagshäuser umgetrieben. Für meinen Blog waren die nie relevant, denn ich verkaufe hier nicht Hochglanzblätter oder Lippenstifte, ich erzähle lediglich aus meinem Tag, meinem Schaffensprozess und äußere meinen Gedanken über Gott (das unbekannte Wesen) und die Welt. Wer das mitliest, unternimmt es freiwillig und kostenfrei und doch war es für mich immer auch interessant in der Blogstatistik auf dem Dashboard (Instrumententafel – für meine Leser nicht einsehbare Arbeitsplattform) nachzusehen, woher die Leser kommen.  Als ich 2013 mit dem Bloggen begann, gab es da auf der Weltkarte nur wenige rot gefärbte Punkte, inzwischen ist sie großzügig eingetönt. Aber weil diese Ansicht wahrscheinlich bald Seltenheitswert haben wird, zeige ich sie Euch heute mal. Unter dieser Karte befinden sich die Flaggen der Länder und die Anzahl der Zugriffe auf die Seiten, doch seit kurzem hat den obersten Rang mit den meisten Klicks eine „Unbekannte Flagge“ eingenommen, darunter dümpeln wesentlich kleinere Anzahlen über die letzten nicht anonymen Wesen im Netz, die sozusagen noch Flagge zeigen.
„Unbekannt“, das hat mich verwirrt. Ich dachte erst an Computer-Kobolde, kriminelle Hacker oder dergleichen und kontaktierte einen befreundeten Spezialisten. Wer surft da unter unbekannter Flagge? Der Spezi meinte nur ganz gelassen: Das seien die Folgen der Datenschutzbestimmungen. Herrje, da wird in Bälde meine Weltkarte wieder völlig blütenweiß sein und meine schöne Motivation „zu funken“ irgendwie lädiert. Wie schade.

Morgenstunde (265. Blog-Notat)

Ich hadere mal wieder mit dem Alter, vor allem, wenn ich mich aus der Zeitung ansehe und ein zerknautschtes Morgengesicht zurückblickt – 66 Jahre alt und längst vom Kortison gezeichnet. Heilig Abend in der Gransee Zeitung gab es einen Beitrag über meinen Blog schorfheidewald.de, die Frau dahinter und dieses unvorteilhafte Konterfei. Es haben den Artikel nicht viele entdeckt, an so einem Tag … ganz klar, da ist keine Ruhe zum Zeitungslesen und ich denke: Gott sei Dank. Herrje: Atmen oder „schönsein“? Atmen ist alternativlos. Ich bin ungeübt mit dem Altern von Frauen in meiner Nähe. Bin jetzt vier Jahre älter als meine Großmutter Marie es wurde, 13 Jahre älter als meine Mam Rita, 17 Jahre älter als meine einzige Schwester Angelika. Die Schwiegermutter wird alt, aber sie hat andere Gene. In meiner Linie stehe ich ganz vorne und grusele mich durchaus an dieser Front. Ich fürchte nicht den Tod, nur den Verfall. Wann kommt die Gelassenheit? Es ist nicht die Zeit für Gelassenheit. Die Zeit dort draußen tobt zu wild, sie rüttelt an mir, lässt mich nicht wirklich in Ruhe. Vielleicht kommt Gelassenheit irgendwann, wenn der dünne Atem das öffentliche Lesen nicht mehr möglich macht, wenn ich mich zurückziehe und nicht mehr auftreten kann. Noch ist es nicht soweit, aber der Augenblick kommt näher…

Morgenstunde (264. Blog-Notat)

Eisornament auf dem Vordach

Windgefegtes Eis auf dem Teich, Frostornament auf dem Vordach – der Winter bemüht sich an diesem ersten Januarsonntag um Schönheit. So mag ich es: Vor die Tür treten und staunen.
Eisblumen sah ich zuletzt bei meiner Großmutter, damals als die Fenster noch einglasig waren und im Winter immer zufroren. Guckloch hauchen jeden Morgen. Wie ist das Wetter hinter der Eismalerei? Eisblumen sind einfach bezaubernd, sie gehören ins Kleid der Schneekönigin und da sind sie gleich wieder – die Märchen – jedenfalls ihre Kulisse ist angerichtet. Aber heute ist etwas anderes dran: lesen, lesen, lesen…
Macht es Euch schön.

Morgenstunde (263. Blog-Notat)

Ein Leporello im A3-Format zur Präsentation von Buchillustrationen bei Vorlesestunden.

Was habe ich schon alles ausprobiert, wie man am besten Buchillustrationen Grundschulkindern vorführt. Immer stimmte etwas nicht. Entweder waren die Zeichnungen zu winzig oder das kleine Erzähltheater nicht recht praktikabel und von den Außenplätzen nicht einsehbar. Schlussendlich störte das Hantieren nebenher nur meinen Lesefluss. Aber es wird oft gewünscht, auch die Buch-Illus zu zeigen. Mittwoch habe ich die nächste Vorlesestunde vor Grundschülern und diesmal fühle ich mich gut gerüstet, denn gestern kam mir diese Idee: Ein Leporello im A3-Format. Dazu habe ich die kleinen Buchillustrationen im Kopierladen auf besagtes Format vergrößert und später auf das selbst gebaute Leporello aus dicken Finnpappen kaschiert. Es ist beidseitig benutzbar. Auf der einen Seite befinden sich die Illu-Kopien zur Mohnfee-Geschichte, auf der anderen einige Schorfheidemärchen-Illus auf Fotos. Ich denke, das hat jetzt die richtige Größe für Kids, die auf Kissen sitzend der Lesung zuhören. Schön.