Als mein Liebster mir nach dem Korrekturlesen sagte, er sei viel zu dicht dran, als dass er was zu dem Text sagen könnte, war ich verunsichert – wie meinte er das nur? Einen Tag später konnte er es formulieren, worüber ich noch nachdenken sollte. Zwei Kleinigkeiten, die ich dankbar annahm, aber die Verunsicherung blieb in mir hocken bis in die Abendstunde, als die Lesung begann. Es kamen mehr Menschen als ich erhoffte in unser kleines Dorf und ehrlich, es war ein gelungener Abend… Es war 55 Minuten lang so still, dass ich fast meinen Atem hörte. Mit dem letzten Satz: „Nebelschleier flossen um die erdigen Füße der Moosgestalten, die verschwanden als aus dem Dorfkrug ein Paar in die Nacht trat.“ – öffnete sich die Kneipentür und ein Paar trat verspätet um eine satte Stunde ein und alles lachte schallend. Ich weiß nicht, ob die Beiden jemand aufklärte, weshalb das Gelächter losbrach, sie waren schnell wieder verschwunden, aber das wird sich finden.
Man selbst ist ja nicht wirklich realistisch in den Bewertungen eigener Auftritte, aber es kam von allen Seiten Lob und Anerkennung, dass ich denke, es ging wohl in Ordnung. Besonders dankbar bin ich unserem Kurtschlag-Redakteur Manfred Lentz, der noch heute Nacht eine tolle Besprechung hinlegte, die über den Abend gut Auskunft gibt, hier geht es zu dem Link…
Kategorie: Morgenstunde – Blogkolumne
Morgenstunde (144. Blog-Notat)
Für den Krimi-Abend am Mittwoch in Kurtschlag sind heute für mich Leseübungen angesagt, denn eine Stunde laut Vorlesen, wird nie zur Gewohnheit, wenn es nicht alle Wochen geschieht. Also ran an den 25-Seiten-Block und nicht heiser werden! Diese Lesung wird nicht vom Anfang her vorgetragen. Ich beginne sozusagen Mittendrin, überspringe zwischen den Kapiteln Seiten und hoffe so einen schlüssigen Teil der Geschichte in der Lesung vorzustellen. Naturgemäß wird auch nicht das spannende Ende verraten, denn wer würde sonst den Krimi noch lesen, später, wenn das Buch erscheinen wird – irgendwann in diesem Jahr.
Worum geht es in der frei erfundenen Geschichte? Nach einem Schwesternstreit kommt Laura Acker nicht in das Dorf Sandberg zurück. Julie Acker wartet am nächsten Tag vergeblich auf ihre Ablösung bei der Betreuung der dementen Mutter. Laura scheint abgetaucht. Doch in jener Streitnacht geschah noch etwas anderes: Rosa Nagels Wald wurde geklaut, ein ganzer Hektar – einfach so. Die Polizei sieht kaum Chancen für eine Aufklärung des Diebstahls, deshalb statten die Waldbesitzer sich mit Wildkameras aus. Doch statt einem Langfinger läuft ihnen ein großer, weißer Wolf vor die Linse. Die fast vergessene Legende vom Milchmond bekommt wieder Zunder und unter dem Schnee liegt eine Tote im Flüsterlaub…
Das Dorf in der Schorfheide ist fiktiv, aber es borgt sich Gepflogenheiten und Typen aus der echten regionalen Nachbarschaft. Das Sittenporträt zeichnet durchaus reale Lebensumstände auf dem flachen Lande nach, in denen manchmal auch eine untergeht, wenn sie den Schutz der Gemeinschaft verliert.
Ort der Lesung: 27. Februar 2019 aus dem Manuskript „Milchmond“. Veranstalter ist der örtliche Kulturverein, die Lesung beginnt um 19 Uhr in der Gaststätte “Mittelpunkt der Erde” und ist offen für alle Interessierten, der Eintritt ist frei.
Morgenstunde: Klausur-Ende (143. Blog-Notat)
Die Klausur ist abgeschlossen. Am 18. Februar hatte ich meinen Schorfheide-Krimi „Milchmond“ runtergeschrieben, Dienstag habe ich den Auszug für die Lesung am 27. Februar zusammengestellt und gestern standen so Sachen wie Klappen- und Rücktiteltext an. Heute beginnt mein Liebster mit dem Korrekturlesen, ihm bleibt auch wirklich nichts erspart: Erst taucht sie wochenlang täglich auf Stunden im Atelier ab und dann muss er die Ergüsse auch noch lesen – in Ermanglung eines echten Korrektors. Den einen, den ich gut kannte, der auch auf Bitten meine ersten Bücher gegenlas, ist gestern gestorben. Herzinfarkt mit 65 Jahren. Hartmut Schönfuß lebte mit seiner jungen Familie sehr zurückgezogen im lauten Berlin und so lange ich denken kann, kämpfte er ums Überleben. Er las große Literatur für kleines Geld Korrektur, vor allem aber Gebrauchsanleitungen auf Cent-Basis, die aus dem Freiberufler einen Lese-Sklaven machte, sittenwidrig und doch längst gelebte Normalität, wie in so vielen anderen freien Berufen. Sein Berufsstand gehörte zu den ersten, den die Digitalisierung schon vor 20 Jahren killte – es gibt ja Rechtschreibprogramme…, dann die Berufe der Fotografen, dann die freien Schreiber… Ihre machtlosen Schreie hörte niemand, sie waren/sind ja die vielen Vereinzelten und so lautlos. Ich bin gerade dabei meine Einladungskarte für den nächsten Tag des OFFENEN ATELIERS zu zeichnen, die thematisiert, dass ich in meinem 25. Freiberuflerjahr bin, ich würde es nicht noch einmal wagen, wüsste ich, was da auf einen zukommt…
Morgenstunde: Im Nachtkastelblock (142. Blog-Notat)
Es war eine beschi…. Woche, die verordnete Extragabe Kortison brachte mich Sonntagnacht mit dem Notarzt ins Krankenhaus. Blutdruck-Entgleisung mit hektischem Herzen. Auf einer normalen Krankenstation lag in jedem Zimmer mindestens eine verwirrte Person. Ich hatte zwei und war so schlecht untergebracht, nach drei Tagen völlig genervt und zerschlagen. Man wird dabei zur unbezahlten Pflegekraft im Schlafanzug. Immer wenn die beiden schliefen, konnte ich schreiben, so habe ich die letzte Szene zum Krimi Milchmond handschriftlich im Nachtkastelblock produziert – wie vor 30 Jahren. Am Wochenende werde ich die Seiten abtippen und dann ist das Teil im Groben abgeschlossen. Es folgen Probelesung am 27. Februar, Expertendraufsicht und Feinschliff – und dann, ab in die Post…
Habt alle miteinander ein entspanntes, schönes Frühlingswochenende!
Morgenstunde: (141. Blog-Notat)
Einfach mal tagsüber computerfrei nehmen. Die letzten Tage haben doch echt geschlaucht – das Aufreger-Thema Gasbohren und mein eingebrochenes Lungenvolumen, 37 Prozent mit diversen Sprays – das ist dünn. Also hochdosiertes Kortison dazu schlucken, auch nicht toll, hilft aber atmen. Was solls. Der verhuschte Wetterbericht für Sonntag hat mich also heute inspiriert, eine windige Gartenzeit einzulegen. Im Blumenmond Unkraut rupfen und Restlaub aufnehmen. Langsam, ja. Wie schön dabei die ersten Schneeglöckchen zu sichten. Herrlich! Ein Frühjahrsglück, dass jede Blüte nährt. Man soll eben seinen Intentionen folgen und schon wird frau dafür belohnt, wenn ich morgen die nächste Schicht im Krimi-Zeilen-Erfinden einlege, wird mich dieses kleine Glück ein Stück weitertragen. Habt alle miteinander ein schönes Wochenende,
Eure Petra
1100. Blogeintrag
Morgenstunde: Gegen Gasbohren II (140. Blog-Notat)
Der Abend im alten Rathaus von Zehdenick hatte etwas von dem kreativen Geist der Wende 1989. Es ging darum Schaden abzuwenden – für unsere (Um)Welt für uns und unsere Kindeskinder. Das ist keineswegs pathetisch gemeint, denn die ersten Schäden an Wegen und Straßen durch die Rüttelfahrzeuge haben wir schon u.a. in Vogelsang. In der Stadtverordnetenversammlung war eine Einwohnerfragestunde (eigentlich nur eine halbe Stunde) angesetzt, zu der mehr als hundert Leute den kleinen Saal bevölkerten, um zum Thema Gasbohren den Abgeordneten Fragen zu stellen. Ich will Euch nicht mit einem Sitzungsverlauf nerven, den kann man in der Lokalpresse nachlesen, hier nur mein kleines Fazit: Nach anfänglichem Fremdeln kam es auf Nachdruck der Bürger zu einem ersten Dialog, zu vagen Auskünften und dem Eingeständnis der Abgeordneten, dass es an Kompetenz mangelte, als sie ihre Stellungnahme gegenüber dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg abgeben mussten. Doch zum Ende der Fragezeit konnte man sich darauf einigen, dass Abgeordnete mit der Bürgerinitiative Templin-Zehdenick gemeinsam agieren werden. Das ist eine gute Voraussetzung, um sich nicht aufzuzehren, sondern um Kräfte zu bündeln.
Als die Bürger das Rathaus verließen, staunten sie nicht schlecht, denn auf dem Platz vor der Tür standen noch gut 250 bis 300 Menschen – ruhig wartend, einfach ihre Zugehörigkeit demonstrierend. Sie alle wollten eigentlich in die Versammlung, was die Räumlichkeiten nicht hergaben. Sprecher Ralf Riesenberg von der BI fragte kurzentschlossen in die Runde: „Wollt Ihr wissen, was herauskam?“ Zustimmung. Seine Worte und die Aussicht auf ein Miteinander brachte die Bürgeraktion dieses Abends zu einem hoffnungsvollen Ausklang. Man war überrascht und auch ein bisschen stolz – und hatte Demokratie erlebt. Am 15. März wird es in Zehdenick einen Bürgerdialog geben, der platzmäßig Gelegenheit bieten wird, alle Interessierten anzuhören und sehen.
Und hier die altuellen Berichte aus den Gransee-Zeitungen vom 9. Februar 2019
(Bilder zum Vergrößern anklicken )
Morgenstunde: Gegen Gasbohren (139. Blog-Notat)
Die holländische Gasindustrie streckt schon seit 2014 ihre Finger nach der westlichen Schorfheide aus, aber so recht haben viele es nicht geglaubt, dass der Naturschutz im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin unterliegen könnte. Ich kann es nicht fassen, dass die Brandenburger Politik und die Stadt Zehdenick mit der Erkundung ein Scheunentor geöffnet hat und nun die Firma Jasper Resources ihre Messtechnik auf den nahen Waldstraßen bei Kurtschlag in Position gebracht hat, um die tatsächliche Größe der Fundstätten in etwa 4000 Meter Tiefe zu erkunden. Eine Erlaubnis zur Förderung besteht noch nicht und das gilt es auch zu verhindern, denn wenn sie erst bohren, werden u.a. die Schorfheidegemeinden Kappe und Kurtschlag mit Schadstoffen belastet sein, das Erdbebenrisiko steigt, die Grundwasserschätze könnten mit krebserregenden Bohrschlamm zerstört werden, was an die Umweltsünden der Russen in unsrer Region erinnert. Ich will nicht wiederholen, was z.B. Manfred Lentz für kurtschlag.de bereits umsichtig schrieb, doch ich will hier explizit mein Unbehagen und meinen Widerstand ankündigen. Ich werde bei den zukünftigen regionalen Wahlen keinem mehr meine Stimme geben, der dieses Unterfangen unterstützt und ich werde mich demokratischen Aktionen der „Bürgerinitiative gegen das Gasbohren“ anschließen.
Morgenstunde (138. Blog-Notat)
Drei Tage Ostsee und wir hatten alles auf Usedom: einen Tag mit Zauberschnee, den zweiten mit Dauerregen, den dritten mit Sonne. Ich habe mit der Strandpiste gekämpft und verloren. Muskelzerrung in beiden Beinen. Autsch, da weiß frau plötzlich, dass sie viel zu lange einfach nur am Computer gesessen hat. Muss das ändern, denn: Das Sitzen ist das neue Rauchen…, was hab ich noch vor zwölf Jahren gerne Rauchkringel in die Welt geatmet, hätte ich mal mehr geatmet… Einsicht ist bekanntlich der Weg zur Besserung, ich werde also jetzt jeden Tag, gleich wie das Wetter ist, eine halbe Stunde das Dorf vermessen, außen herum, über die Wiesen, dort, wo das Licht hinkommt und nicht durch den dunklen Wald, das ist der Trimm-Dich-Weg für den Schnell-Läufer, da halte ich nicht mit, der Liebste ist eben jünger. Von der Küste braucht es nicht viele Worte, sie ist noch da und schön wie immer, nur der jüngste Sturm am 2. Januar hat an den Dünen von Heringsdorf böse geknabbert, viel hat es nicht gefehlt und das Wasser wäre über den Damm gekommen. Siehe den Abbruch im 3. Bild …
Morgenstunde (137. Blog-Notat)
Als ich heute den jüngsten Schwung Seiten zum „Milchmond“ Korrektur las, musste ich doch wirklich schallend Lachen, denn da wurde plötzlich aus der Mutter der Heldin statt Helene Acker – na, was wohl – Fischer. Wie das nur kommt? Ich bin so gar kein Schlagerfan, aber das war wohl der Moment, der mir vertickerte: Mach‘ mal Pause. Ja, zum Wochenende.
Seit ein paar Tagen ist diese flüssige Luft davongezogen und ich kann stundenweise wieder in meinem Heidegarten herum Schlawinern. Ist nicht viel los, eben Winterschlaf im Revier. Nur ein Dachs bedient sich offenbar auf den Komposthaufen und versucht unter den Zäunen zu den Nachbarn zu kommen. Der Frost ließ ihn scheitern.
Heute, vor genau zwei Jahren lag ich unterm Messer, der Tumor war groß, aber man hat ihn vollends erwischt und so lebe ich immer noch, eine unerwartete Zugabe. Ja, es geht mir gut, bis auf diese allgegenwärtige Schwäche, was wohl bleibt, aber ich fürchte mich nicht, bin Fatalistin – seit zwei Jahren … 😊
Morgenstunde (136. Blog-Notat)
Was war das gestern für ein schöner Abend in der „Guten Stube“ des Ruhlsdorfer Museums. Richtig voll wurde es, so dass man noch Stühle herbeibrachte. Man weiß ja nie, wie Dörfer ticken, aber Ruhlsdorf war in diesen zweieinhalb Stunden offen für alles. Ich las Kurzgeschichten aus vier meiner letzten Bücher und es war gewünscht, dass ich nach jeder Viertelstunde eine Pause machen sollte, wegen der Getränke und der Konzentration. Was einigermaßen schwierig ist, weil frau jedes Mal die Stimmung neu aufbauen muss und das Lampenfieber länger bleibt. Ich war froh als man mir zur zweiten herangerückten Unterbrechung deutete, doch gleich weiterzulesen. Schön.
Wir blieben an diesem Abend lange beieinander, Bücher wurden gewälzt, viele Fragen gestellt, Pläne miteinander geheckt, es war entspannt, gut gelaunt und mir schien, als hätten sie mich alle in ihr Herz geschlossen. Favorit des Geschehens wurde die Geschichte „Gerdas Hofgesellschaft“, weil sie wohl am meisten das echte Leben der Versammelten berührte. Zwei Fotos von der Lesung bekomme ich noch vom Ortsfotografen und stelle sie nachträglich hier ein.
Machts gut miteinander und habt ein schönes Wochenende,
ich tauche nun wieder in meine „MILCHMOND“-KLAUSUR ab,
Petra