Schorfheider Winterkarten

Vor vier Jahren habe ich mir gesagt, eigentlich könnest du ja zu Weihnachtszeit immer mal eine regionale Postkarte zeichnen. Märchenhaft. So kam es zu meinen „Schorfheider Winterkarten“: 2010 – der Askanierturm in Eichhorst (wo es zu Neujahr an diesem Turm das Neujahrsanblasen gibt), 2011 – war es die Immanuelkirche zu Groß Schönebeck mit dem verwunschenen weißen Hirsch (dem Göttlichen) und 2012 wurde der Kaiserbahnhof von Joachimsthal mit mystischer Eule Thema meiner Kartenzeichnung. Die winterlichen Motive sind augenblicklich nur in der Touristinformation in Groß Schönebeck , ebenda im Solidario-Lädchen, in Eichhorst/Wildau bei Kunst & Rad und in meinem Atelier in Kurtschlag (Stück ein Euro) zu erhalten. Die Gemeinde Schorfheide bewirbt diese Karten freundlicherweise unter „Schorfheide zum Mitnehmen“. Die Winter(weihnachts)karte für 2013 kommt im Oktober aus der Druckerei in meinen Postkartenständer.
© Petra Elsner

Askanierturm Eichhorst am Werbellinsee,  gezeichnet von Petra Elsner
Askanierturm Eichhorst am Werbellinsee,
gezeichnet von Petra Elsner
Immanuelkriche zu Groß Schönebeck, gezeichnet von Petra Elsner
Immanuelkriche zu Groß Schönebeck,
gezeichnet von Petra Elsner
Kaiserbahnhof Joachimsthal, gezeichnet von Petra Elsner
Kaiserbahnhof Joachimsthal,
gezeichnet von Petra Elsner

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Der Grufti

Der Grufti unter den Immergrünen ist der Efeu. Manch‘ überwuchertes Haus im brandenburger Wind scheint nur noch von jenem Klettergrün zusammengehalten. Verwunschen schön, verlassen traurig, verfallen morbide. Viele mögen sie nicht, diese Grabpflanze, und auch ich habe mir den Efeu erst im Älterwerden schön geguckt. Vielleicht, weil man sich mit dem Jahren eben dem Friedhof nähert, wo der sich Licht fliehend über die Schlafstätten unserer Ahnen windet. Aber Efeu kann mehr als malerische Fassaden und blickdichte Zäune zaubern. Obgleich er seit der Romantik als Sinnbild des ewigen Lebens gilt, sogt er in der Pflanzenheilkunde eher für das Gegenteil, denn in starker Dosierung bläst Efeu schlichtweg den Menschen den Gar aus. Also besser: Finger weg von innerlichen Selbstversuchen, die mit der wieder erwachten Kräuter-Neugier oft einhergehen. Äußerliche Behandlungen hingegen sind unbedenklich. Zum Beispiel macht diese alte Rezeptur meiner Großmutter aus einem von Hühneraugen geplagten Bewegungsmuffel einen tapferen Waldläufer:
Anwendung:
Efeublätter (unter die Wandersohlen).
Man nehme ein frisches Efeublatt, falte es zweimal und fixiere das Blatt mit einem Pflaster direkt über der schmerzenden Druckstelle. Drei Tage lang sollte der Efeu auf die Stelle wirken (täglich mit einem neuen Blatt), dann müsste sich das Hühnerauge abheben lassen.
© Petra Elsner

Efeublätter, gezeichnet  von Petra Elsner
Efeublätter, gezeichnet
von Petra Elsner

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Nix-Kunstpostkarten

Der Herr der Tautropfen aus "Schattengeschichten aus dem Wanderland", gezeichnet von Petra Elsner
Der Herr der Tautropfen aus „Schattengeschichten aus dem Wanderland“,
gezeichnet von Petra Elsner

Ich hatte gerade den Herrn der Tautropfen für meine Schorfheidemärchen erfunden, da rief mich meine Freundin Trilli aus dem Alten Schulhaus in Diensdorf-Radlow am Scharmützelsee ab, ob ich nicht an einer Nix-Ausstellung im Sommer 2009 teinehmen möchte. Da ich gerade für meinen Tautropfennix in alten Sagen gekramt hatte, kam mir das gerade recht, und so zeichnete ich zwei Nixe und erzählte dazu eine alte sorbische Sage neu und bildreicher. Aus den Zeichnungen wurden zwei Postkarten. So kam es, dass sich in meinem Postkartenständer auch Karten befinden, die nichts mit der Schorfheide zu schaffen haben.

Nix als Nachtfürst, gezeichnet von Petra Elsner
Nix als Nachtfürst,
gezeichnet von Petra Elsner
Nix am Scharmützelsee, gezeichnet von Petra Elsner
Nix am Scharmützelsee,
gezeichnet von Petra Elsner

Und hier die Geschichte:

Der Wasserfürst vom Scharmützelsee
In einer Mittsommernacht ritt der alte Nix auf seinem Wellenross über

den Scharmützelsee. Er grummelte so dumpf wie die Gewitterfront in
seinem Nacken. Seine schönen Töchter waren vom Mittsommernachtsball noch
nicht zurückgekehrt, und der Wasserfürst fürchtete das Schlimmste.
Würden sie sich in einen Menschenmann verlieben, verlören sie ihre
Unsterblichkeit.
Der alte Nix hasste jene helle Nacht, in der sich  seine Töchter ihrer Flossen entledigten, um in Mädchengestalt zu tanzen.  Wütend peitschte er das Wasser, das sich dabei zu einer mächtigen Welle auftürmte, die zwei entsetzte Fischer mit ihren kleinen Booten ins  Schilf schickte. Kopfschüttelnd sahen sie dem alten Zausel nach, der mit wehendem Leinenjäckchen und rotem Krönchen seinem väterlichen Zorn frönte.
Zwischen Diensdorf und Radlow tanzten die Nixen mit dem Wind
über die sumpfigen Wiesen, die so zart gesprenkelt blühten, als hätte
ein Maler Hand angelegt. Ihre weißen Gewänder flatterten wie Segel.
Längst klebten ihre Tanzpartner Halt suchend an knorrigen Weiden, als
der Nix vor sie hin schwappte und sehr bös dröhnte: „Es mag ja sein,
dass der Sonnengott in dieser Nacht seine höchste Macht erreicht hat,
aber alles, was aufstrebt, wird auch wieder sinken, und ihr, meine
Töchter, seid Kinder des Wasserfürsten und habt nur ihm zu gehorchen.“
Die jungen Nixen aber waren so verzückt von der Fülle der Zeit und den
schönen Jünglingen, dass sie nicht gewillt waren, ihrem Vater sogleich
zu gehorchen. Nein, einmal nur, wollten sie ein loderndes
Sonnenwendfeuer erleben und schweigend sieben Sorten wilder Blumen von
sieben verschiedenen Wiesen pflücken, um zu erfahren, wen sie freien
werden. Sie kicherten und entschwanden in den Holunderbüschen.
Da schickte ihnen der Nix einen mächtigen Schwall. Das Feuer zischte und
das Wasser flutete die Wiesen, in denen nicht nur seine Töchter Blumen
suchen. Es sah so aus, als würde der See das Land nehmen wollen. Blitze
zuckten, und Wind peitschte die Wellen. Von den Fluten eingeholt,
wuchsen den Nixtöchtern augenblicklich wieder Flossen.
Fortan hatten  die Nixen ländliches Tanzverbot, und damit sie sich daran auch halten, streift der alte Nix seither von Sommerfest zu Sommerfest. Gut
verkleidet, allein am feuchten Saume seiner Jacke kann man ihn erkennen.

© Petra Elsner

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Grüße aus der Heimat

Früher hat man ja immer diese bunten Postkarten zur Winter- und zur Sommerferienzeit im Briefkasten gefunden. Helioblaue Himmel überspannten traumhaft schöne Strände, sagenhafte Bergwelten oder berühmte Städte dieser Welt. Manchmal erinnerten sie auch nur an die Werbung mit der lila Kuh. Ganz gleich, immer lösten diese Karten bei mir Fernweh aus. Aber scheinbar schreibt niemand mehr, wohin er sich aus dem gemeinhin schlechten Deutschland-Klima verzogen hat. HALLOOOOO – wo seid Ihr? Nicht mal mehr Mails rappeln in Ferienzeiten im elektronische Kasten, nur seltsame, hitzegeplagte Facebook-Schreie, die keiner wirklich hören will.
Also eigentlich fand ich ja die Feriennummer mit den Postkarten gar nicht so übel. Man konnte ein bisschen angeben, darüber kam eine ganze Druckindustrie und die Post in Arbeit. Und: die Hand übte zu formulieren und verriet dabei, wie es einem gerade wirklich geht. Heute können unsere Finger nur noch tasten und tippen. Habt Ihr letztlich mal versucht, ein Blatt handschriftlich schön zu beschreiben? Es sieht (umso weiter man/frau sich von Schulbänken entfernt hat) meist enttäuschend aus.
Meine Freundin Trilli hat auch deswegen den imaginären “Club zur Rettung der Handschrift” gegründet (siehe unter: http://www.cookiedu.de/trillhaase/handschrift/inde…), damit diese Seelensprache nicht gänzlich verloren geht. Ihr könnt dem alle beitreten. Schön wäre es auch, Ihr kauft eine ihrer Postkarte und verschickt sie an Eure echten Freunde – handgeschrieben natürlich.

Es grüßt Euch Petra
aus dem sommerlichen Zehdenick !

Postkarte Zehdenick-kl

PS: Das ist meine Postkarte für Zehdenick. Als wir vor sechs Sommern hierher zogen, stand vor dieser kleinen Stadt ein Verkehrwarnsschild mit „Vorsicht Otterwechsel“. Das hat mich sehr erheitert, und deshalb hab ich ein Exemplar vor eine der jüngst restaurierten Kamelbrücken gesetzt. Die Postkarten gibt es beim Fremdenverkehrsverband in Zehdenick und bei mir im Atelier in Kurtschlag.

© Petra Elsner

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