Eine Ostergeschichte:
Der alte Winter war mit einem Sack voll Schnee zum Stadtpark unterwegs. Er schnaufte schwer an seiner feucht-kalten Last, als er sich entschloss, lieber den Nachtbus zu nehmen. Er musste unbedingt mit diesem Schneesack dorthin, denn so einfach abzutreten, war nicht seine Art. Bevor er das Jahr verließ, wollte er dort dem frisch aufgestapelten Osterholz eine weiße Krone aufsetzen, damit sein Feuer nicht die letzte Winternacht erleuchten und deren Schattenwesen verjagen kann.
Im Unterholz jenes Stapels hockte der kleine Hase Felix und wartete auf das österliche Ereignis, während seine Eltern bunte Eier versteckten. Plötzlich zitterte die Erde. Felix stellte die Lauscher auf – wirklich, da stapfte jemand heran. Immer lauter dröhnten die Schritte, Felix duckte sich, dann rutschte und patschte es schwer über dem Hasen, der augenblicklich in einem Schneeberg versank. Es war ein mächtiger Haufen, der den ganzen Holzstoß lawinengleich versteckte. Mit einem bösen Lachen trollte sich der Winter.
Als die Menschen sich nachts aufmachten, ihr Osterfeuer anzufachen, staunten sie nicht schlecht, dass es just nur im Stadtpark geschneit hatte. Schnell war klar, der große Holzstapel würde sich vor Nässe nicht entzünden lassen. Und was war da für ein herzzerreißendes Wimmern darin? Ein Winterspuk? Doch niemand wollte sich in dieser Nacht die Freude am Frühlingserwachen nehmen lassen. Kurzerhand holte ein jeder trockenes Brennholz herbei, und bald loderten ringsherum unzählige kleine Osterfeuer. Die Nacht duftete mild, die Erde atmete einen Hauch von Grün, eine Amsel sang und der Feuerschein fuhr feierlich in die Herzen. Langsam taute auch der Schneeberg, dem ein kleines Häschen entsprang, und die Kinder begannen erheitert ein vorzeitiges Ostereiersuchen. Doch die waren richtig gut verborgen, und nur im Lichte des Ostersonntages zu entdecken.
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