24 Heimlichkeiten im Advent

Winterliche Erinnerung
Wenn es auf Weihnachten zuging, wurden die Tage besonders dunkel. Fünf Uhr morgens stieg eine von uns in die Stiefel und ging mit einem Eimer die lange, eisige Piste zum Kohlenlager im alten Flugzeughangar. Roswitha, Ilona und ich bewohnten eine kleine Stube im Brandenburger Sportschulinternat. Wer Kohlendienst hatte, heizte auch und sprang dann zurück unter das dicke Federbett, bis der Raum warm wurde. Der Feuerschein leuchtete durch die Ritzen der Ofenklappe und wir Mädchen träumten uns für ein kleines Weilchen in eine wärmere Ferne. Wir waren 12 Jahre alt. Tagelang hatten wir schon unsere Schätze gesammelt, die wir als Geschenke mit nach Hause nehmen würden: Zitronen und Apfelsinen. Im Sportschulinternat gab es für uns diese Früchte, für die man sonst im Land Schlange stand. Es sollte die letzte Vorweihnachtszeit so sein, denn bei einer Taschenkontrolle (jemand hatte irgendwem etwas geklaut), wurde offensichtlich, dass wir die Südfrüchte horteten und nicht selbst aßen. Die Schule reagierte ohne Worte nach Neujahr 1964 – statt Obst gab es nun Vitamintabletten und man kontrollierte, dass wir die auch zu uns nahmen…

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