Morgenstunde (221. Blog-Notat)

Das Foto stammt aus dem letzten Sommer, zur Lesung im KOMM haben wir nicht fotofrafiert. Foto: Lutz Reinhardt

Es war eine gute Lesung gestern im KOMM-Schwedt. Tolle Zuhörerinnen, die ihren Genuss auch im Anschluss artikulierten, was ich nicht so oft erlebe. „Ich könnte Ihnen stundenlang zuhören.“, meinte eine Frau und eine andere ergriff meine Hände und brachte sichtlich gerührt hervor: „Sie können so gut mit den Worten umgehen. Ich wollte das immer, musste mir aber eingestehen, dass es mir nicht gegeben ist.“ Dazu lächelte sie verschmitzt. All diese Frauen hatten/haben Brustkrebs und organisierten sich in dieser Selbsthilfegruppe, um einander beizustehen. Aber immer wieder schaffen es Frauen nicht, diesen Kampf zu überleben, und so leuchteten gestern drei Lichter zu Beginn der Veranstaltung – im September waren drei von ihnen gestorben. Ich hatte einen mächtigen Klops im Hals nach der erwünschten Gedenkminute. Die Anspannung war absolut im Keller, als ich nach all den trostsuchenden Worten der Versammelten, die Lesung eine halbe Stunde später begann. Eine Amazone ohne urbane Möglichkeiten muss sich immer allein aufrichten, vielleicht würde es mir schon deshalb gelingen, die Stimmung der Zuhörerinnen aufzuhellen. Ich war mir nicht sicher, aber ja, das Ansinnen ging doch auf. Das sind meine Glücksmomente.

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