Morgenstunde (381. Blog-Notat)

Der Sanddorn reift im Garten und die ersten Schwalben ziehen. Es klopft schon wieder die Zeit des Abschieds an die Tür. Aber noch nicht, noch genießen wie den späten Sommer mit Gästen. Neun Stunden haben wir gestern mit zwei Lieblingsmenschen gequasselt, bis wir alle Knoten in der Zunge hatten. Es ist so wohltuend Freunde bei sich zu haben, die fast alles wissen, denen man nichts erklären muss, sondern nur Resümieren, Sezieren, Phantasieren, nach vorne Denken, das alte Unbekannte spiegeln. Halt die Kriege unserer Großeltern und Eltern in uns verwundert einander erzählen und auch darüber sprechen, wie man sie loswird. Wir sind die Generation im Familienzyklus, die spricht, weil das große Schweigen einfach nicht auszuhalten ist. Denn wir haben Lasten in uns, die uns nicht gehören, an denen wir aber schwer tragen. Es war eine Begegnung, wie sie reicher nicht sein kann, im Pendel zwischen Frohsinn und Schmerz. Solche Tage machen leicht, weil alles raus ist und nichts mehr drückt. Wer solche Freunde hat, braucht keinen Therapeuten 😊.

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