Nun, da warten wir also noch eine Woche auf die nächsten Hiobsbotschaften aus der Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten. Immer wieder dieses Vorpreschen, das vorzeitige Rufen aus dem Walde … Geduld vom Bürger verlangen, sie aber selbst nicht aufbringen. Wir beobachten alle diese Zahlen und verstehen. Verständnis wächst auch über die Sprache, aber eben auch Unverständnis. In der offiziellen Sprache menschelt es in dieser Pandemie viel zu wenig. Ein Beispiel: Wer kannte im Februar schon das Wort „vulnerable“? Und warum kennen wir es jetzt? Die meisten mussten bestimmt nachschlagen, ich auch und weiß nun, aha: „vulnerable“ heißt anfällig, verletzlich, verwundbar. Und warum sagt man das nicht(?): Die verletzlichen Gruppen – das klingt eindeutig und ist keineswegs trivial. Jeder weiß sofort worum es geht und so funktioniert „Transparenz“. Also weshalb das Verklausulieren? Der Begriff Vulnerabilität stammt aus dem Lateinischen vulnerable oder vulnerare „verwunden“. Die Gesundheitsbehörden definieren die vulnerable Gruppe als „aufgrund ihrer körperlichen und/oder seelischen Konstitution (z.B. Behinderung, psychische Störung, Schwangerschaft, hohes Alter) oder/und aufgrund ihrer besonderen sozialen Situation (z.B. obdachlose Frauen) verletzlichere (vulnerable) Personenkreise.“ Es stecken also ganz schön viele, sehr verschiedene Menschen in dieser bürokratische Schublade. Das Wort „verletzlich“ lässt sich offenbar nicht gut genug verwalten. Ich jedenfalls mag dieses Wort „vulnerable“ überhaupt nicht, es ist ein hässliches Wort, kein mitmenschliches und ich wünschte, es würde aus den täglichen Ansprachen wieder verschwinden.
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Ich empfinde es wie Du. Es wird soft versucht, durch Fremdwörter Sachlichkeit zu erzeugen. Und Menschlichkeit wäre doch gerade hier wichtig…
Eben, liebe Anna!