Morgenstunde (796. Blog-Notat)

Volles Haus hatte gestern die Zehdenicker Klosterscheune und ein Wetterchen darüber – zum Hinschmelzen. Die Kurtschlager Sambaspieler gaben mit großer Spielfreude ihr Bestes zum Auftakt und ich wanderte währenddessen von einem Freundesgrüppchen zum nächsten, um wenigsten mit allen ein paar Worte zu wechseln. Ich hatte mir vorgenommen, mich nicht zu ärgern, sollte mich der letzte Winkel auf der linken Empore hinter dem Zeichenschrank treffen. Ist dann doch ein Stich im Herzen, wenn es eintrifft, nun denn. Die Künstler hatten auf die Hängung keinen Einfluss und sahen die Platzvergabe erst am Tage selbst. Wir waren gehalten, zur Eröffnung als Künstlerriege neben den Rednern anzutreten (wie das bei einer Laudatio oder Eröffnung üblich ist). Da standen wir nun und kamen ist Staunen und ins Köpfe senken (was das Foto meines Freundes Ronald gut dokumentiert) darüber, wie lange man reden kann – über die Ankunft auf dem Lande, den privaten Hausbau, erste Künstlerbegegnungen und die Idee zur Künstler-Webseite. Der Namensgeber für die „Buschdorf-Künstler“, wollte hier nicht über die Künstler sprechen, er sprach über sich selbst. Tja und auf einmal war die schöne Stimmung für mich dahin. Der Bilderschau tut das keinen Abbruch, sie steht für die Vielfalt künstlerischer Ansätze, freien Geist, reiche Fantasie und Qualität. Das macht Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, auch über die Klosterscheune hinaus und damit ist viel erreicht – auf dem flachen Lande.


Nachtrag: Wir leben im Empörungszeitalter… Damit alles korrekt ist, ich habe am 3. Mai in diesen Text die zwei Worte „für mich“ dazugesetzt, damit ganz deutlich ist – nicht für alle.
Fotos: Lutz Reinhardt

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3 Gedanken zu „Morgenstunde (796. Blog-Notat)“

  1. Hallo Petra,

    ein Kommentar zu der gestrigen Vernissage, der mich erstaunt, steht er doch in völligem Gegensatz zu allem anderen, was ich bis dahin von anderen Besuchern gehört habe. (Haben diese anderen sich verstellt und mich angelogen? Oder hatten sie vielleicht nur nicht den Mut, mir zu sagen, wie schlecht das gestern war?) Ein paar Punkte als Antwort:
    – Dass Du sauer bist über den (zugegeben) schlechten Platz, an dem Deine Bilder hängen, kann ich verstehen. Bei derart vielen Künstlern muss auch noch der schlechteste Platz genutzt werden, und dass man dort nicht gerade die besten hinhängt, ist wohl verständlich. Wobei ich auf die Auswahl, wie Du weißt, keinen Einfluss hatte. Die gesamte Hängung fiel in die Zuständigkeit der Klosterscheune. Allerdings habe ich mich im Vorfeld noch dafür stark gemacht, dass von Dir nicht nur zwei Bilderrahmen gehängt werden, wie anfänglich geplant (der Milchmond-Krimi und der Wilde Garten), sondern vier. Worauf Christian Seipel sich dann ja auch eingelassen hat.
    – Du erwähnst das Köpfesenken während der vier Reden. Mag sein dass die Köpfe gesenkt waren, aber was willst Du damit sagen? Missfallen? Enttäuschung oder gar Entsetzen? Ablehnung?Verstehe ich nicht.
    – Du warst erstaunt „wie lange man reden kann“? Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber wenn ich mich an Vernissagen erinnere, die ich in der Vergangenheit erlebt habe, dann gehörte meine Rede ganz sicher nicht zu den längsten, die gehalten wurden.
    – Und was ich nun überhaupt nicht verstehe, ist Deine Kritik an dem, worüber ich gesprochen habe. (Wobei ich davon ausgehe, dass sich diese Kritik ausschließlich an mich richtet und nicht an die anderen drei Redner. Die natürlich kürzer gesprochen habe als ich, aber das ergab sich ja aus der ganzen Anlage der Ausstellung und der Eröffnung.) Du merkst an, dass ich nicht über die Künstler gesprochen habe, sondern über mich selbst. Wenigstens schreibst Du, worum es bei dem „über mich selbst“ ging: nicht etwa um mich als Buschdorf-Künstler, als Autor, sondern um unsere Ankunft auf dem Lande bis zur Gründung der Künstlergruppe. Richtig, darüber habe ich gesprochen. Was ich mir natürlich sehr gut überlegt habe. Ich glaube, Du hast eine falsche Vorstellung darüber oder dieser Punkt hat Dich gar nicht interessiert, wie lange meine Rede geworden wäre, wenn ich über die Künstler gesprochen hätte. 14 (vierzehn!) an der Zahl. Natürlich hätte ich die Namen nennen können, aber was hätte es inhaltlich gebracht und wer von den Zuschauern hätte sich diese Namen so schnell gemerkt? Natürlich hätte ich zu jedem Künstler noch etwas sagen können. In Laudatios wird über einen einzigen Künstler häufig eine Viertelstunde oder länger geredet – wie lange hätte ich denn bei 14 Künstlern reden sollen? Natürlich hätte ich sagen können „Petra zeichnet und malt, Simone fotografiert und Siegfried macht Kunst aus Schrott usw.“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von Dir dann die Kritik gehört hätte, „man kann mich und mein bisheriges Lebenswerk doch nicht mit einem Halbsatz abhandeln“. Womit Du Recht gehabt hättest. Aber Informationen über Dich ganz lang und über die anderen ganz kurz wäre auch nicht gegangen, also alle ganz lang? Was hättest Du dann über die Dauer meiner Rede geschrieben? Eine solche Lösung war schlichtweg nicht praktikabel, deshalb habe ich über die Entstehung der Buschdorf-Gruppe gesprochen und angehängt, wie man sich über jeden einzelnen Künstler informieren kann.
    – „Damit“, so schreibst Du, war dann „die schöne Stimmung dahin“. Tatsächlich? Der relativ lange Applaus nach meiner Rede (er hätte auch sehr viel kürzer ausfallen können) spricht für mich eine andere Sprache. Wobei ich mich mit Dir über diesen Punkt jetzt nicht streiten will – ich habe die Dauer des Applauses nicht gemessen.
    – Sorry, liebe Petra, aber ich glaube, dass Dich der Ärger über Deine vermeintlich ungerechtfertigte Präsentation zu Fehleinschätzungen verführt hat. Über den Platz der Hängung wäre ich auch enttäuscht gewesen. Nur hätte ich mich gefragt, ob das möglicherweise mit dem zu tun hat, was ich abgegeben habe.
    – Die Vernissage ist gerade erst einen Tag alt. Ich bin sehr gespannt, wie viele Besucher noch in das gleiche Horn blasen wie Du.
    Viele Grüße
    Manfred

    1. Hallo Manfred,
      die Wahrnehmungen sind eben unterschiedlich und die Positionen auch. Ich hätte in dieser Eröffnungsrede nicht über einzelne Künstler gesprochen, wohl aber über die Künstler-Gruppe. Das Schaffen in der Stille, die Schwierigkeiten des Überlebens in der Coronakrise, Deine Anstrengungen um die Ausstellung und die Vielfalt und Stärke, die in dieser Gruppe wohnt. Das wäre es gewesen.
      Niemand hat erwartet, dass Du die Bilder und die gesamte Künstlerschaft besprichst.
      Übrigens, Manfred, Du brauchst mich nicht anzurufen, meine Stimme ist seit gestern Abend nun auch weg. Wir schweigen gerade erkältet auf dem Hof.

  2. Hallo Petra,
    wenn A einen Text im Internet einstellt (also für jedermann lesbar), und B nimmt kritisch Bezug darauf, dann ist es ein Gebot der Ehrlichkeit, Lauterkeit, Fairness oder wie auch immer, dass A seinen Text nicht nachträglich verändert. Das hast Du gemacht. Im aktuellen (heutigen) Text des Blogs Nr. 796 kann der Besucher Deiner Webseite lesen „auf einmal war die schöne Stimmung für mich dahin“. Dein Originaltext, auf den ich Bezug genommen habe, lautete anders: „auf einmal war die schöne Stimmung dahin“. Was bedeutet: für alle war sie dahin, nicht nur für Dich. Da ich es für möglich gehalten habe, dass Du so reagierst, habe ich vom Originaltext einen Screenshot angefertigt.
    Dass ich mich nach einer erfolgreichen Vernissage – in die ich viel Arbeit investiert habe, und das auch für Dich – mit so etwas auseinandersetzen muss, trifft mich sehr. Nur kann ich Deinen Angriff natürlich nicht einfach stehen lassen. Ich schreibe diese neuerliche Antwort auf Deiner Seite und nicht auf meiner, wobei mir bewusst ist, dass Du diesen neuen Kommentar erst freischalten musst, bevor er für alle sichtbar ist. Ich gehe davon aus, dass Du das tun wirst.
    Manfred

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