Gedehnte Zeit oder die Arten des Wartens (Schluss)

… Ungeduldig lebt sie in der Zeit und meist in irgendeiner Erwartung. Als junge Frau glaubte Florentine stets und ständig, sie würde etwas verpassen. Abends Zuhause. Wie viele Nächte fuhr sie dann mit der S-Bahn zum Alexanderplatz ins Café Größenwahn, um dort bei einem Kännchen Mokka für 2 Mark bis zum Morgengrauen zu verweilen, erwartungsvoll, auf dass etwas geschehen könnte. Vielleicht käme ein Prinz vorbei, aber es waren nur die Kneipenclowns, die dort auftauchten und die ihrerseits auf ein Abenteuer lauerten. Irgendwann hatte sie es kapiert: Du selbst bist das Leben und die Aktion. Fortan brauchte sie die ausharrende Suche am seltsamen Ort nicht mehr. Die Zeit gehörte plötzlich ihr und indem verpasste sie gar nichts. Manchmal aber muss sie sich doch mit jemandem verabreden – für ein Gespräch, ein Geschäft, ein Wiedersehen. Und natürlich sind die wenigsten Besucher wirklich pünktlich, wie dieser, der gerade vor ihrem Haus einparkt. Die Wartezeit reichte Florentine genau für diese Kurzgeschichte. Nun setzt sie forsch den Schlusspunkt, denn sie will ja den Gast an der Hoftür nicht warten lassen.
© Petra Elsner

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