Wünschesammler am Döllnfließ

Kurtschlag. Wünsche begleiten die Weihnachtszeit. Kindliche Wünsche nach einem heiß ersehnten Geschenk oder schlicht menschliche Wünsche nach Liebe, Gesundheit und Glück. An der Bleiche am Döllnfließ wartet ein Wünschesammler-Engel in der Vorweihnachtszeit auf die großen und kleinen Hoffnungen, um ihnen den Weg zu weisen. Notiert Euren Wunsch einfach auf einen kleinen Zettel, faltet ihn schön klein und steckt ihn beim Wünsche-Engel ein. Am vierten Advent werden die Wunschzettel um 18 Uhr dem Feuer am Fließ übergeben. Wenige Stunden vor dem kürzesten Tag des Jahres, zur Wintersonnenwende, steigen dann die Wünsche als Rauch auf in das große Himmelszelt.

Wünschesammler auf Kurtschlags kleinen Weihnachtsmarkt auf der Bleiche.
Wünschesammler auf Kurtschlags kleinem Weihnachtsmarkt auf der Bleiche am Döllnfließ.

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Zeit des Geschichtenerzählens

Schattenschlaf

Der kleine Stern erwachte langsam aus seinem Schattenschlaf und warf einen lieblichen Strahl in das Dunkel der kalten Winternacht. Jan Peters fühlte sich seltsam berührt. Als hätte irgendetwas sein Herz gestreichelt. Unsicher fuhr seine raue Hand unter die Jacke und fingerte prüfend nach dem Herzschlag. Nein, es war offenbar nichts. Aber er fühlte in dem Moment der Stille, wie sich die Müdigkeit seines Körpers bemächtigte. So wie jeden Abend, wenn er erschöpft eine Baustelle verließ und schon beim Abendbrot einnickte. „Arbeiten, essen, schlafen – mehr kennst du nicht“, schimpfte dann seine Freundin, und Jan Peters wusste, sie hatte recht. Wie es dazu kam, dass er immer, immer mehr schuftete, war ihm unklar. Scheinbar erhöhte der Herr der Zeit unmerklich, aber fortwährend, die Taktzahl. Und das Herz des Mannes stolperte schon manches Mal. Dann war Peters Stammkunde in der Notaufnahme vom städtischen Krankenhaus. Nach Ultraschall und EKG bekam er meist nur eine Beruhigungsspritze und den Rat, etwas kürzer zu treten.

Peters fröstelte. Endlich kurvte der Bus um die Ecke. Er stieg ein und schaute in das Lichtermeer der Stadt. Hinter einem dieser Fenster wird sie schon auf ihn warten, aber er hatte noch nicht einmal ein Geschenk für sie. Irgendwie fühlte er sich deswegen schlecht, aber er kam schon lange nicht mehr während der Ladenzeiten nach Hause. Der kleine Stern war inzwischen richtig erwacht und schüttete seinen weihnachtlichen Glanz in die Welt. Über alle Gipfel und alle Täler. Auch Jan Peters sah ihn herrlich leuchten, doch dann zuckte er plötzlich zusammen. Wieder hatte ihn etwas getroffen, kräftig. Er presste die Hand an seine Brust und spürte sein Herz losrasen. Er pustete und hatte schließlich nur einen einzigen Gedanken: Aussteigen, dort vorne ist das Krankenhaus!

„Ach nö, Herr Peters, Sie nicht schon wieder“, nörgelte genervt die Frau an der Aufnahme. „Sie waren doch vorgestern erst hier! Wieder Ihr Stressherz?“ Peters, bekannt als Hypochonder, nickte mit Schmerz verzogener Mimik. Im Wartezimmer stand ein üppig geschmückter Weihnachtsbaum, mit Feenhaar und roten Kugeln. An der Spitze thronte ein gläserner Stern umkränzt von zarten Glöckchen. Der Festbaum stand vor einem Fenster, durch das nicht nur das Nachtblau hereinschaute. Aber das sah der Wartende nicht. Er setzte sich mutterseelenallein auf einen der Stühle und schlief ein. Währenddessen stand der kleine Stern am Firmament genau so, dass er den Weihnachtsstern des Wartezimmerbaumes traf. In seinem Schatten schnarchte Peters, den nun ein drittes Mal der Sternstrahl traf, um diesmal in seine Jacke zu verschwinden. Dem Mann wurde es wohlig warm dabei, doch eine Stimme, die seinen Namen rief, ließ ihn aufschrecken.

Der Kardiologe staunte das EKG an. „Sehen Sie dieses seltsame Flimmern, da kann ich Ihnen aber wirklich nicht helfen.“ Peters befiel Panik. „Nein, nein, atmen Sie langsam, und beruhigen Sie sich“, beschwichtigte der Arzt, „das Herz ist vollkommen gesund, es ist nur von Liebe getroffen.“ „Äh, wie jetzt, was?“, stammelte Peters irritiert. „Na, sehen Sie doch, gesund, rosarot und schön sieht es aus und schwer verliebt. Ein bisschen müde vielleicht, aber Sie sollten es zu Ihrer Liebsten tragen.“ Der Arzt schmunzelte seinen Patienten an, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und verschwand mit einem „Frohe Weihnachten, also!“ hinter der Tür.

Jan Peters trat in das Dunkel der Heiligen Nacht. Schneewolken zogen heran, und ein kalter Wind schliff den Straßenasphalt. Der Mann an der Bushaltestelle vergrub die Hände in seinen Jackentaschen. Etwas klimperte in seiner linken Hand. Als er nachsah, strahlte ihn ein kleiner Stern an einem Goldkettchen an.

Petra Elsner

 

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Sagenlesung im Museum Eberswalde

Da waren wir wieder einmal bei einer Lesung im sehr engen Kreis beieinander. Das Museum hoffte auf Frost, der die Leute ins Haus bringt, aber bei frühlingshaften Temperaturen war es wohl soooo schön im Lichtermeer des benachbarten Weihnachtsmarktes. Nun denn, auf ein Neues…

Bei der Sagenlesung. Foto: Lutz Reinhardt
Bei der Sagenlesung. Foto: Lutz Reinhardt

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Sagenlesung

Morgen, am 2. Adventssonntag lese ich im Museum Eberswalde ab 15.30 Uhr die schönsten Sagen des Barnims vor. Ich habe die alten Quellen sprachlich und logisch bearbeitet, hier und da Gestalt gebende Akzente und spannende Handlungen hinzugefügt, um sie in einer leichten poetischen, gut lesbaren Sprache dem regionalen Kulturgut modernisiert zu überlassen.

Die Windsbraut. Zeichnung: Petra Elsner
Die Windsbraut. Zeichnung: Petra Elsner

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Notizen aus der Weihnachtswerkstatt

Bin ein bisschen gehetzt in diesen Tagen. Denn da hat doch wieder einmal einer unverschämter weise das dünne Netz unter meinen Luftsprüngen aufgedröselt, und nun mische ich die Karten für das Überleben neu. Dazwischen wachsen die bestellten Rabenkaten, der Rechte ist für Siegfried (dem fehlt nur noch Lack), der Linke (halbfertige) ist für Dagmar …

Rabenkaten in Arbeit
Rabenkaten in Arbeit

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Die Rabenkaten aus der Rabengasse

Aus der Weihnachtswerkstatt.
Aus der Weihnachtswerkstatt.

Eigentlich wollte ich diese Teile aus der Rabengasse nicht mehr herstellen. Ja, sie waren  IMMER, kaum getrocknet, schon wieder vergriffen. Das Problem war und ist der Preis. Jedes Teil hat eine andere Rabenfigur (nummeriert) drauf, ist also ein Original, aber eben nur ein winziges. Ich werde sie jetzt auf 25 Euro raufsetzen und in den nächsten Tagen die drei virtuellen Vorbestellungen hervorzaubern. So komme ich wenigstens auf einen Stundensatz von etwa 5 Euro. Die Sammler wird’s freu’n. Die neue Serie wird nicht mehr „Rabengasse Nr. …“ heißen, sondern „Rabenkaten Nr. …“.

Das Probestück Nr. 1 ist unverkäuflich und hängt im Sommer in meinem Lesegarten.
Das Probestück Nr. 1 ist unverkäuflich und hängt im Sommer in meinem Lesegarten.

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Es summt der Advent

Atelierfenster
Atelierfenster

Der Weinstock am Haus ist beschnitten und die Herbstfeuer sind mit dem Frost erloschen.  Jetzt kehren sich die Tage wieder nach Innen. Ich bin beim Bücherbau und mein Atelierfenster lächelt in den Advent. Alles ist an diesem Morgen gut, wäre das Grauen in der Welt nicht.

Bücherbau
Bücherbau

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Aus der Weihnachtswerkstatt

Das Wetter passt zur Stimmung im Land. Aber irgendwann: Kiste aus, die Hiobsbotschaften blieben heute draußen. Der erste schwere Herbstregen im Dunkelgrau des Tages lässt meine Weihnachtsgeschichte für 2015 fließen. Jetzt ist sie fertig, auch die kleine Vignette dazu, am 24. Dezember könnt Ihr sie hier lesen. Jetzt kommt nur Schnappschuss davon.

Auf dem Schreibtisch der Weihnachtsfrau ... Foto: pe
Auf dem Schreibtisch der Weihnachtsfrau … Foto: pe

Dies war der 500. Beitrag im Blog „Schorfheidewald“…

 

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