… die ersten drei Künstlerhefte des neuen Titels mit vier Geschichten für die Advents- und Weihnachtszeit sind geschnitten, gebunden und in Folie verpackt. Drin sind meine Geschichten „Rosalie und der Gedankensammler“, „Der Punk des Lichterkettenmanns“, „Unter dem Silbermond“ und „Das Pralinenmädchen“.
Das handgebundene Stück gebe ich für 7 Euro ab (zzg. ggf. Versand) …
Schlapp zwei Tage hab ich am Computer gebaut und gerechnet, mich vertan, mir die Haare gerauft, der Blutdruck schwappte gegen die Decke, als ich es endlich hatte – das neue Layout für den nächsten Titel meiner handgebauten Künstlerhefte im Format 10,5 x 10 cm. Das Innenleben von „Auf den Gabentisch“ birgt drei Weihnachtsgeschichten und eine Adventsgeschichte aus 2013/14. Der erste Ausdruck sieht gut aus. Geschnitten werden daraus drei Teile. Muss jetzt nur noch die Etiketten für die Umschläge entwerfen, dann kann der Handbau der Bändchen mit Fadenbindung losgehen….
Es regnet und regnet. 13 Grad Außentemperatur, das ist absolut zu warm, um endlich die Weihnachtsgeschichte 2015 zu schreiben. Also was? Künstlerhefte layouten und bauen. Ist ja schließlich bald Advent, auch wenn es sich nicht so anfühlt…
Heute kommt einfach mal nur ein medialer Falter aus meinem Lesegarten, der mit den vielen anderen Sprücheklopfern jetzt „eingemottet“ Winterpause hält. Ein weiser Vogel:
An einen späten Abend klopfte ein kleines, graues Männlein an die Hoftür eines Bauern in Althüttendorf. Die sonderbare Gestalt bat um ein Nachtquartier. Weil der Bauer arm war, konnte er nur seine Ofenbank oder den Heuschober als Lager anbieten. Doch das Männlein lehnte ab. Ein kühleres Plätzchen am Wasser wäre ihm viel lieber. Da spöttelte der Bauer: „Ja, wenn das so ist, kannst du ja in den Brunnentrog schlüpfen oder dich einfach am Weiher niederlegen.“ Das Männlein dankte, lief zum Weiher und vergrub sich dort zwischen den grünen Binsen, wie in einem Heuhaufen unterm Sternenhimmel. Der Bauer staunte am nächsten Morgen nicht schlecht, als das Männlein vollkommen trocken seinem ungewöhnlichen Nachtlager entstieg. Auf den verwunderten Blick seines Gastgebers hin fragte die graue Gestalt: „Hast du noch nie ein Wassermännlein gesehen? Dann schau genau hin, denn es könnten hundert oder gar aberhundert Jahre vergehen, bis einer von meiner Art wieder auf Erden weilt.“
Der Bauer war beeindruckt und fragte sodann: „Und wohin willst du jetzt aufbrechen?“ Da seufzte das graue Männlein: „Mir ist mein Weibchen verloren gegangen, ich will es heute am Grimnitzsee suchen. Kannst du mich ein bisschen begleiten?“ Der Bauer nickte und begab sich mit seinem Gast auf den Weg. Der Himmel hing tief und grau über dem weiten, flachen Gewässer, als das graue Männlein dem Bauern herzlich dankte und in die Wellen stieg. Zu guter Letzt rief es noch: „Warte auf mich und gehe erst, wenn du mein Zeichen siehst!“ Der Bauer starrte eine halbe Stunde auf den silbern schimmernden See. Da plötzlich tauchte der Wanderstab des Wassermännleins über der Mitte des Sees auf, sprang hoch in die Luft und verschwand wieder unter der Wasseroberfläche. Der Bauer lächelte. Da hatte sein freundlicher Gast seine Liebe wiedergefunden, und er konnte beruhigt heimgehen.
(Nach Rudolf Schmidt, Sagenschatz des uckermärkischen Kreises Angermünde, 1920, aufgefrischt von Petra Elsner)
Der Herbst bäumt sich ein letztes Mal
zu einem großen Leuchten auf.
Und doch beklagt er indem auch,
den Niedergang der lichten, grünen Zeit.
Im Blumenmond sang ich Euch Anfang Mai,
ein Lied vom Duft der warmen Zeit.
Die hat sich jetzt verkrochen,
für eine kalte Ewigkeit …
Für die Geschichtsseite des Barnim Echos (Lokalteil der MOZ) frische ich seit September 2015 alte Sagen auf und illustriere sie. Ich bearbeite dazu Material aus alten Sammlungen sprachlich, manchmal auch logisch, hier und da kommen Gestalt gebende Akzente, zuweilen auch spannende Handlungen hinzu, um sie in einer gut lesbaren Sprache dem regionalen Kulturgut zu überlassen.
Ein Beispiel: Das ist die Quelle und mein „Rohling“ zu:
Die Windsbraut In Biesenthal und der Umgegend erzählt man: Die Windsbraut war vor Zeiten ein reiches Edelfräulein, welche die Jagd über Alles liebte, aber die Aecker und Gärten der Bauern und deren sauren Schweiß für nichts achtete, und mit gewaltigem Ungestüm durch Saatfelder und Pflanzungen dahinstürmte; dafür ist sie verwünscht worden, in alle Ewigkeit mit dem Sturme dahin zu fahren, und wenn der sich nun erhebt, so eilt sie ihm voran und wird von feurigen Ungethümen, Schlangen und Drachen gejagt, die sie nirgends ruhen lassen. Quelle: Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 174.
Daraus schuf ich diese Fassung:
Die Windsbraut
Im Schloss von Biesenthal lebte einst ein zartes Edelfräulein, das liebte die wilde Jagd durch den tiefen Wald und die offene Flur. Die Rosenschöne preschte auf ihrem schnellen Ross den brünftigen Hirschen nach. Geschwind wie der Wind war die geschickte Jägerin, doch rücksichtslos zertrat sie dabei Felder und Gärten. Kein Funken Respekt vor der schweißtreibenden Arbeit der Landleute wohnte in ihren Gedanken. Deshalb wurde sie auf Ewigkeit verwünscht, als sie abermals verwüstend über die Saatfelder und Anpflanzungen dahin preschte. Fortan raffte sie als weiblicher Wirbelwind ihre sandigen Röcke und brauste mit dem großen Sturm. Gejagt von Schlangen und feurigen Drachen, die sich in den Saum ihres wehenden Schleiers aus Spinnweben verbissen. Noch immer treiben sie die Ungetüme mit dem Zeitenwind über das Land. Grau und ruhelos. Niemals mehr betraten ihre Füße wieder festen Boden. Denn würde die Windsbraut landen, zerfiele sie zu Staub. So wurde die hochmütige Jägerin zur gejagten Braut des Windes.
Nach Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, aufgefrischt und erweitert von Petra Elsner
Eine weiße Sonne linst durch’s Wolkengrau.
Das Herbstlaub döst schwer von der Feuchte der Nacht.
Die Märchen im Lesegarten liest jetzt nur noch der Zeitenwind…
Auch wenn das Leben uns kräftig Dampf macht in diesem Herbst,
Die Stille ist in diesen Blätter schon sichtbar…
Es war ein spätsommerlicher Tag, goldener Oktober vom aller Feinsten. Dass trotzdem 22 Besucher in die Zehdenicker Klosterscheune kamen, grenzte schon an ein kleines Wunder, zu verlockend war das Draußen: Schippern auf der Havel, Garten beschneiden, Laub harken, Oktoberfest feiern … Jene, die kamen, hatten (glaube ich) eine Stunde und zehn Minuten lang eine Lesung, die offenbar gut ankam, denn die meisten Gäste haben ein Buch mitgenommen, was will frau mehr?
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