Das Dunkel wirft schon lange Schatten,
es glimmt der Seele Funken leise nur.
Der Zeitenwind verwehte seine Energie,
ganz mager klingt die Lebensmelodie.
Das Rondo verlangt nach stillem Schlaf.
Morgen wird es weiter klimpern,
sofern die Seele es so mag. (pe)
Heute kam die Gymnastiksportgruppe aus Groß Schönebeck ins Kurtschlager Atelier an der Schorfheide. Per Rad bei 32 Grad im Schatten, Respekt! Die zwölf Frauen und ihr Trainer sahen sich im Atelier um und lauschten später auf der Wiese des Blumenmonds Schorfheidemärchen aus meiner Feder. Die Begegnung war eine entspannte Aktion für beide Seiten und der Klatschmohn gab auch sein Bestes …
Ein Mai, der sich in Kälte hüllt,
bewölkt den Spaß an der Natur.
Der Spargel schwächelt und pausiert,
der wilde Flieder duftet ungeniert,
das Liebchen wird jetzt nicht verführt.
Denn kühler Atem treibt die Gänsehaut ins Dekolleté
und auf den alten Mutterbergen fällt schon wieder Schnee.
Es ist Frühsommer. Der Mann auf dem Rad ist unterwegs zum Kirchgarten. Rasenmäher dröhnen. Die Luft ist schwer vom Blütenstaub. Der bärtige Hühne keucht den Grasbuckel hinauf. Oben steigt er ab und verschnauft bei einem kräftigen Schluck Mineralwasser und denkt an Manuela. Er hat dabei ein Bild vor Augen, das sich letztes Jahr in seine Erinnerung eingebrannt hatte. Seither trug er es mit sich: Manuela Engel in dem dunkelblauen Kleid mit weißen Punkten, dass irgendwie zu knistern schien, wenn Konrad Schilling es mit seinen Augen berührte. Einmal im Jahr kommt die Frau mit der feuerroten Mähne zum Pfingstkonzert in den Kirchgarten. Sie spielt Saxophon und bewegt sich dazu geschmeidig wie eine schleichende Katze. Konrad swingt sich am Rande von Ton zu Ton. Unbemerkt, obgleich der übergewichtige Mann eigentlich nicht zu übersehen ist. Doch es gibt Leute, die sind einfach durchsichtig, weil sie zum Szenario gehören: Konrad ist jener, der die Besucherbänke aufstellt. Jedes Jahr, immer schon. Wem sollte das noch auffallen?
Im Kirchgarten duftete der Flieder. Konrad fühlte sich gut. Morgen würde er ein neues Manuela-Bild bekommen. Ein Sinnbild fürs Aufstehen, ein Trugbild für die Nacht. Es würde ihn ein Jahr lang begleiten, bis die Musikerin es selbst überzeichnete. Jetzt lebte noch das blaue Kleid mit weißen Punkten in seinem Kopf, während er Bänke aus dem Kellergewölbe trug und sie auf dem Rasen platzierte.
Ein Flügelschlag weckt mich
aus einem Sommernachtstraum.
Der trug mich pfeilschnell durch die Welten.
Doch nicht im Diesseits oder Jenseits
fand sich ein Ort für mich.
Nur in den Hügeln der Anderwelt
konnte ich verweilen.
Hier lauschte die Seele still
dem Rat der Götter und der Ahnen,
um getaucht in Morgenlicht
zurückzukehren,
stark wie der helle Tag. (pe)
Nachdem das Buch geschrieben, das Atelierfest und diverse Lesungen gegeben, klopft der Frühsommer mit all den ehrenamtlichen Verpflichtungen für das Dorf an die Tür. Zum Dorffest wird der Kulturverein zum dritten Male ein kleines Sagenspiel aufführen, wozu ich Ostern die „Teufelszungen vom Döllnsee“ in eine spielfähige Variante mit erweiterter Handlung gebracht habe. Dazu hab ich für die Spieler Kopfstabpuppen gebaut. Am 4. Juli wird das kleine Sagenspiel erstmals aufgeführt. Indes wird geprobt und ich habe die nächste Aufgabe für den Kulturverein am Wickel: die Fotoausstellung „Kurtschlager Impressionen“ zusammenzustellen und mit Passepartouts auszustatten. Die Bilder stammen aus etlichen Haushalten, manche sind 90 Jahre alt und winzig, die bearbeite ich … so werden sie schön wie nie zuvor. Am Vorabend zum Dorffest wird es eine Vernissage in der Kurtschlager Kirche geben und in schönes Licht getaucht, sollen die Fotos allen Blicken standhalten. Bis dahin ist noch viel zu tun …
Die Teufelszungen im Döllnsee
Die Erzählerin: In einer Zeit, als ein Frühjahrssturm den Schafen die Locken glatt kämmte, war die Herde des Schäfers Anton im Wald zwischen dem Großen Döllnsee und dem grünen Wuckersee in alle Winde verstreut. Er suchte viele Tage nach den Tieren, und als er sie endlich beisammen hatte, war der Heimweg noch sehr weit. Denn er hauste auf dem anderen Ufer des großen Sees. Anton schnaufte, und er wünschte sich im Stillen, würde doch ein Landweg über den See führen, dann wäre sein Weg nicht immer so unendlich weit. In der Dämmerung erreichte er müde seinen Hof und als er die Tiere im Stall hatte, schlürfte er noch die paar Meter in den alten Dorfkrug, um sich ein Feierabendbier zu gönnen.
Dort lehnte ein geheimnisvoller Mann am Tresen. Und weil Anton ihn so musterte, kam der Mann auf ihn zu und tippte mit zwei Fingern zum Gruß an seinen Schlapphut und sprach: Der Geheimnisvolle: Ist es gestattet, sich zu dir zu setzen?“ Der Schäfer: Nichts dagegen, hock‘ er sich hin und erzähle mir was von der weiten Welt. Der Geheimnisvolle: Ach, die große, weite Welt, sie ist fern, hier im tiefen Wald zählen doch andere Dinge. Der Schäfer: So? Welche denn? Der Geheimnisvolle: Was stellst sich dumm, du weißt schon: genug Futter für die Tiere und reichlich trockenes Holz für den Winter. Ein gutes Süppchen auf dem Feuer und das Leben gesund und nicht all zu schwer. Der Schäfer: „Das Leben nicht allzu schwer, das ist wohl ein frommer Wunsch. Meine Wege zu den Waldwiesen sind so weit, das ich mir rasch Löcher in den Stiefelsohlen laufe. Müde bin ich jeden Tag wie ein Hund, wenn ich die Tiere endlich wieder im sicheren Stall habe, dann trinke ich noch ein Bierchen, dann rafft es mich auch schon auf das Nachtlager. Und mein Weib schweigt allein den Mond an. Der Geheimnisvolle: Ja, das ist ein schweres Leben. Hoffentlich wird sich dein Weib nicht eines Tages davon machen und sich ein besseres Leben suchen, wenn du ihr so gar nicht die Zeit versüßt. Der Schäfer: Das wäre schlimm, aber was soll ich machen? Der Geheimnisvolle: Hast du denn so gar keine Idee, wie es leichter gehen könnte? Der Schäfer: Doch, doch, es spukt mir schon lange ein Gedanke im Kopfe herum: Wenn es einen Damm über den See gäbe, dann wäre mein Weg nicht mehr so weit, und ich hätte etwas Zeit für meine Liebste. Der Geheimnisvolle: Wenn es weiter nichts ist, da kann dir geholfen werden. Der Schäfer: Wie das?
Erzählerin: Da lüftete der geheimnisvolle Mann seinen Schlapphut und der Schäfer erblickte das flammende Haupt des Leibhaftigen. Erschrocken wich Anton zurück. Im grauste vor dem schauerlichen Anblick, aber zugleich stieg eine Hoffnung in des Schäfers Herz auf, sein Wunsch könnte Wahrheit werden, und somit sein Leben leichter. Doch es war ihm natürlich klar, dass jedes Teufelswerk einen Preis hat. Vorsichtig fragte er den Teufel: Der Schäfer: Was müsste ich dafür tun? Der Teufel: Wenn ich dir bis zum ersten Hahnenschrei einen schönen Damm über den Großen Döllnsee baue, dann versprichst du mir einfach deine Seele dafür. Die wird fällig, wenn dein Tod kommt. Die kleine Nebensache wird dich zu Lebzeiten nicht berühren, damit ist alles abgegolten. Komm schlag ein.
Erzählerin: Der Schäfer Anton willigte ein. Sogleich erhob sich der Teufel, zahlte die Zeche mit einem Silbertaler und eilte grußlos davon. Der Teufel begann unermüdlich sein Werk. Er bewegte wie von Furien getrieben gewaltige Erdmassen und schleuderte große Findlinge in den See. Anton lief aufgeregt nach Haus. In der Ferne hörte er den Teufel schuften. Da der Schäfer aber ein frommer Mann war, wurde es ihm unterwegs mulmig. Auf dem Hof angekommen fragte er schnaufend seine Frau: Der Schäfer: Meine liebe Ilse, ich glaube ich habe einen schlimmen Handel geschlossen. Ein geheimnisvoller Mann erklärte mir im Krug, dass es ganz leicht sei, einen Damm über den Großen Döllnsee zu schaffen. Bis morgen früh, wenn der erste Hahn kräht. Der Geheimnisvolle entpuppte sich allerdings als der Leibhaftige mit flammendem Haupt. Ich glaube, er war nur auf meine Seele aus, die ich ihm versprochen habe. Die Frau Ilse: Herrje, Anton, wie konntest du nur so leichtfertig sein? Es ist doch bekannt, dass der Teufel bei einem solchen Handel immer siegt. Aber warte. Ha, ich hab da eine Idee, vielleicht können wir ihn mit einer List schlagen. (Puppen gehen tuschelnd ab.)
Erzählerin: Der Dammbau des Teufels war beinahe fertig. Er wähnte, er hätte noch viel Zeit, denn die Nacht war noch stockdunkel. Da plötzlich aber krähte der erste Hahn als Zeichen des anbrechenden Tages. Der Teufel war irritiert. Hatte er seine Kräfte überschätzt? Wie war das möglich? Nun, die schlaue Frau des Schäfers, war mit einer Laterne in den Hühnerstall geschlichen und täuschte mit ihrem Licht den Hahn. Der krähte gleich so schön er konnte den vermeintlichen Sonnenaufgang an, obgleich es noch nicht einmal graute. Den Teufel aber durchzuckte es wie von einem Blitz getroffen. Er tobte und schrie seine Wut in die Nacht. Er war einer List aufgesessen und hatte damit den Handel verloren. Mit großem Getöse verließ der Gescheiterte seine Baustelle. Die beiden Halbinseln, die den großen Döllnsee verengen nennt man seither Schmällinge oder auch die Teufelszungen. (pe)
Ich frage mich schon seit Jahren, wer auf die Idee kam, die Tage der offenen Ateliers im 1. Maiwochenende zu platzieren. Die Natur ist da gewöhnlich noch so zart, so dass man jede Blüte einzeln begrüßen möchte. Eine Woche später platzt das Grün. Das Gras ist mindestens 10 Zentimeter gewachsen (ich will nicht schon wieder mähen 🙁 ). Tja, aber die Kunstaktion ist eben eingeführt und wird sich nicht mehr schieben lassen.
Heute kommt eine Gruppe ins Atelier, die in der Schorfheide feiert und sich mich gewissermaßen als kleinteiliges Walddorferlebnis wünscht. Man kann sich im Atelier umsehen und ich lese anschließend 45 Minuten aus meinen Schorfheidemärchen. So etwas kann man bei mir buchen (Lesehonorar pro Besucher 5 Euro), geht aber nur bei trockenem Wetter oder die Gruppe ist nicht größer als 10 Zuhörer.
… Ein paar Stunden später: Das Lesepublikum sortiert sich …
Tagelang hat uns der Wetterbericht Schauergeschichten vermeldet, uns war schon ganz übel davon. Sturm, Regen, Hagel hieß die vorabendliche Ansage. Aber es kam komplett anders: ein wunderschöner Frühlingstag fiel über uns und unsere Gäste vom Himmel. Danke. Gegen Mittag begann langsam der Auftrieb: kommen, verweilen und weiter ziehen. Das Quartier war bis zur Kaffeezeit immer frequentiert, nie übervoll, sehr angenehm für alle. Zum Programmteil Lesung und Live-Musik wurde es erwartungsgemäß voller, aber die Stimmung hielt: Entschleunigung war meine Absicht für die Gäste, ich selbst war es naturgemäß nicht. Frau war wie ein Stauwedel unterwegs, hat sich aber bemüht, in jeder Gruppe kurz zu verweilen. Zur Lesung war es muxmäuschenstill und viele Flyer mit der Verlagsankündigung für den Frühsommer, wo mein Sommerbuch „Vom Duft der warmen Zeit“ erscheinen wird, wurden vorsorglich eingesteckt. Es gab viel Lob für die Lesekostprobe. Dann hatten Nici & Sebastian ihren Auftritt und die Zwei spielten und hatten das Publikum schnell eingewickelt. Danke Euch beiden für diese gelungene musikalische Spende für den Künstlerhof. Wir werden den Auftritt immer in unserer Erinnerung bewahren, als menschliches Schätzchen. Allen Mitwirkenden: meinem Liebsten, als Empfangschef und Fotograf; Cordula, die mir die Hauswirtschaft während der Öffnung perfekt schmiss; den befreundeten Gästen für die gebackenen Kuchen (Annette und Sabine) und die Torte von Lisa: das Schmalz & Brot von Bärbel und Otti, den Wein, Kaffee, Schokolade, Blumen und Pflanzen mit Wurzeln brachten; und auch jenen, die zum Schluss noch ein paar Möbel wieder von der Wiese in die Verstecke trugen – sei hier herzlichst gedankt. Es war ein tolles Fest mit reichlich hundert Besuchern, und in der Nacht kam der Regen – alles gut.
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