Nun endlich ist es Hochsommer. Wenn die Kinder verreisen beginnt im Dorf eine leise Zeit. Es ist, als ob man das Atmen und Seufzen der Blumen hören könnte. Morgen ist der vorerst letzte Auftritt, die Buchpremiere in Angermünde, und dann beginnt das Abschalten, Entspannen, Krafttanken im satten großen Garten. Ab und zu schnitze ich an dieser Gartenwächterfigur herum, mein neues Spielzeug. Aber ansonsten bekommt der Kopf mal eine Auszeit, nach dem aufregendem Halbjahr 2015. Habt eine gute Zeit.
Kräutergärtchen und Grasnelkenwiese – etwa ein Viertel des GartensKräuterhügelStück vom Lesegarten.Am Blumenmond
Aus gegebenem Anlass: Unser Freund Andi ist gestorben, stelle ich hier eine Filmrezension ein, die ich seinerzeit über das Bruderprojekt schrieb.
Es gibt kleine Filme, die entpuppen sich am Ende als riesengroß. Einen solchen, konnte man auf der 55. Berlinale in der Sektion „Forum“ entdecken: Thomas Heises Dokumentarfilm „Mein Bruder“: Kamerafahrt für durch einen atemberaubenden grau-grünen Canyon der französischen Pyrenäen. Vorsichtig geht es über halsbrecherische Serpentinen begleitet von einem trotzigen Blues, bis die Bewegung langsam vor einem Abgrund stoppt. Im Tal zeigt sich milchig das Dorf Bugarach. Hier lebt seit einem Jahr Andreas, der Bruder des Regisseurs. Der 50-jährige Koch aus dem Prenzlauer Berg kam nach zwei Herzinfarkten und fünf Bypässen zum Sterben hierher. Unter das Dach seines Ostberliner Jugendfreundes Micha und dessen Frau Yvonne. Andreas kocht für sie und Pensionsgäste. Dazwischen raucht er und trinkt sein Bier. Küchengespräch zwischen den Brüdern. Andreas ist frisch verliebt. In Vanina, die Frau des Hufschmiedes mit drei halbwüchsigen Söhnen. Der Filmer legt seinem Bruder ein Foto vor. Es zeigt Micha und ihn beim Charité-Fasching. Andreas lächelt und will wissen, woher Thomas das hat. Der schweigt und der Bruder ahnt dunkel: ah, aus der Akte. Mitten in die beschauliche Idylle platzt altes Leben. Micha, der einst wegen Rowdytum in der DDR im Knast saß, kam vorzeitig wieder heraus. Der Preis: Er wurde IM und bespitzelte fortan Thomas und Andreas und denen Vater, den Philosophieprofessor Wolfgang Heise. Anders als andere Annäherungen an das Thema Schuld und Sünde, Verrat und Vergebung, fragt dieser intensive Film leiser, vielschichtiger. Keine harten, passend machenden Schnitte. Die Bilder laufen geduldig weiter, auch wenn Andreas und Micha nicht mehr sprechen. Erst im wortlosen Mimenspiel beider werden Schmerz und Hilflosigkeit gegenüber dem Unabänderlichen deutlich. Michas Selbstekel wird glaubhaft und auch Andreas Versöhnungspose. Der sagt schließlich: Es sei einfach, zu behaupten, nie und nimmer hätte man so etwas gemacht. Er wisse es nicht, war nie in der Lage. Und geht nach der xten Zigarette wieder seinen alltäglichen Verrichtungen nach. Während ihm die Bilder dabei nachdenklich folgen. Dem sonst so spröden Filmer Heise ist mit „Mein Bruder“ mehr als ein subtiles Porträt einer Freundschaft und ihrem finstersten Bruch gelungen. Im epischen Fluss schwingen Themen wie Lebenslust, Liebe, Abschied vom Leben und die Sprachlosigkeit unter – nur scheinbar – grundverschiedenen Brüdern mit. Diese tiefer liegenden Schichten entschlüsseln sich dem Betrachter erst nach und nach. Ähnlich wie Nicolas Philiberts Dokfilm „Sein und haben“ schaut „Mein Bruder“ herzwarm tief in die Seelen der Protagonisten, die vor der Kamera agieren, als wäre sie überhaupt nicht da. Großartig! (pe)
Der Verlag Ehm Welk hat seinen regionalen Online-Shop modernisiert und nun wieder aktiv, dort bekommt man das neue Buch „Vom Duft der warmen Zeit“ auch.
Hier der Link dorthin:
Eben sind die Bücher aus der Druckerei im Verlag eingetroffen und Verlegerin Stephanie Schmook mailte mir “ Die Bücher sind toll geworden…“. Ich werde sie erst sehen, wenn der Postmann mir meine Freiexemplare bringt, also voraussichtlich Samstag. Bis der Titel im Deutschen Buchhandel gelistet und greifbar ist, werden weitere zwei Wochen ins Land gehen (das ist so üblich). Aber, wer das Buch zu 19.99 Euro auf schnellem Wege haben möchte, halte sich an den Verlag und kaufe es in Angermünde direkt …
… am 16. Juli 2015 beginnt um 18.30 Uhr im Lesehof der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk, (Rosenstraße 3, 16278 Angermünde) die Buchpremiere zu „Vom Duft der warmen Zeit – Ein Streifzug durch die Uckermark“. Heute habe ich mir dafür eine passende Lesemappe gebaut und mit Acrylfarbe bespachtelt. Nicht, dass ich glauben würde, das Buch sei bis dahin immer noch nicht da – nein, ich lese einfach gerne bei Auftritten vom Textblatt mit einer Schriftgröße von 14 Punkt. Diese Mappe greift die Farben des Covers auf und darin stecken dann die drei Geschichten, die ich an diesem Abend vorlesen werde…
Ich warte. In der 27. Kalenderwoche sollte mein neues Buch „Vom Duft der warmen Zeit“ kommen (ursprünglich in der 23.). Geduld kann man das nicht nennen, was da in mir rumwabert, aber offensichtlich haben die Drucker hitzefrei oder die Buchbinder oder die Paketzusteller … Also warte ich, die 28. Kalenderwoche hat begonnen und versuche nicht zu maulen. Ich nehme jetzt einfach mal hitzefrei …
Im Schatten der kleinen Blautanne riefen die Kurtschlager Trommler mit einer Samba zum Dorffest.
Die Ankunft der Akteure hatte etwas Heldenhaftes. Schleichenden Schritts unterm Sonnenhütchen oder Sonnenschirm kamen sie an – die Trommler, Western-Ladys, die Mimen, die Wildschweingriller, die Bierkutscher, die Tortenbäckerinnen und all die unsichtbaren hilfreichen Geister am Samstagnachmittag in den sengenden Sonne über Rübengasse. Schon in den Vormittagsstunden legte sich die Glut in den Tag und heizte ihn an. Doch es kamen zum legendären Dorffest des sogenannten „Tanzdorfes“ Kurtschlag in der Schorfheide nur die Hartgesottensten. Das Programm startete vor lichten Reihen. Mit allem, was zum Fächern herhielt, wurde gewedelt und trotzdem kam bald gute Laune auf. Klar saß im Hinterkopf die Enttäuschung, so viel aufgebrachte Mühe, die eine extreme Wetterlaune ins Leere führte. Gut hundert Besucher waren schließlich zusammen gekommen, um dem Spektakel beizuwohnen. Gewöhnlich sind es zweimal mehr. Aber das Programm der Vereine war Klasse.
„Märkisch Blech“ und die „Kurtschlager Trommer“ fusionierten musikalisch kurzweilig miteinander, bevor die Kurtschlager Sagenspieler das Fünf-Minutenstück „Die Teufelszungen vom Döllnsee“ gelungen aufführten. Nach dem Wissenswerten folgten u.a. die absoluten Schenkelklopfer: Luftpumpenorchester und der Sketsch „Sparprogramm im Altersheim“. Die beiden Darbietungen stammen aus dem Faschingsprogramm des Sportvereins, passten aber ganz wunderbar ins sommerliche Amüsement. Und wenn auch zum Abgesang der Kurtschlager Dorfspatzen schon etliche Gäste aufgebrochen waren, weil die Hitze in der Halle an den Befindlichkeiten nagte, hat der harte Kern ungekürzt bis zum letzten Ton der „Märkischen Heide“ mitgesungen. (pe)
Die Spieler beim Fünf-Minuten-Sagenspiel „Die Teufelszungen im Döllnsee“.Umwerfend komisch – die Herren vom LuftpumpenorchesterBeim Sketsch aus dem Altersheim.Die Kurtschlager Dorfspatzen Horst und Karl-Heinz.Konzert des Zehdenicker Gospelchors „Joy Of Heaven“ am Vorabend des Dorffestes in der Kurtschlager Kirche.Eröffnung der Fotoausstellung „Kurtschlager Impressionen“ am 3. Juli 2015 in der Winterkirche. Die Schau ist bis Erntedank hier zu sehen.
Der neuerliche Zeichenauftrag ( es war der sechste seiner Art) für die Einladungskarte zum Berliner Fest an der Panke 2015 (2. Wochenende im September) ist geschafft. Satte zwei volle Tage hab ich mich auf 10,5 x 21 cm ausgetobt, man glaubt es kaum. Aber nun kann ich die Pinsel und Stifte beiseite legen und den Rest vom Sonntagswetter genießen …
Das O.K. zum Druck ist meinerseits zu „Der Duft der warmen Zeit“ gegeben. In einer intensiven Korrektur-Woche haben wir gestalterisch noch etwas hinzugegeben: Einen Teil meiner Wasserland-Serie aus 2014. Wer schon länger diesen Blog mitliest, wird sie kennen. Es sind kleinformatige Arbeiten, deren Hintergründe gespachtelt sind – als Farbassoziationen, in denen figürliche Motive auftreten… zum Beispiel diese Kraniche. Ich finde diese malerische Ergänzung bereichernd. Nun lass ich mal los – für ein kleines Weilchen, bis das Buch fertig vor mir liegt.
Aus der Serie Wasserland von Petra Elsner (Acryl-Spachtel)
Bin jetzt den zweiten Tag beim Korrekturlesen und schon ganz heiser, weil ich laut lese, so bin ich konzentrierter. Es ist irre, es gibt Texte, die ich inzwischen schon öfter bei Lesungen vorgetragen habe und andere, die ich nur geschrieben und erst jetzt wieder lese. Zuweilen staunt frau selbst über die Verläufe: Weil Details schon wieder vergessen oder besser überschrieben sind… ich bin voller Freude …
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