Zum einem meiner Atelierfeste schenkten mir die Kurtschlager Sambaspieler „Os Velhos Sambeiros“ gemeinsam mit ihren Berliner Musikerfreunden „Brincadeiras“ (FEZ) einen wunderschönen Auftritt. Selbst eine kleine rhythmische Interaktion mit den Zuschauern gelang und amüsierte. Die ganze Aktion hatte ungeheure Power und mein Herz tanzte dazu. Als Dank hatte ich für die Trommler diese Schräge-Vogel-Karte gezeichnet und drucken lassen. Jetzt steckt das Motiv neben den Karten „Schräge Vögel auf Landpartie“ in meinem Postkartenständer und wartet auf Schreibwillige.
PS: Am jüngsten Samstag bekam ich abermals so einen schönen Auftritt geschenkt, es war der echte Hammer – habt Dank!!!
Im Kunstwald von Klein Dölln hat sich einer mit Waldgnomen verewigt – solange das Holz hält. Gemeinsam mit Siegfried Haase hat Uwe Thamm vor drei Jahren begonnen, den Zauberwald auszustatten. Mit skurrilen und heiteren Gebilden. Immer wenn dem Mann danach ist, kommt er von Zehdenick gefahren und schenkt Haases Wald Ideen und Zeit. Sein eigentliches Reich aber liegt an der Havel, 12 Kilometer westlich.
Wenn man durch den verwunschen-schönen Garten von Edeltraut und Uwe Thamm spaziert, sieht man es: Hier wirkt der Schmied des Glücks. Er hat Mobile in den Wind gestellt, die ihm ein Lied ablauschen oder Töne schöpfen. Dort zeigt eine Sonnenuhr die schönsten Stunden des Jahres an, allenthalben skurrile Tiergestalten. Das Grün auf Mutter Erde windet sich schöpferisch bis hinunter zur Havel und formt sich zu immer neuen Gartenzimmern – Separees für Klangkörper und Skulpturen aus blankem wie rostigem Metall, lackiert oder geölt. Auf der Terrasse thront ein Prachtstück von einem Eisenstuhl, gemacht für einen lächelnden Träumer, der nun ins Land schaut und genießt. Das kann er jetzt auch mit 70 Jahren, doch von der Leichtigkeit des Seins, künden nicht alle seine Tage.
Uwe Thamm lernte einst Werkzeugmacher, das sagt schon alles: Er ist ein ganz Genauer. Und wer einer Familie mit fünf Kindern entstammt, die zu Kriegsende heimatlos in Berlin strandete, erlebte es hautnah – ohne kämpfen wird nichts. Vielleicht kommt daher sein Motto: Sei deines Glückes Schmied. Also studierte er Umformtechnik. Aber neben der späteren Arbeit als Konstrukteur, war es immer schon die Bildende Kunst, die ihn leidenschaftlich zum Tanz forderte. Als Maler, als Bildhauer in Speckstein und Holz, als Metallgestalter. Eine unstillbare Lust am Verwandeln herrscht in dem schalkhaften Manne. Aus D-Markmünzen und Uhrenrädchen gestaltet er unzählige feinste Schmuckdosen. Oder eben aus Gerätschaften aller nur denkbaren Art Kunstwesen. Beispielsweise den sagenhaften Müllkrauthai oder Eisenhummer und so manch’ anderen fiktiven Havelbewohner.
Seit 2001 leben die Thamms an diesem inspirierenden Fluss. Hausbau und Umzug nach Zehdenick wurde nötig, weil dem einstigen Pankower die Neusiedelei derart auf die Pelle rückte, dass er seine geräuschvolle Schmiede nicht mehr problemlos anfachen konnte. So bekam Brandenburg den selbständigen Kunstschmied geschenkt. Inzwischen ist er im Ruhestand, will sich aber „jedes Jahr noch eine kleine Ausstellung“ vornehmen. Das ist wohl das Geheimnis seiner Vitalität – jeden Tag aufbrechen, etwas Neues kreieren, erfinden, schaffen, gleich welches Alters. So wächst Glück. Aber nicht nur im Stillen. Der Schmied hat sich schon immer auch gerne eingemischt, mit hintersinnigen Bildwerken oder in und für künstlerische Gemeinschaften. 1980 bis 1990 leitete Uwe Thamm die Kunstschmiede in der Präzisionsschmiede Berlin. Mit den Künstlerkollegen Gerrit Funk und Rogger Linke schuf er über hundert Objekte für den öffentlichen Raum. Zeitgleich gab er sein Wissen in einem Laien-Zirkel für künstlerische Metallgestaltung weiter. In Zehdenick war das nicht anders. Mit Workshops zu Specksteinarbeiten und Gasbeton, und den Schaffenszeiten im Kunstwald von Klein Dölln setzte er neue Positionslichter – brandenburgische Lebenszeichen, die vom Angekommen sein künden.
Er gehört gewiss zu den mächtigsten Turmbugen Europas – der Stolper Turm. Es ist nicht gesichert, wer ihn erbaut hat. Und so weht ein Mysterium um diese dicken Steine auf dem Geländesporn im wundervollen Unteren Odertal. Aber die schöne Ungewissheit verleiht der Fantasie Flügel. Alles was bisher über den sogenannten „Grützpott“ erschienen ist, betrachtete nur Facetten. Mit dem Buch „Stolper Steine – Geschichte und Geschichten aus der Uckermark“ wagen die Autoren Ralf-Dietmar Hegel und Karla Horstmann eine ganzheitliche Sicht auf die Historie des Turms und des Ortes. Um es gleich vorweg zu nehmen – das Unterfangen ist gelungen.
Der Leser wird eingeweiht in den slawischen Ursprung der Höhenburg, Siedlung und Kultstätte. Weiter führen sie und durch das Machtgerangel zwischen Dänen, Pommern und Brandenburgern um 1198/99. Ganz offenbar existierte die gewaltige Turmburg in Stolpe zu dieser Zeit (oder befand sind im Bau) schon und mauserte sich zum strategisch-wichtigen Punkt der Dänen in diesen Kämpfen. Die Autoren berichten von bisherigen Ausgrabungen und stellen Maße, Struktur und Baumaterialien des Turmes vor. Zu den immer noch Rätsel aufgebenden Sandsteinfunden erklären Sie den aktuellen Forschungsstand präzise, aber zugleich populär verständlich. Darüber hinaus betrachtet das Buch Stolpes Geschichte, seine Persönlichkeiten – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Gutes Bildmaterial, ein Anhang aus Flora-und Fauna-Fakten zum Naturpark Unteres Odertal, Zeittafel, Glossar sowie Quellenverzeichnis mit weiterführender Literatur runden die spannende Arbeit über „steingewordene Machtansprüche“ und die Geschichte der Oderstadt ab. Ein Buch, das sowohl für Touristen als auch für Spezialisten interessant sein dürfte.
Diese Geschichte habe ich einmal frei erzählt gehört – in einfachen Sätzen, wie für ein Kind gesprochen. Die Fabel stammt aus Kuba und ist nur mündlich überliefert. Weil ich aber fand, dass diese Geschichte das absolute MALERMÄRCHEN ist, und die Vögel als fabulierende Wesen mich immer schon interessierten, habe ich zu dieser alten Legende etwas dazu erfunden und neu erzählt. Hier ist sie, denn so kann sie vielleicht noch viele andere Vernissagen schmücken:
Wie die Vögel die Farben auf die Erde brachten
In einem grauen Baum hockte ein grauer Kolibri und träumte vom Glanz der Sonne. Alles, was ihn umgab, alle Wiesen, Wälder und Wasser, selbst seine Lieblingsblüten, waren noch grau. Er hatte es von den großen Vögeln gehört, dass über dem Grau der Welt Gestirne funkelten und besonders golden oder purpurn die Sonne. Aber nur die kräftigsten Vögel schafften so weite Flüge, das wunderschöne Sonnenlicht zu schauen. Damals hatten Vögel noch eine Sprache wie die Menschen. Doch die ersten Sänger der Erde galten als zänkische Sippe.
Kein Tag, den sie nicht um das Geringste stritten. Vielleicht war es ihre Natur, oder ihre Streitsucht rührte aus dem Mangel an Freude, die dem Grau nicht entwachsen konnte. Vielleicht aber nagte auch die Sehnsucht nach den schillernden Farben der Sonne an ihrem Gemüt. Jedenfalls schwärmten die Vögel in ihren friedlichen Momenten von dem wundersamen Leuchten im Himmel.
Den winzigen Kolibri plagte dann immer eine große Neugier nach diesem unbekannten Anblick. Leider war er viel zu schwach, das Grau-Dickicht zu verlassen. Deshalb bat er eines Tages die starken Vögel, zur Sonne zu fliegen, um von ihr Farben für seine Federn zu erbitten.
Die Amsel nestelte schnippisch ihr graues Brustgefieder und säuselte: „Ich bin eine Künstlerin und trage die Klänge der Farben in mir. Was brauche ich da noch farbige Federn?“
Ihre hochnäsigen Worte reizten die Geier und Falken so sehr, dass darüber ein Streit entflammte, den sogar die Sonne hörte.
Das Gezänk der Erdenvögel ärgerte sie schon lange. Erst als der mächtige Adler den Zoff geschlichtet hatte, kehrte wieder Ruhe ein.
Aber die Bitte des Kolibris ging den Vögeln nicht mehr aus dem Sinn.
Und so kam es, dass schon anderntags die Vögel auf einer Lichtung darüber palaverten, ob denn so ein weiter Flug zu schaffen sei.
Die Vögel flehten nun mit letzter Kraft die Sonne an: „Liebe Sonne, weise uns nicht ab! Wir wollten dich doch nur um etwas von deinen Farben für unsere Federn bitten.“
Die Sonne stutzte. Sah sie doch augenblicklich eine Chance, die Wortgefechte der Vögel ein für alle Mal zu stoppen. Und so herrschte sie die grauen Bittsteller an:
„Also gut, ich gebe euch meine Farben, wenn ihr sie gegen eure Sprache tauscht.“
Einer der Vögel fragte erschrocken: „Können wir dann noch singen?“ „Aber ja“, sprach die Sonne, „zwitschern und tirilieren, den lieben langen Tag.“ Die Vögel berieten sich und willigten zu guter Letzt in den Handel ein. Indem warf die Sonne einen Regenbogen von einem Ende der Welt zum anderen. Der war so prächtig, wie nie wieder ein Regenbogen den Himmel überspannte. Die Vögel staunten nur kurz, dann jagten sie auf den Bogen zu, und ein jeder hackte sich wie toll geworden Farb-Fetzen aus dem schillernden Band. Das Gezerre war so heftig, dass darüber der Bogen zerriss.
Die Papageien platzten fast vor Gier und riefen zum sofortigen Start auf. Kurzum, ein gigantischer Vogelschwarm erhob sich spontan in die Lüfte. Er war schon recht weit gekommen, als ein Gerangel um die günstigsten Flugbahnen ausbrach. Mancher ließ dabei so arg Federn, das er umkehren musste. Die Sonne nervte das pöbelhafte Gezänk. Sie glühte plötzlich feuerrot, als wollte sie ein Hitzeschild zwischen sich und die Lärmenden bringen. In der Glut schwand den Fliegern die Puste. Selbst der Adler japste schon.
All seine Farben tropfen nun in schönster Üppigkeit auf die Welt. Und der Kolibri, der am Boden fleißig Nektar sammelte, wurde zum buntesten aller Wesen in ihr. Weil die Farben noch nicht getrocknet waren, während er von Blüte zu Blüte schwirrte, blieb von jedem Ton ein Tröpfchen an ihm kleben. Als die Vögel auf die Erde zurückkehrten, beglückte sie ihr Anblick so sehr, dass sie sich wie im Paradies fühlten. Alle Streitsucht fiel von ihnen ab, und sie verschworen sich seither, immerzu die bunte Schönheit der Welt zu besingen.
Spende? Gerne!
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Haben Sie schon einmal eine Nacht im Wald verbracht? Abenteuerlich. Schon in der Dämmerung werden die Geräusche lauter. Das Raunen unter mächtigen Baumwipfeln. Der Schuss eines Jägers auf der Pirsch schickt Echowellen durchs Revier. Nebel geistert über dem Luch, und ein Käuzchen ruft. Aber wenn gegen Mitternacht der Sternenhimmel über unserer kleinen Waldwiese in voller Pracht erstrahlt, hat sich der Wind gelegt, und wir lauschen mit Riesenohren in die große, laute Stille. Hier ein Rascheln, dort ein Knacken. Ist es ein Fuchs, ein Reh, ein Marderhund, gar ein Wildschwein? Der Atem stockt, die Hand greift nach dem Strahler. Spot an: Nein, es ist nur wieder die ruhlose Amsel im Unterholz, oder eine Haselmaus hangelt in der Eiche.
Vier Amselpaare leben in diesem Jahr auf dem Hof am Schorfheidewald und liefern uns tagtäglich ein regelrechtes Waldtheater. Ein Männchen gibt immer den Ulkigen, hockt wie ein Kaspar unweit auf dem Zaun im aufgeplusterten Schwarzrock und beobachtet mit schrägem Kopf das Treiben. Ein anderes jagt pfeilschnell durch das sonnenhutbegrenzte Terrassengeviert, als wollte es kurz mal schauen, was hier aufgetafelt steht. Während eine Amseldame beim Sonnenbade im Sand sich einfach mal Tod stellt und mir mit dieser Schau einen gewaltigen Mitleidsschrecken einjagt. „Unsere“ Amseln verhalten sich langsam wie zutrauliche Haustiere. Sie begrüßen uns am Morgen mit einem trillernden „Srieh“, warnen einander mit dem Ruf „Tack-tack-tack“, manchmal auch „Tix-tix-tix“, „Tink-tink-tink“. Wird ein fliegender Angreifer in der Luft entdeckt, beispielsweise ein Sperber oder Milan, kreischt dieser Vogel einen langen, schrillen „Sieh“-Ruf und benachrichtigt damit auch andere gefiederte Freunde.
Die Amsel ist Deutschlands häufigster Vogel. Noch vor 100 Jahren war sie ein scheuer Waldvogel, heute sind ihre melodiösen Gesänge fast in jedem Garten oder städtischem Hinterhof vernehmbar.
Übrigens, wenn ein Braunfederweibchen ihren Liebsten theatralisch anzetert, hört man die Gute ein genervtes „Djück“ mosern, aber stößt sie ein „Dack-gigigi“n aus, ja, dann ist sie wirklich sauer, und der schwarze Flattermann nimmt nun Übungsstunden im Charakterfach Balzen oder antwortet ungerührt mit stolzem Imponiergehabe: mit weit aufgerissenem Schnabel und hochgerecktem Schwanz – Waldtheater eben. Und nachts spielt er täuschend echt: märkisches Großwild
Als vor drei Jahren Stephan Flade als Pfarrer in den Pfarrsprengel Groß Schönebeck eingeführt wurde, bemerkte das Dorf sehr schnell: Hier kommen eigentlich zwei. Denn Annette Flade war ebenfalls Pastorin, nur ohne Anstellung. Doch es war ganz klar, das die ehemalige Ausländerseelsorgerin (neun Jahre in Potsdam) und Entwicklungsarbeiterin (drei Jahre in Indonesien) nicht einfach die Hausdame in der Schlossstraße 9 geben würde. Dazu war in ihrem eigenen Leben zu viel geschehen. Eine, die Folteropfer betreute und für ein globales Miteinander auf Augenhöhe unterwegs ist, würde die Gedanken und Füße nicht stillhalten können. Denn diese Erfahrungen und Einsichten vertreiben die Behaglichkeit aus jedem Seelenwinkel. Es sind die großen Lebensunterschiede nebenan und in der Welt, die Annette Flade ruhelos machen. Und natürlich die Frage: Wie geht man mit ihnen um? 2006 hat sie in dem Buch „Geht dem Flüchtling mit Brot entgegen“ die Essenz ihrer Wahrnehmungen zusammengefasst. Keine leichte Kost.
Jetzt in der Schorfheide scheint alles kleiner gegriffen und hat doch einen großen Atem. Sie hat gemeinsam mit anderen Frauen das Lädchen „Solidario“, einen Eine-Welt-Laden eröffnet und meint dazu: „Viele Dörfer haben heute schon keinen Laden oder keine Gastwirtschaft als Kommunikationsmittelpunkt mehr. Aber so ein Kirchenlädchen ‚Solidario’, mit kleinen, feinen Geschenkartikeln, Kaffee, Tee und Schokolade zu fair gehandelten Preisen, könnte theoretisch problemlos in jedem zweitem Dorf entstehen. Man hätte stundenweise einen Ort, um miteinander über das alltägliche Leben, Gott und die Welt im Gespräch zu sein.“
In Groß Schönebeck ist das indes so. Immer freitags von 16 – 19 Uhr schließt eine der Solidario-Frauen den Laden im Gemeindehaus auf und ist dort nicht lange allein. Man kommt um guten Kaffee zu kaufen oder ein schönes Tuch für die Freundin, ein kleines Spielzeug für ein Kind. Dabei kann man nicht nur ein paar Euro loswerden, sondern manche stille Sorge oder eine Verabredung treffen. Das Lädchen belebt das Dorf ebenso wie die „Offene Kirche“ im Sommerhalbjahr.
Seit dem Frühjahr 2010 hat sich um Annette Flade eine Gruppe von etwa zehn Gemeindemitgliedern gesammelt, die vom Mai bis September die schöne Immanuelkirche des Ortes für Besucher offen hält. Garantiert interessant für Jagdschloss- und Museumsgäste, die nun nicht mehr nur den imposanten Putzbau mit quadratischem Feldsteinturm, Fachwerkaufsatz und Schweifhaube von außen bestaunen müssen, sondern auch einen Blick auf den hölzernen Kanzelaltar, ionische Säulen, umlaufende Empore … werfen und dabei Preußische Geschichte erleben können. Draußen vor der Tür wartet dazu samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr ein Kaffee- (fair gehandelt) und Kuchentisch auf Touristen und Dorfbewohner. Die Gemeindefrauen backen und laden zur Geselligkeit vor der Kirchenpforte. Kuchen gibt es gegen Spenden und für ärmere Dorfbewohner gänzlich kostenfrei. Offenen Herzens, nicht als Almosen.
Die Schönebecker hatten wohl ein gutes Gespür, welch menschliches Geschenk die beiden Flades für sie seien werden, als sie sie begrüßten. Obgleich – man wundert sich immer noch, wo die beiden Pastoren überall auftauchen ohne zu missionieren. Zu Geburtstagen, Jagdhornblasen, Festen … Denn natürlich geht es zuerst einmal um das alltägliche Leben im Dorf. Um das Brückenbauen über historische Brüche und ein waches Gespür für den Wandel der Zeit, auch um den demografischen.
Annette Flade scheut sich nicht, heikle oder gar pure Angstthemen anzutasten. Krankheit und Sterben. „Man braucht ja nur vor die Tür zu treten, da sieht man die Probleme der Überalterung im ländlichen Raum.“ Es hilft gar nichts wegzusehen, und weil das Sprechen darüber vielen erst einmal schwer fällt, hat die Pastorin ein Denkangebot über bewegte Bilder angeschoben. Der interne, aber kirchenoffene Kinoabend „KINTOPP“ lebt aus-schließlich von Lebensthemen und ist dennoch gut besucht! Im Winterhalbjahr jeden ersten Donnerstag im Monat, 19 Uhr.
Kaum zu glauben, was das Paar alles in seiner kurzen Lebenszeit in der Schorfheide alles angeregt und inszeniert hat: Sommerausstellungen in der Winterkirche und die Konzerte „Schorheideklänge“, den Kintopp und das Solidario-Lädchen, das Gedenken, der von den Nazis ermordeten Pfarrersfamilie Wagner … und Annette Flade wirkt nicht, als wollte sie leiser treten. Zu munter und herzbewegt ist sie unterwegs.
Kontakt: Jeden Freitag von 16.00 bis 19.00 Uhr im Gemeindehaus, Liebenwalder Str.54 (gegenüber der Kirche) im Obergeschoss. Andere Absprachen sind möglich unter 033393/341 oder 559.
Der Traurige am Wegesrand ist verlustig. Schon ein Weilchen. Nein, nein, er ist nicht flüchtig, jemand hat ihn still und heimlich geklaut. Jetzt klafft dort nur noch eine Lücke und dem Zauber fehlt ein magisches Glanzlicht. Einigermaßen zerknirscht stand der Traurige zwei Jahre lang im Kunstwald zwischen Kurtschlag und Klein Dölln und beklagte mahnend den Zustand des Deutschen Waldes. Das war seine Mission. Der Zehdenicker Bildhauer Uwe Thamm hat den Traurigen aus einem Kiefernstamm geschaffen. Nun ist er selber traurig. Klar, der Mann hatte es schon vermutet, dass irgendwann jemand seine Skulptur einfach einsacken würde. Aber gehofft hat er etwas anderes. „Zauberwald“ nennen einige mit leuchtenden Augen den Ort, an dem vier Künstler uneigennützig für die Allgemeinheit wirken – als ein Geschenk für die Region, um sie mit guter Energie aufzuladen, Freude zu verbreiten, zu überraschen. Es ist sehr schade, dass immer mal wieder einer glaubt, dass er nur glücklich wird, wenn er etwas mit langen Fingern an sich raffen kann. Darüber kann der Traurige nun auch noch jammern, vielleicht hört ihn ja wer. Noch besser wäre es allerdings, der verlorene Geselle fände sich endlich wieder ein – im Kunstwald. Der Einstieg erfolgt hinter der Bushaltestelle von Klein Dölln, weiter über die Bücke vom Döllnfließ, dann rechts am Fließ entlang, dort am Waldpfad war sein Steckplatz in einem alten Todholzloch.
Im Warten auf ein noch nicht gedrucktes Buch entstand 2009 meine Idee eines Lesegartens. Dort sind sonntags bei schönem Wetter im Sommerhalbjahr drei Schorfheidemärchenstelen, ein Lesepult mit Märchenblock, Gartenkieker und Sprüchevögeln als Bedenkangebote zu sehen, um zum Lesen im Grünen einzuladen. Es ist ein temporäres outdoor-Angebot für Atelierbesucher, die eigentlich zum Bildergucken gekommen sind. Jeden schönen Sommersonntag steige ich auf die Leiter und hänge die Textbanner in die Stelenrahmen. Bei trüben, stürmischen oder nassen Wetter fällt dieses Angebot aus. Wer will schon im nassen Gras sitzen und lesen?
Am kommenden Sonntag, dem 15. September, gibt es nachmittags keine Besuchsmöglichkeit. Ihr /Sie finden mich an diesem Tage auf dem Kunstmarkt beim Fest an der Panke in Berlin-Pankow.
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