Reportagen aus dem Schorfheidewald: Der Heide-Rebell

Waldskulpturen 2012-kl

Waldskulpturen von Siegfried Haase

Er setzt schon einmal den Stein des Anstoßes, der Siegfried Haase aus Groß Dölln. Jenem Dorf im Schorfheidewald, dem man nachsagt, hier wurden einst die neugeborenen  Söhne auf den Dachfirst gesetzt, um ihre Zukunft vorher zu sehen: Fällt er nach vorn, wird er ein Wilddieb, fällt er nach hinten, wird er ein Holzdieb. Kein Wunder, in „Hungerdölln“ waren die beruflichen Perspektiven nie üppig. Der Boden, auf dem man hier siedelt, ist so mager, dass selbst die zwei Döllner Bauern zu DDR-Zeiten nicht in eine LPG gepresst wurden. So kam es, dass Haases Vater ein freier Bauer blieb und der Sohn unangepasst aufwuchs. Mit dieser „unsozialistischen“ Herkunft konnte man damals leider auch nicht Förster werden, wie er es gern wollte. Vielleicht erklärt sich daher seine Affinität zum berüchtigten Döllner Wildererkönig Georg Schäfke. Über ihn hat ein Buch mit herausgegeben  und  2007 hat er zusammen mit ein paar anderen Döllnern, diesem Wilddieb einen  Gedenkstein am Koppelberg gesetzt. Das gefiel nicht jedem. Auch das findet der Mann in Ordnung.
Er war lange weg, der Siegfried Haase, wegen der Lehre zum BMSR-Techniker, der Arbeit und der Familie in Berlin. Sein Haar ist schon in den 80ger Jahren grau geworden, als die Russen in Dölln seinen Vater überfuhren. Damals ließ man ihn von Amts wegen nicht zurückkehren in sein Elternhaus.* Er musste sich wahrlich ein kleines Sommerhaus unter schwierigen Bedingungen aufbauen, um die Wochenenden und den Urlaub in der Schorfheide verbringen zu können. Ohne die Heide leben, dass wäre für den Naturfreund nicht gegangen.
Haase ist mit 60 Jahren und in Altersteilzeit gegangen. Viel Zeit verbringt er seither in Groß Dölln. Und keine Minute hat er sich seither  gelangweilt. Auf dem geerbten Hof werkelte er schon Jahre lang in den umfunktionierten Ställen. Dabei wuchs er, inspiriert vom Metallbildhauer R. Pfeiffer und Bildbänden von Andy Goldsworthy langsam zum Metallkünstler heran. Getrieben von einer herzerfrischenden Spiellust und einem sensationellen Mutterwitz. Sein verwunschen wirkender Garten ist ein Refugium für all diese spöttischen Objekte. In seinen Inszenierungen aus Gartenforke, Radnabe, Felgen, Speichen, Federn…ist fast immer ein schräger Vogel mit von der Partie. Auch nicht verwunderlich, denn Haase ist Freizeit-Ornithologe. Er macht sich Gedanken um das Ganze und um das Detail. Dabei denkt er gern quer und anders als andere. Jetzt fragt er sich gerade, wie man am besten eine Landschaft „aufladen“ kann. Und meint damit, sie spannender, reizvoller, anziehender, wertvoller zu gestalten.
Gemeinsam mit dem Zehdenicker Bildhauer Uwe Thamm kam ihm ein Überraschungswald in den Sinn. Da es sein Wald ist, der da im Kurtschlager Gebiet liegt, musste er keinen fragen, konnte einfach loslegen. Hinter den Wiesen zum Döllnfließ, bei Klein Dölln, zieht die Waldkante einen schönen Bogen. In ihm finden sich bizarre „Burkusseln“, also krummwüchsige, vielarmige Bauerkiefern, die geradezu zum künstlerischen Spiel einladen. Hier haben Haase und Thamm einiges für den Wanderer und Jogger versteckt: Aufgehängte, vom Biber angespitzte Klanghölzer, anderswo ein Stuhlnest am Stamm,  weiter hinten lenkt ein Wanderbaum den Weg in die Wolken. Ein Hahn und dort ein Pfau… verstecken sich hoch oben im Geäst – erst auf den nächsten Blick sichtbar. Am Boden begegnet man aus Todholz einem Gnom, unweit einem Zweiten … Der parkähnliche Überraschungswald wächst immer weiter. Und Haase meint: „Es geht uns hier um Kunstobjekte aus natürlichen und anderen vergänglichen Materialien. Oder anders gesagt, den Vorgang des Verfalls gehört mit zur Kunst.“ Solche Kunst übt einen ähnlichen Reiz auf ihn aus, wie der morbide Charme verfallender Häuser, „wenn es denn nicht das eigene ist“, witzelt er. Anlass für dieses Gestalten, ist das Nachdenken über das Entstehen und Vergehen anzuregen, aber auch der Spaß, den man dabei hat. Materialien dafür sind absterbendes Holz, Steine, Leder, rostiges Metall, aber es könnte auch Papier sein. Ein Foto hält die Idee für die Ewigkeit fest. Der Rest verweht irgendwann als Rost mit dem Wind,  wird Humus oder vom Regen fort gespült. Auf keinen Fall aber kommt unverrottbarer Plastikmüll zum Einsatz.
Haase will keinen sogenannten Kunstpfad initialisieren, der dann massenweise beschritten wird. Es soll eher zugehen, wie beim Pilze suchen. Die ersten, die ihre Waldfantasien entdecken, sollten seiner Ansicht nach die Einheimischen sein, die vielleicht den Kopf schütteln, sich wundern, kichern, stolz darauf sind und es deswegen weiter erzählen. Den Ort weiter zu beleben, lädt Haase seither Künstlerkollegen und ähnlich Denkende ein. Ihre Ideen müssten sie dann selbst umsetzen. Es darf nichts kosten, und es gibt kein Geld dafür.
Neulich traf der Künstler im Wald den Jäger und Naturwächter Rudi Christian aus Kurtschlag. Der scherzte: „Na, wie viel Kunst verträgt dein Wald?“, und Haase antwortete: „Ihr möbliert den Wald mit Hochsitzen, und wir hängen dazu die Bilder …“

Kontakt Kunstwald: Siegfried Haase, Kleine Dellenstraße 9, 17268 Templin OT Groß Dölln, Mail: siegfried.haase@freenet.de

*Zu DDR-Zeiten, wurde der Wohnraum von einer staatlichen Wohnraumlenkung, auch der private, mit Einquartierungen belegt, wenn er ein bestimmtes Maß überschritt.

Siegfried Haase aus Groß Dölln mit seiner Arche. Foto: Petra Elsner
Siegfried Haase aus Groß Dölln mit seiner Arche. Foto: Petra Elsner

Eine weitere Reportage aus dem Schorfheidewald hier

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Vom Sambasyndrom im Schorfheidewald

Die Trommeln hallen aus dem Buschdorf in den Schorfheidewald und erzählen vom unbändigen Frohsinn. Der hat überhaupt kein Alter und so kam es wohl, dass Kurtschlags Trommler 18 Spieler im Alter zwischen 15 und 80 Jahren vereint. Und wer ihnen zuhört, der ist mitgerissen.
Alles begann mit zwei Zugereisten. Von Thüringen, über Berlin ins 300-Seelen-Dorf Kurtschlag. Sie bewohnen seit 1997 das Rosenhäuschen nicht nur im Sommer, wie anfänglich vor 17 Jahren. Die Berliner, jetzt Zehdenicker Rechtsanwältinnen Patricia Virgiels (46) und Sabine Kupfer (60) spielten seinerzeit zum Ausgleich bei „Brincadeira“, den Trommlern vom FEZ in der Berliner Wuhlheide mit. Einmal im Jahr verlebten jene ein Probenwochenende auf dem Lande. Man konnte das Gemeindezentrum kostenlos nutzen. Als Dankeschön spendierte „Brincadeira“ eine öffentliche Probe dem Schorfheidedorf. Fein gemacht, kamen viele und wippten fasziniert mit.
1995 las Patricia in der Zeitung, dass die VHS einen Wochenendkurs im Conga-Trommeln anbot. Dorthin rief sie ihre innere Stimme. Aber es dauerte noch bis 1998, da entdeckte sie die Samba-Gruppe „Stick’n Rainbow“ auf einer Berliner Straße. An die dockte der Trommelneuling an, während die Akkordeon spielende Sabine nur zusah. 2001 warb die Gruppe „Brincaderia“ aus dem FEZ um Zuwachs. Und dorthin kam nun auch Sabine mit, denn zu Haus hatte ihr Patricia längst beigebracht, was sie gelernt hatte. Urlaubsfortbildung über die Landesmusikakademie auf Small Percussion, Spielfreude bei Conga-Workshops, afrikanische Djembes … All das und die wöchentliche Donnerstagsprobe im FEZ, brachte sie musikalisch voran. Weltweit mischen sich derweil die Samba mit dem Tango, mit Kubanischen Rhythmen und Balkanmusik zu einem sich immer wieder neu erfindendem Globel-Sound. Spannend.
Als 14 Kurtschläger vor gut vier Jahren meinten, eine Samba, genauer eine Bahia, zum 260. Jahrestag des Dorfes, auf Parkett legen zu wollen, wuchs die Herausforderung für Patricia und Sabine gewaltig. Plötzlich standen die zwei Spielerinnen vorne und lernten nun zu unterrichten. Altersgerecht. Beispielsweise einen anderen Rhythmus für Erika Asmus und ihre Rocar zu finden, damit die Kraft der damals 79-Jährigen ausreicht. Zu schwierig – dieses sportliche: Datschdadatschdadatsch. Herauskam ein langsameres Datschdadatsch, dass Erika schafft und bei Laune hält.
Es sollte eigentlich nur der Jubiläumsbeitrag des ortsansässigen Kulturvereins sein, aber plötzlich waren alle von der Samba infiziert. Detlef Brünnich stellte sich als Naturtalent heraus. Beinahe alle anderen brauchten gelegentlich Einzelunterricht, damit das eine Stück, innerhalb eines halben Jahres, auch klappt. Geprobt wurde einmal pro Woche. In Auftrittsnähe alle zwei Tage. Es wurde schließlich (unterstützt von „Brincaderia“) ein Bombenerfolg. Was Wunder, dass die Kurtschlager Trommler Lust auf mehr hatten und einfach weiter übten. Die Instrumente waren bis dahin geliehen. Jetzt wurden eigene erworben, Auftrittsgarderobe auch, denn Auftritte gibt es nun öfter: Bei den Kulturwochen in Zehdenick, im Feriendorf am Groß Väter See …
Die Chefinnen hatten es geahnt. Wegen der vielen Zeit, die an dieser musikalischen Sozialarbeit dran hängt – hatten sie erst Skrupel. Aber der Reiz, in dieser ungewöhnlichen Formation zu spielen, war dann doch größer. Im Winter mischten Sabine und Sohn Oliver (37) für jeden Spieler Lern-CDs ab. Die Stücke, die einzelnen Stimmen … Wieder ein Wochenende voller Freizeitarbeit.
Sie nennen sich „Os Velhos Sambeiros“, zu Deutsch: Die alten Sambaspieler. Aber inzwischen ist auch der 15-jährige Kevin Batorsik dabei, der mit seiner Oma nach dem Dorffest dazu kam. Der spielt die Surdo, die brasilianische Basstrommel. Als 19-Jährigen hatten Sabine und Patricia Tobias Steddin eingesammelt, während er im Dorf Zeitungen austrug. Wissend, der spielt schon lange Schlagzeug im häuslichen Keller allein und für eine Mädchenband. Tobi wunderte sich, „wie schräg die Töne kommen“. Das hinzukriegen, war selbst für ihn nicht leicht, aber fesselnd. Inzwischen studiert er weit weg. So ist ganz klar: „Os Velhos Sambeiros sucht immer Nachwuchs – gleich welchen Alters.
Nach nur einem Jahr hatten die Kurtschläger Sambaspieler fünf endlos variierbare Stücke drauf: den Opener, Samba-Duro, Samba-Reggae, Bajao und den Funk, längst können sie mehr. Aber den Funk, den liebt besonders die 73-jährige Sieglinde Imm. Die kleine Frau lächelt bei ihrem Rattatatam auf der kleinen Trommel überglücklich – ganz vorne im Rampenlicht. Nein, leicht viel ihr das Rhythmusfinden nicht, aber sie genießt das lustvolle Gemeinschaftsspiel und die anderen auch.

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Eine weitere Reportage aus dem Schorfheidewald hier

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Meine Bücher: Schorfheidemärchen, Wallo, Meander…

Die Ankunft im Schorfheidewald

Vor gut fünf Jahren, als wir schon im innerlichen Aufbruch waren, sah ich einen TV-Bericht über die Schorfheide. Er endete im nebelverhangenen Dünenland. Dieser Anblick stach mir mitten ins Herz und ich wusste, dorthin muss ich. Weshalb? Keine Ahnung, vielleicht sollte ich Stimme sein. Als wir dieses kleine alte Haus im Januar 2008 belebten, hing der Nebel bis vor die Haustür und ich dachte, es ist das Revier der Nebelfee. Damit war im Geiste die erste Figur zu den „Schattengeschichten im Wanderland“ erschienen. Aber es musste ein weitere Jahr vergehen, durchwoben von existentieller Neuorientierung, bevor ich im Winter darauf an den Schattengeschichten zu schreiben begann. Im Ankommen fiel mir auf, das in dieser nordwestlichen Region der Schorfheide kaum regionale Sagen oder Märchen existieren. Die meisten Dörfer sind einfach „jung“, etwa 260 Jahre alt, also wollte ich für die hier lebenden Menschen stimmige Märchen erfinden …
Dafür suchte ich nach den Farben und Gestalten dieser Landschaft. Und fand beispielsweise die Zaunreiter. Es gab sie wirklich. Etwa um 1590 begrenzte das Gebiet oberhalb von Groß Döll, Reihersdorf und Friedrichswalde ein großen Wildzaun (von der Havel bis zur Oder). Als dieser Zaun um 1665 -1670 erneuert werden musste, entstanden unter Friedrich II kleine Orte (Grunewald, Groß Väter, Bebersee) als Ansiedlung von Zaunsetzern. Der Wildzaun wurde von Zaunreitern und Zaunläufern bewacht. Aus diesen historischen Fakten und der modernen Wolfsauffassung des Wildparks Schorfheide  wuchs  meine Geschichte „Der Wolf und der Zaunreiter“ als eine von 12 solcherart Erfindungen. Mir ging es in diesen fiktiven Geschichten darum, eine Traumlandschaft mit realen Wurzeln zu inszenieren und ein Landschaftsgefühl zu verströmen.

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„Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“, 2. Auflage 2010, geschrieben und illustriert von Petra Elsner, 4-farbig, Schibri-Verlag, ISBN: 78-3-8686-040-4, 6 Euro

Noch vorrätige Bücher:

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„Wallos seltsame Reise“
Die unglaubliche Geschichte einer Baumseele 

„Wallos seltsame Reise“, die kleine Geschichte, in der der Junge Ken in einer Höhle eine seltsame Gestalt entdeckt und mit ihr ein spannendes Abenteuer erlebt, hat soeben seine 2. Auflage erfahren. Die Autorin und Illustratorin Petra Elsner erzählt uns darin von einer wundersamen Verwandlung: Ein Parkbrand macht die Baumseele Wallo obdachlos. Noch in dieser Nacht sucht Wallo ein neues Quartier. Unterwegs klopft er bei den Straßenlinden an. Aber die sind smoksüchtig und überhaupt nicht gut drauf. Es ist die Ratte Nack, die Wallo in den Untergrund der Großstadt zum Schwarzwassersee mitnimmt. Aber Nack ist kein wirklicher Freund, und der gutmütige Wallo zieht nach einem bedrohlichen Wettkampf verbittert weiter. Während dessen sucht Ken Wallo überall, wo es grün ist: in den Parks der Stadt, dann bei den Wiesen- und den Waldmenschen des Umlands. Voller Überraschungen, Sprachwitz und Fantasie wendet sich die Geschichte zu einem glücklichen Ende. Dieses Buch ist für sensible Menschen ab zehn Jahre ein unterhaltsamer Lesegenuss.
Wallos seltsame Reise, Erzählung von Petra Elsner, Hardcover, 55 Seiten, mit zehn farbigen Illustrationen, 2. Auflage erschienen im Wiesenburg Verlag 2013,
ISBN 978-3-939518-02-0
Preis: 16,90 Euro

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„Meander Memolos Zeitloch“

Eine illustrierte Eulen-Fiktion für Erwachsene

Meander Memolos, das etwas schusslige Uni-Faktotum, hat ein Problem mit der Zeit – der gefühlten Zeit. Irgendwie ist sie ihm abhandengekommen, und im Nachsinnen darüber, wo sie stecken könnte, rutscht er in einen Gedankenstrudel, der ihm eine galaktische Talfahrt beschert – atemberaubend und abenteuerlich. Diese kleine Eulen-Fiktion erzählt fabelartig und nicht ohne Humor, was geschehen kann, wenn man/frau auf seltsame Abwege gerät…

„Meander Memolos Zeitloch“, Text & Zeichnungen von Petra Elsner, Messner Verlag 2007, Hardcover, 36 Seiten, farbig illustriert, 16 x16, 12 Euro, zzgl. Versandkostenpauschale in Deutschland 5,70 Euro
Bestellbar  über Fax: 07634-2463 (Verlag), Unter Artikelnummer: 0144, Kennwort: „Web-Elsner“

Meine Künstlerhefte
Geschrieben, illustriert, nummeriert und gebunden von Petra Elsner

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„DAS KLEINE RABENBUCH“
Früher musste ich immer NEIN sagen, wenn mich Atelierbesucher fragten, ob ich nicht etwas für ganz kleine Menschen hätte?  Jetzt habe ich es – DAS KLEINE RABENBUCH mit vier Geschichten für Kids ab 3 Jahren aufwärts.
Die handgebauten und in verschieden Farben erhältlichen 10 x 10 cm großen Bändchen sind nummeriert und kosten das Stück 4 Euro

Leseprobe hier:

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 „DIE MAPPE MEINER GROSSMUTTER“
Heilende Geschichten
Die Mappe meiner Großmutter lag immer in ihrem beigefarbenen Küchenbüffet über den gläsernen Dosen für Zucker, Salz und Mehl. Das schwarz-grüne Gebinde kam stets auf den Tisch, wenn die leise Frau etwas Nützliches erfuhr oder Rat suchte …
22 Kurzgeschichten mit heilenden Rezepten, die 2003 in der Wochenzeitung „Märkischer Markt“ in Frankfurt/Oder als Kolumne erschienen sind, Einband Karton, 28 Seiten, sw-Illustrationen, 10 Euro zzgl. 2 Euro Versandkosten

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„EULENGESCHICHTEN“
Nik, die Maus und die kauzigen Eulen
In einer sternklaren Nacht schwingt ein Laut in der Luft, unheilvoll, meinen die Tiere des Waldes. Nur eine kecke Maus tänzelt alleine durchs Revier. Sie will wissen, wer da die Stille zerreißt und folgt dem durchdringenden Uhu-Huhu-Schrei …
Kurzgeschichten, die 2002 in der Wochenzeitung „Märkischer Markt“ in Frankfurt/Oder erschienen sind, Einband Karton, 15 Seiten, 4C-Illustrationen,
10 Euro zzgl. 2 Euro Versandkosten

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„GESCHICHTEN AUS DER MARK“
(Ausgewählte Sammlung)
Nichts geht über den Anblick eines märkischen Himmels. Jenseits der Stadtsteine öffnet sich gleich hinter Hoppegarten der Horizont zur schier unendlichen Weite, als wollte er bis nach Seelow schauen. Na ja, nicht wirklich. Aber es mutet so an. Jedenfalls spendiert dieses lichte Dach über dem Land zwischen den zwei Flüssen einen gewaltigen Malgrund für den immerwährenden Szenenwechsel der Wolkenbilder: kuschelweiche Watteschafe, alpine Kumulusberge oder auch wilde Ungetüme in Schwarz-Grau. Ist mir doch neulich ein Schwein begegnet. Ein gigantisches Wolkenschwein. Das grummelte wie ein Monster über Lichterfelde. Aus seinen imaginären Augenhöhlen blitzte es und aus der Schnauze grölte der Donner. Überraschend unheimlich mutete da plötzlich die Mark…
Naturfeuilletonistische Betrachtungen und märkische Rezepturen, die 2005/2006 in der Wochenzeitung „Märkischer Markt“ in Frankfurt/Oder als Kolumne erschienen sind,
Einband Karton, 26 Seiten, sw-Illustrationen,
10 Euro zzgl. 2 Euro Versandkosten

Liste der vergriffenen Bücher hier

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Reportagen aus dem Schorfheidewald: Von Brunchkonzerten und Kräuterwissen

Vorab bemerkt: Diese Geschichte ist Legende, die Schulzes  werden am 15. August 2016 die Schorfheide verlassen.

 

Kappe (2013): Es gibt Dörfer in Brandenburg, die sind so klein und doch bärenstark. Mag es daran liegen, dass allein der Gedanke, irgendwann zu verschwinden, die Menschen umtreibt, und sie zu Rufern in der Zeit heranwachsen. Kappe, das „Kleine Tor zur Schorfheide“, gehört mit seinen schlapp 150 Bewohnern dazu. Als ihre Backsteinkirche 2009 dem Verfall preisgegeben wurde, trat das Paar vom Schulze-Hof auf den Plan und gründete 2010 den Förderverein Kapper Cappe e. V.. Seither gibt es an diesem abgelegenen Ort sommerwärts die exklusive Brunchkonzerte mit Kammermusikern der Deutschen Oper zu Berlin. Die Speisen sind ebenso erlesen wie die Musik. 18 Euros zahlt der Gast für diesen Hochgenuss und füttert damit zugleich die Kasse für den neuen Kirchturm. Weil es aber rund 50 Jahre dauern würde, auf diese Weise das Geld einzuspielen, kümmert sich Christian Schulze (68) um geförderte Finanzierung und Sponsoren. Doch damit die Gäste kommen, um immer öfter auch zu bleiben, drehen Karin (57) und Christian Schulze am ganz großen Rad.
Seit 1982 bauen die zwei ehemaligen Berliner am Schulze-Hof. Vor drei Jahren zogen sie ganz aufs Land. Heute beherbergt ihr romantisches Kneipp-Gästehaus 12 Ferienbetten, ein Kräuter- und Geschenkelädchen und Erlebnisgarten der besonderen Art. Die Montessori-Erzieherin Karin hat ein Händchen für schöne Arrangements in Haus und Garten, und als Kräuterkundige auch für gesund machende Speisen.
Karins Fabel für Kräuter spürte sie früh, heute meint sie: „Dieses Kräuterwissen ist unser Kulturgut, wir sollten es nicht umkommen lassen.“ Und deshalb gibt die Frau ihre Erfahrungen bei ihren Kräutertagen anderen weiter. Aber die kompromisslose Hinwendung zum gesunden Leben begann, als ihr Mann an Krebs erkrankte, und nur noch eine vage Lebenserwartung von zehn Jahren von seinen Ärzten vorausgesagt bekam. Das ist 27 Jahre her. Karin war nach dieser Diagnose und Operation klar: „Wir müssen in unserem Leben alles ändern.“ Zuerst hieß es für das Paar und die zwei Söhne auf Schweinefleisch zu verzichten. Nach dem Konzept von Dr. Reckeweg. „Mit der Ernährung fällt und steht man“, erklärt sie, „und ich habe schon lange als Erzieherin darauf geachtet, dass die Kinder möglichst wenig Konservierungsstoffe zu sich nehmen. Anfänglich gab es einen Aufschrei, als ich das in der Kita und Zuhause umstellte. Aber ich musste nun auch genau gucken, was ich stattdessen Schmackhaftes auf den Tisch brachte. Damals war das noch ganz schwierig. Dann entdeckte ich im Gesundbrunnencenter Truthahn, der für uns zur Alternative für das Schweinefleisch wurde.“ Sie ist davon überzeugt, dass es ihrem Mann das Leben gerettet hat und so trägt sie den Gedanken weiter. Ein Kräuterlehrgang brachte Frau Schulze zu Kneipp, wonach sich ihre Ferienanlage zum das Kneipp-Gästehaus wandelten. Überall im Garten finden sich Studienhinweise – ein grünes Ferienseminar. „Kneipp passte einfach zu uns“, meint Christian und erläutert: „Gesundheitskonzept heißt immer: Einklang von Seele, Ernährung und Bewegung. Da darf man auch nichts weglassen, es ist eine Einheit. Und Kneipp hat noch zwei Komponenten dazu: die Ordnungs- und Wassertherapie. Wenn das funktioniert, dann hat man eine gute Aussicht, ein hohes Alter zu erreichen.“
Gewiss. Mit solchen Auffassungen und Haltungen ist man gelegentlich für seine Umwelt auch anstrengend. Ständig ändert sich so der äußere und dörfliche Beistand, denn das Anliegen des Cappe-Vereins weiter in Schwung und auf hohem Niveau zu halten, kostet Kraft.
Karin findet: „Immer dabei etwas Neues, Gutes anzubieten, damit die Leute zu den Konzerten kommen, dabei etwas für sich entdecken können, um es mit in ihr Leben zu nehmen – das ist unser Anspruch.“ Deshalb gibt es neben dem Konzert satte 62 Gerichte beim Brunch. Dazu eine Kräuterecke, einen Wildkräuterplatz mit Informationen und Material, zwei, drei Tische allein mit Kräutergerichten. Christian verrät: „Unsere weitgereisten Musiker, die ja umsonst spielen, sagen über den Brunch, so etwas hätten sie noch nirgends gesehen und es überträfe alles. Der Kern ist meine Frau selbst. Bei den Helfern ist sie verschrien als perfekt. Aber sie lässt nicht locker, dirigiert das Herrichten, Zuordnen, Beschriften, manchmal gibt es darüber auch Krach.“
Als sie den Brunch ohne Schwein formulierten haben die Leute im Dorf „Um Gottes Willen gerufen!“ gerufen. Doch Karin blieb fest und eindeutig. Viele dachten, das ginge gar nicht, aber es geht. Es gibt leckere Aufstriche, Salate, Desserts, Eintöpfe, Kuchen, Truthahn … und es kommen immer mehr Konzerthörer in das kleine Dorf im Schorfheidewald. Da auch für sie die prächtige Tafel gedeckt werden will, werden 2013 Spendenbüchsen für das gute Essen aufgestellt, was wohl jeder verstehen kann.

Porträt-kl

Kontakt: Schulze-Hof, Kapper Dorfstraße 37, 16792 Zehdenick, OT Kappe, Telefon: 03307 315110; Förderverein: www.kapper-kirche.de

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Dorfgeflüster: Kleine Raben in der Heidekrautbahn

Als ich neulich in die Heidekrautbahn Richtung Groß Schönebeck stieg, traf ich Karin vom Schulze-Hof in Kappe. Während die Motessori-Kindergärtnerin gewöhnlich in einem tiefen Erschöpfungsschlaf heimwärts reist, wirkte sie mir an diesem Feierabend hellwach zu. Kaum, dass ich neben ihr auf so einem engen Doppelsitzer hockte, funkelte sie mich an: „Schau mal, was ich heute gemacht habe.“ Sie grub in ihrer großen Tasche und brachte ein ovales Schatzkästchen hervor, öffnete es vorsichtig und holte einen kleinen Raben hervor. Handgestrickt, vielleicht 8 bis 10 cm groß, mit einem blauen Schal. „Das ist Kräx.“ Dann folgte die nächste Schatzkiste: „Das ist Krox, du weißt schon, der mit dem rote Schal.“ Dann folgte ein Vogelhaus – „Die Rabengasse 2,  in der der Imker Lutz mit seiner Frau Petra wohnt.“ Zwei Handpuppen guckten dazu aus Wundertasche. Mir stiegen die Tränen in den Augen – vor Rührung. Denn Karin Schulze hatte aus einer meiner Winzling-Geschichten ein Puppenspiel gemacht und es gerade an diesem Tag aufgeführt – mit ungeteiltem Zuspruch – wie sie meinte. Und in der Heidekrautbahn hatte sie den auch, denn wer konnte, lauschte.
Das kleine Rabenbuch habe ich im Februar/März erfunden, also getextet, illustriert und nummeriert gut 100 Stück indes handgebaut. Es sind vier kurze Geschichten für ganz kleine Menschen. Sie hat ein Büchlein bei meiner Dorflesung gekauft und jetzt war es zwei Wochen später – alles passte wohl. So kann man heimwärts reisen … schön, nicht wahr?

Es ist diese kleine Geschichte, die sie aufführte:

Kräx und Krox

Vor ihrem Rabenkaten hocken die Schwarzröcke Kräx und Krox und krächzen ihr Morgenlied. Kraaar, Kraaar. Kräx ist heute nicht gut bei Stimme. Deshalb will er zum Imker fliegen, um ein wenig Honig bitten. Er wohnt in der Rabengasse 2. Der Imker sieht sofort, dass Kräx heilenden Honig braucht. Er gib ihm einen Löffel voll und spricht dazu: „Komm die nächste Woche jeden Tag vorbei und hol dir einen Löffel voll Honig ab, dann bist du wieder gesund.“

Die Frau des Imkers bringt noch einen Schal herbei, einen schönen Himmelblauen: „Der wird den wunden Hals gut warm halten“, sagt sie. Kräx dankt und fliegt nach Haus.

Als Krox den schönen blauen Schal sieht, wird er echt neidisch, sagt aber nichts. Er schleicht zum Imker und hustet wie wild vor seiner Tür. Der Imker stutzt, denkt sich seinen Teil, holt aber doch das Honigglas herbei. Er spricht zu dem Vogel, wenn du mir ein schönes Lied singst, bekommst du auch einen Löffel Honig. Krox vergisst vollkommen, dass er ja Husten hat und singt so fein er kann. Der Imker schmunzelt und sagt. „Na, einen echten Husten hast du kaum, sonst könntest du nicht so wunderbar krächzen. Aber weil Honig einfach gesund ist, sollst du auch ein bisschen davon haben.“

„Und einen Schal bekomme ich nicht dazu?“ fragt Krox ganz enttäuscht, und die Frau des Imkers schüttelt den Kopf und schimpft leise: „Wer sich verstellt, bekommt nicht eine einzige Masche von mir gestrickt.“

Krox fühlt sich ertappt und flattert beschämt davon.

Nun trug es sich aber zu, dass ein kalter Ostwind durchs Land zog. Kräx hielt der Schal schön warm, aber Krox schlotterte. Da erbarmte sich die Frau des Imkers und strickte auch für Krox einen schönen wärmenden Schal. Den hing sie stillschweigend an den Zaum der jungen Raben. Als Krox ihn fand, war er sehr froh, dass ihm die Frau des Imkers verziehen hatte. Er band sich den schicken roten Schal um und sang vor dem Häuschen des Imkers sein schönstes Dankeslied. Und hinter der Gardine lächelten der Imker und seine Frau sehr versöhnlich.

Bühnenbild Kräx und Krox-kl        

Mein „Bühnenbildchen“ für meine Rabenlesungen im Atelier.

   Kinderlesung1-kl

Nachtrag zu: Kleine Raben in der Heidekrautbahn

Monate später. An einem Montagabend im Januar 2014 bin ich wieder mit der Heidekrautbahn unterwegs und treffe Karin. Sie kramt abermals in ihrer großer Tasche und hohlt eine kleine Geschenkkiste hervor. „Du wolltest doch so einen haben, nicht?“ Sie lächelt, und ich öffne die Kiste, da schaut mich dieser kleiner Strickrabe Kräx an … und der wohnt jetzt auch bei mir. DANKE Karin für das herzige Strickwerk!

Strickrabe Kräx, Handarbeit von Karin Schulze aus Kappe
Strickrabe Kräx,
Handarbeit von Karin Schulze aus Kappe

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Neue Paradiesvögel: Rocklegende 7

„Paradiesvögel“ – zu denen gehören für mich all die schillernden Falter auf zwei menschlichen Beinen, Traumtänzer, Verzauberer und schräge Vögel …

Rocklegenden 7-kl

© Petra Elsner

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Grüße aus der Heimat

Früher hat man ja immer diese bunten Postkarten zur Winter- und zur Sommerferienzeit im Briefkasten gefunden. Helioblaue Himmel überspannten traumhaft schöne Strände, sagenhafte Bergwelten oder berühmte Städte dieser Welt. Manchmal erinnerten sie auch nur an die Werbung mit der lila Kuh. Ganz gleich, immer lösten diese Karten bei mir Fernweh aus. Aber scheinbar schreibt niemand mehr, wohin er sich aus dem gemeinhin schlechten Deutschland-Klima verzogen hat. HALLOOOOO – wo seid Ihr? Nicht mal mehr Mails rappeln in Ferienzeiten im elektronische Kasten, nur seltsame, hitzegeplagte Facebook-Schreie, die keiner wirklich hören will.
Also eigentlich fand ich ja die Feriennummer mit den Postkarten gar nicht so übel. Man konnte ein bisschen angeben, darüber kam eine ganze Druckindustrie und die Post in Arbeit. Und: die Hand übte zu formulieren und verriet dabei, wie es einem gerade wirklich geht. Heute können unsere Finger nur noch tasten und tippen. Habt Ihr letztlich mal versucht, ein Blatt handschriftlich schön zu beschreiben? Es sieht (umso weiter man/frau sich von Schulbänken entfernt hat) meist enttäuschend aus.
Meine Freundin Trilli hat auch deswegen den imaginären “Club zur Rettung der Handschrift” gegründet (siehe unter: http://www.cookiedu.de/trillhaase/handschrift/inde…), damit diese Seelensprache nicht gänzlich verloren geht. Ihr könnt dem alle beitreten. Schön wäre es auch, Ihr kauft eine ihrer Postkarte und verschickt sie an Eure echten Freunde – handgeschrieben natürlich.

Es grüßt Euch Petra
aus dem sommerlichen Zehdenick !

Postkarte Zehdenick-kl

PS: Das ist meine Postkarte für Zehdenick. Als wir vor sechs Sommern hierher zogen, stand vor dieser kleinen Stadt ein Verkehrwarnsschild mit „Vorsicht Otterwechsel“. Das hat mich sehr erheitert, und deshalb hab ich ein Exemplar vor eine der jüngst restaurierten Kamelbrücken gesetzt. Die Postkarten gibt es beim Fremdenverkehrsverband in Zehdenick und bei mir im Atelier in Kurtschlag.

© Petra Elsner

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Magische Zeichen

Einen Sommer lang präsentiert der Angermüder Kulturvereins e.V. in seiner Kunstgalerie einen Schaffensausschnitt meiner Malerei. Die Ausstellung nennt sich „Magische Zeichen“ und zeigt eine Auswahl ganz neuer Arbeiten und jene, die ich kurz nach dem Umzug in die Schorfheide schuf. In dieser Zusammenschau wird der künstlerische Wandel in meiner freien Malerei sichtbar. Aber auch die Kontinuität im Denken  – nämlich in dem Versuch, dem Geheimnisvollen, Gestalt zu geben.

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© Petra Elsner

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Dorfgeflüster

Vorab:

Das Schorfheidedörfchen Kurtschlag liegt immer haarscharf neben etwas. Zum Beispiel dicht am Radfernweg „Berlin-Kopenhagen“, der „Märkischen Eiszeitstraße“ oder der Deutschen Tonstraße, dicht am Barnim, der Uckermark, aber gerade noch im Landkreis Oberhavel. Und wenn man zu unserer Gartenpforte hinaustritt, steht man am Rand des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin, einem Märchenplatz für Nebelfeen. Kurtschlag ist ein Ortsteil der Havelstadt Zehdenick (etwa eine Autostunde von Berlin aus), unweit der Feriendörfer Groß Dölln (3 km) und Groß Väter. Ein „kurzer Schlag“, auf dem etwa 300 Menschen siedeln und der inspirierenden Stille der Natur lauschen …

Der Akku-Rührer:
Samstagmorgen. Das Hupkonzert der ländlichen Versorger hat mich aus den Federn getrieben. Widerwillig, denn es ist so grau dort draußen, dass man Bäche weinen möchte. Aber das Grillpaket, das ich gestern sommer-hoffnungsvoll bei meinem Lieblingsfleischer in Mildenberg bestellt hatte, muss auch bei krassem Wetterwechsel entgegen genommen werden. Logisch, schließlich kommen die Autos nicht aus Jux nach Kurtschlag. Die  holpern bei jedem Wetter über das Kopfsteinpflaster von Dorf zu Dorf, die Bäcker- und Fleischer-, die Obst- und Gemüsewagen auch Family Frost. Jeden zweiten Donnerstags hupt das Fischauto dreimal vor Onkel Willis Haus, und die Frau hinterm Steuer hat auch dessen Wunschpäckchen Tabak dabei. Sie kommen zuverlässig, die nahrhaften Kleintransporter und versorgen jene Orte, die längst keinen Handel mehr haben. Aber es gibt nicht nur die Tante Emma Läden auf Rädern. Es rollen auch die ambulanten Haushaltswaren, die Sockenprofis und manchmal auch die mobile Floristin Bianca Volksdorf durch die Schorfheidelandschaft. Für den Rest muss man selbst bis zur nächsten Stadt fahren, nach Templin oder Zehdenick, oder sich was einfallen lassen. Beispielsweise eben. Da rauchte mein altes Rührgerät ab. Das hatte ich zu meiner Jugendweihe bekommen, anno 1968, von meinem Onkel Manfred aus der Schweiz. Friedensware aus tiefsten Kalten-Krieg-Zeiten. Und jetzt?  Für den Quark-Sauerkirsch-Kuchen extra losfahren? 12 Kilometer? Man könnte ja auch mit der Hand rühren, aber da kam doch mein Liebster auf diese unglaublich clevere Idee, dem Akkuschrauber eine neue Funktion zuzuweisen und siehe da, man kann damit auch Teig rühren. Und nach dieser munteren Einlage, lächelt doch schon wieder der Tag.

© Petra Elsner

Akkuschrauber-kl

Ein weiteres Dorfgeflüster hier

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