Eine Buchbesprechung

„Rotkäppchen spricht“

Im Flüsterton spricht mich dieses wunderschöne Buch an. Es war der Begleitband zu der Ausstellung „Rotkäppchen spricht“, die letzten Sommer Märchenbilder von Julia Kneise im Erfurter Haus Dacheröden präsentierte. Jetzt steht es für sich und das kann es auch, das sinnliche, sinnreiche Buch, das von der Stimmung und dem verborgenen Moment hinter der Geschichte erzählt, denn es berührt Herzen. Immer wieder verschoben, aus hinlänglich bekannten Gründen, verschaffte Corona dem Autor und Verleger Siegfried Nucke Zeit und Zugang, diese Worte für das gemeinschaftliche Projekt mit Julia Kneise zu finden. Nucke nimmt den Märchenfaden aus Grimms- und Andersen-Texten auf und assoziiert zu der Spannung des bildhaften Moments, den Kneise auf ihren Malgründen inszeniert. Die feinsinnige, safte, aber auch eindringlich-distanzierte Malerei, die nach der Zeit für Märchen sucht, tritt mit Tiefgang, Romantik und Poesie gegen die Inflation der Bilder an. Der Autor stimmt sich ein in diese rätselhafte Reise – ein Zweiklang von lyrischer Schönheit entstand, der mit Subtexten den Augenschein lichtet. „Julia Kneises Rotkäppchen blickt uns an, unschuldig und wissend: ‚Schau mich an! Ich bin stark. Lass mich gehen, auch wenn es dir das Herz zerreißt. Niemals bin ich allein.“, schreibt Nucke in seinem Text zum Geleit. Das gilt auch für dieses starke Buch, in der Welt, um zu verzaubern. (pe)

Das Buch ist ausschließlich über den Verlag Tasten & Typen für 25 Euro (Vorkasse, portofrei) bestellbar. Im Frühjahr wird die Ausstellung noch einmal im Schloss Molsdorf (bei Erfurt) zu sehen sein.

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