Das Album „So viele Wege Vol. 2“

Eine Besprechung:

Man möchte in den Tanzkreis unter der Herbstlinde treten, wenn sich die neue Scheibe dreht. „So viele Wege VOL. 2“ ist der zweite altmeisterliche Streich der FOLKLÄNDER in der Corona-Zeit, der mit verblüffend hoher Qualität anknüpft an die besten Zeiten der Folk-Band. Gegründet 1976 in Leipzig, bestand sie bis 1982. Anschließend spielten sie unter wechselnden Namen und Besetzungen bis in die frühen 2000er Jahre. Die LP „Wenn man fragt, wer hat’s getan“ war übrigens die meistverkaufte AMIGA-Folkplatte zu DDR-Zeiten. Nach langer Band-Pause feierten die FOLKLÄNDER 2021 ihr 45-jähriges Bühnenjubiläum und haben nun ihre Ankündigung wahrgemacht. Im Booklet zum Album heißt es, sie hätten diese neue Produktion vollmundig versprochen, „wenn auch im Privaten wie auf der Weltenbühne inzwischen unheilvolle Beben aufzogen, die wahrlich geeignet sind, alle künstlerische Unbeschwertheit nachhaltig zu untergraben.“ Man merkt der Scheibe die Entstehungsumstände nicht an, aber die Auswahl der Texte und Kompositionen verraten uns schon etwas vom langen Ritt durch die Wüste und: „…Dass dieser Herbst uns seinerseits nicht braucht.“ Der Song „So viele Wege“ kommt als Sinnsuche wie eine Westernmelodie daher, die uns hoffentlich in einen trauten Kreis wieder nach Hause führt. Da schwingt in jeder Zeile mit, was wir an Irrwegen schon hinter uns haben. Bei aller Spielfreude der FOLKLÄNDER, sie würzen mit dem Salz des Lebens und parodieren den Weltenschmerz. Darüber hinaus trägt die CD wunderbare Cover-Versionen von „Im Café zur Frau Ohneherz/Finta“ mit einem maßgenauen deutschen Textkleid von Manfred Wagenbreth. Auf Bob Dylans Musik „It’s All Over Now, Baby Blue“ setzte Jürgen B. Wolff den herrlich schnodderigen Mundarttext „Schenner als wie hier“. Und abermals intonierten sie alte Liebeslieder („Kein Feuer, keine Kohle“), haben die Bänkel-Ballade von der „Gottesbraut“ bearbeitet und einiges mehr. „So viele Wege VOL. 2“ ist beste Unterhaltung nicht nur für die Folk-Gemeinde, mit spitzem Fingerzeig auf die Jetztzeit, vertraut zweideutig.

Erschienen bei Löwenzahn/Heideck, 15 €
Petra Elsner

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