Morgenstunde (385. Blog-Notat)

Die ersten 40 Künstlerhefte zum 9. Titel der KURTSCHLAGER EDITION sind schon mal gebaut. Das Wetter passt bestens dazu, da ruft nichts anderes. Es herbstelt eben und es folgt Rückzug ins Innere. Das ist die Zeit, in der ich Platz für Neues im Atelier zu schaffen muss, damit überhaupt noch was reingeht 😊. Nein, es ist noch nicht so weit, dass ich mit den Bildern die Zimmerdecke täfeln muss, so wie es mein Maler-Großvater tat, weil er einfach nicht mehr wusste wohin. Aber, aber… Also packe ich besser weg und schichte um. Für die O-Grafik zu meinen Barnimer Sagenbearbeitungen hab ich z.B. eine Schenkungsurkunde fürs Regionalmuseum in Eberswalde angefertigt. Nächste Woche werde ich die Mappe mit den 25 Zeichnungen und den dazugehörigen Druckerzeugnissen übergeben. Dort bleibt die Serie beieinander und verliert nicht durch Einzelverkäufe ihren Wert. Manches soll man besser selbst und mit warmen Händen erledigen, geplant hatte ich das schon lange, nun ist es soweit. Die Alu-Rahmen behalte ich, da kann dann was Neues rein…

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Morgenstunde (378. Blog-Notat)

Es regnet endlich und so baue ich die Weihnachtsausgabe für die Kurtschlager Edition. Vorsorglich, es gibt sie erst zum Fest. Es ist der neunte Titel in meiner handgebauten Künstlerheft-Reihe und umfasst die Kurzgeschichten „Die Nacht – ein Ort“ und „Der träumende Nachtwächter“. Ja, und weil es so schön regnet, hab ich nach den ersten drei fertigen Exemplaren dem Drucker gleich den nächsten Schwung verabreicht, aber der schreit mich nach zwei Blättern hungrig an: „Hey, ich brauche Cyan!“ Uff, hatte ich vergessen zu bestellen und nun stockt mein Tatendrang… so kann es gehen. Aber das wichtigste ist ja getan – das knifflige Layout. Da muss ich mir halt was anderes suchen, aufräumen wäre nützlich oder einfach doch schon mal einige Cover vorbauen (?)… es wird sich was finden.
Habt alle ein entspanntes Wochenende!

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Die Nacht, ein Ort (1)

Linda Mondschein war ein Nachtmensch. Die Nacht war für die Mitvierzigerin  der Raum innerer Freiheit, immer schon. Vorzeiten war das Dunkel noch der Ort der großen Geheimnisse, amouröser Begegnungen, diffuser Sehnsüchte und der Gespenster. Inzwischen bedeutete die Nacht für Linda Mondschein – Sicherheit. Sie konnte die italienischen Bilder vom Sterben nicht vergessen. Sie brannten in ihrer Seele und schürten eine zittrige Angst. Deshalb hatte sie sich mit ihrem herzschwachen Leib in die Dunkelheit verzogen, in ein Eremitendasein, das den Menschen auswich. Ein echter Verzicht, denn Linda Mondschein mochte Menschen, die mit einem leichten Sprung besonders.  Aber das schien ihr eine  Ewigkeit her. Die lichtarme Nacht wuchs indes zu ihrem Schutzraum, in dem sie ein verblassendes Dasein führte. Damit das so blieb, fütterte Linda Mondschein ihre Corona-Neurose geduldig mit sperrigen Nachrichten. „7417 Tote in Deutschland“ rief das Radio am 11. Mai schlag null Uhr, das reichte schon, um es wieder auszuschalten und sich unter dem Mondlicht wegzuträumen, an einen Strand mit rauem Wellenschlag. Gischt und Salz in der Luft. Mit geschlossenen Augen konnte sie ihr fernes Sehnsuchtsbild skizzieren und darin wandern. In Gedanken war das ganz mühelos. Das Kreischen der Möwen in den Ohren, den Geschmack von heißem Sanddornsaft auf der Zunge, Sonnenfunken auf den nassen, geschliffenen Kieseln im Wellensaum. Dieses gedachte Strandwandern machte nicht die Muskeln sauer, der Atem stockte nicht, sie sah in das Bild, aber sie fühlte nichts. Gedankenmeere machen nicht das Herz weit und leicht…

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