Morgenstunde (664. Blog-Notat)

Ein fröhlicher Baum thront seit gestern Abend auf der Bleiche am Döllnfließ. Nach gut zwei Jahren haben wir wieder einen Maibaum im Dorf. Seit jeher gilt er als Symbol der Liebe, der Zuneigung, der Lebensfreude und der Fruchtbarkeit. Ein Stimmungsaufheller. Vor ein paar Jahren hatte der örtliche Kulturverein die Tradition wiedererweckt, auch, um den jungen Dorfbewohnern den Bändertanz zu überliefern. Schon damals waren die Agierenden keine jungen Mädchen mehr, die den üblicherweise ausrichten. Doch die Jungen übernahmen nicht das Geflecht an der Stange und die Alten wollten auf die Dauer nicht mehr. Aber einen Maibaum wollte man schon. Nachbarin Christina kam auf die Idee, die Baumstange nach bayerischem Vorbild zu bemalen – nicht weiß-blau, sondern rot-weiß, den Farben Brandenburgs. Weitestgehend allein legte sie die Bemalung an. Auch den Bänderkranz mit Birkengrün band sie. Ihr Mann Jürgen schlug die Hülse in die Wiese und transportierte das Ganze zum Platz, wo helfende Hände die Lichtgestalt mitaufrichteten. Es gab Bier, Bratwürste, Fischhäppchen und ein wärmendes Feuer. Es sind meist ganz wenige Menschen, die eine so schöne Aktion ermöglichen. Die Stimmung war heiter und half mit, das Gemeinschaftsleben im Dorf nach der Corona-Pause wieder anzuschubsen. Für mich war es schon seltsam, einfach nur dabeizustehen und das Szenario zu genießen. Muss ich auch erst noch lernen.  Aber ich hatte eh meine Kräfte für den Tag schon verschossen. Wir haben die Winterabdeckung zum Dachgeschoss geöffnet, danach galt es Winterschäden mit Wandfarbe zu beheben. Heute packe ich die Bilder aus und hänge sie auf – langsam und mit Verschnaufpausen natürlich…

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Morgenstunde (71. Blog-Notat)

In der Kurtschlager Gaststätte Ney: Sieglinde Imm und Manfred Koch auf der Bühne mit „Ich seh’s an deiner Stirne.“
Foto: Archiv kurtschlag.de

Ich schaue beim Einrahmen auf diese alten Aufnahmen und STAUNE. Wieviel Herzblut und Lebenslust darin steckt. Sehen die Zwei auf diesem Bild nicht aus wie Filmstars von Anno Knips? Abends kommt eine Nachbarin vorbei und schaut auf die Szenen der Präsentation. „Ja“, sagt sie: „Damals haben sie einfach losgemacht, ohne zu glauben, dass sie sich blamieren könnten. Die jungen Leute heute, haben ständig Angst, etwas falsch zu machen. So etwas würden die nie mehr hinkriegen.“ Sie ist Lehrerin und muss es wissen. Es ist tatsächlich so, dass in diesem Schorfheidedorf nie sehr lange geübt wird, für irgendeinen Auftritt. Meist geht alles glatt über die Bühne und wenn nicht, dann macht‘s auch nichts, denn es ist ja unser dörfliches Privatvergnügen. Hier werden keine Superstars gesucht, sondern Akteure, die das miteinander Leben am Laufen halten, denn nur darauf kommt es wirklich an… Ich schau auf diese zwei spielenden Menschen (die nicht ein Paar waren), ihr tolles Bühnenbild im Hintergrund, das Lied hießt wohl „Ich seh’s an an deiner Stirne“ – das glaub‘ ich sofort. Habt miteinander einen schönen Tag, ich schnipple dann mal weiter…

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