Morgenstunde (440. Bolg-Notat)

Koch- und Backtag. Der Liebste nimmt meine bunte Bohnensuppe morgen ins Erzgebirge mit. Der Schwiegervater liebt sie und freut sich drauf. Viel mehr bleibt mir augenblicklich nicht zu tun. Mit meiner Vorgeschichte muss ich das dunkel-dunkel-rote Gebiet meiden. Im Auer Pflegeheim des Schwiegermütterchens ist gestern Corona ausgebrochen. Sie wird sich voraussichtlich nicht noch einmal infizieren, aber nun darf der Schwiegervater erst recht nicht mehr zu ihr in das Haus, selbst wenn er sich einen Schnelltest besorgen könnte. In den letzten sechs Wochen hat er sie nur einmal gesehen. Er ist tieftraurig und wir sind es mit ihm, diese Zeit ist grausam. Ihre Spur wird Brandmahle hinterlassen und Lücken reißen. Ich versuche jedem Tag etwas Gutes abzuringen: Ein duftendes, selbstgebackenes Walnussbrot, eine gelungene Entwurfsskizze, ein aufgeregtes Vorlesevideo für Euch, ein bisschen Dorfpost… Gestern hat der Liebste wieder 30 Kilo Honig „aufgetaut“ (behutsam im Wärmeschrank verflüssigt), gerührt und abgefüllt, ich durfte etikettieren. In der Adventszeit haben sehr viel mehr Menschen den Honig des Imkergattens für sich favorisiert und gleich ne ganze Kiste mitgenommen. Er kann noch auftauen, denn er hat noch nicht den Großhandel mit seinen Schätzen beliefert. Einfach keine Zeit nach Stendal zu fahren. Aber die schöne Nachfrage lässt ihn lächeln und mal einen Augenblick seine Sorge um die Eltern vergessen. Es geht nur so. Und dann sind da noch die Dorfwichtel 😊. Christina & Jürgen, Birgit & Ernst, Marlis, Marina, Marita & Richard – habt alle herzlichen Dank für Eure Aufmerksamkeiten im Advent. Ich wichtele natürlich zurück 😊.

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Morgenstunde (433. Blog-Notat)

Wer war gestern der Plätzchen-Wichtel an unserem Briefkasten? Bitte verrate es mir, damit ich getrost daran knappern und mich bedanken kann. Echt, so etwas ist so herzensgut, da klagt eine vor sich hin und schon kommt, was sie nicht hat. Dazu habe ich gestern das einzige Mal gelächelt. DANKE liebe Plätzchen-Wichtelin! Die Überraschung ist gelungen.

Während ich das schrieb, gongte das Maipostfach und ich las:

…ich fand es heute ziemlich traurig, als Du geschrieben hast, dass Du in diesem Jahr noch keine der ge- und beliebten Weihnachtsplätzchen, gebacken hast… Und Du warst damals so lieb und hast mir Euer Familienrezept verraten. Seit dieser Zeit gehören sie auch bei uns zum Plätzchensortiment.
Schau mal in Deinen Briefkasten…lasst sie Euch schmecken…lgma

Das nenne ich Telepathie 😊. Ich hab sie gekostet und ja, liebe Marlis, sie schmecken exakt wie die meiner Böhmischen Großmutter Marie. Ich bin gerührt und beglückt ineinem. Dankeschön dafür!
Diese Aktion erinnerte mich auch an die einstige Wichtelei im Verlag in der Berliner Mauerstraße. In unserer Redaktion war es üblich, dass jeder Ende November per Los seinen Wichtelempfänger zog. Danach hatte man drei- bis fünfmal zu Wichteln, heimlich und unerkannt. Nichts Teures, pfiffig und treffsicher sollte es sein. Zur Weihnachtsfeier, wozu der Wichtel sein echtes Geschenk anonym in den Geschenkesack einbrachte, ging es darum, dass die Beschenkten ihren Wichtel erraten. Es war eine erweiterte Form des Julklapps und ein Mordsgaudi. Die Pförtnerloge glich in dieser Zeit eher einer Weihnachtspostzentrale… Naja, lang, lang ist’s her. Aber Dorfwichteln ist auch sehr schön 😊.

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