Eine Buchbesprechung

Ungleich vereint – Warum der Osten anders bleibt
von Steffen Mau

Diese Schrift gehört wohl ins Stammbuch der Deutschen. Wenig schmeichelhaft entblättert es den Zustand der Deutschen Einheit. Es spricht von „Unaufrichtigkeiten in der Kommunikation der Vereinigungsgesellschaft zweier unterschiedlicher Deutungshoheiten“, woraus neue Entfremdung entstand. Missverständnisse und Dissonanzen häuften sich. Rühren daher die ostdeutschen Verwerfungen? Steffen Mau analysiert die Konflikt- und Problemlagen und kommt zu dem Schluss einer „Verstetigung ostdeutscher Eigenheiten“, die aus einem „spezifischen Umbruchsgedächtnis“ immer wieder neu gespeist werden. Die ausgebremste Demokratisierung von 1989/90 führte durch die Wiedervereinigung zur Endpolitisierung, auch die Selbstentmachtung durch den Beitritt. Es galt das Ländchen auf bundesdeutsche Standards zu trimmen und nicht seine Graswurzelbewegungen zu erhören. Dem folgten die Belehrungen durch westdeutsche Diskurseliten. Hier entstanden Abwehrformeln und das Erinnerungsprivileg. Mau spricht von Identitätsfacetten und von den Ostdeutschen als einer „Erfahrungsschicht“, die sich nicht separieren will, sondern gleichberechtigte Teilhabe verlangt. Sein Fazit: „Es gibt eine andauernde Zweiheit in der Einheit.“
Natürlich gibt es auch einen analytischen Abstecher zur Entstehung der AFD und Interpretationen zum Zustand der Ost-West-Debatte, womit es unterschiedliche Zugänge zu dem nicht ganz leicht verdaulichen Sachbuch geben wird.

Petra Elsner

Ungleich vereint – Warum der Osten anders bleibt
von Steffen Mau, ISBN: 978-3-518-02989-3, Edition Suhrkamp, Softcover, 18 €

 

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