21 506 Neuinfizierte – du meine Güte, was werden wir in diesen Tagen noch sehen? Dennoch – die Emotionen sind andere als im März. Panik blockiert nicht mehr das Hirn. Keine Schockstarre – ich gehe meinen Verrichtungen nach. Das große C ist zwar allgegenwärtig, aber man stumpft ab. Es liegt an der permanenten Wiederholung, der immer gleichen Worte und Sachlagen in den Nachrichten, all das ermüdet. Ich frage, mich wozu die Moderatoren noch ein Skript vor der Nase haben, die Corona-Leier müssten sie doch schon auswendig herbeten können. In den Sätzen wechseln lediglich die Zahlen. Die Medien sind im achten Monat fantasielos gefangen in Satzdogmen, immer das Gleiche, seit Tagen, Wochen, Monaten. Die vierte Macht im Staate wirkt hypnotisiert von RKI- und DAX-Infos. Man möchte am liebsten nicht mehr hinsehen, ist sonst nichts los in der Welt?
Ich lese in dem Buchgeschenk meines Dichterfreundes Eckhard Mieder „An der Autobahn stand dieser Mann – Gedichte“. Er ist ein Guter und seine Gedichte sind klug und weit, sie helfen mir, mich aus der Trostlosigkeit der alltäglichen Wortgewitter davonzustehlen. Seine Aufforderung hat mich dazu verführt und ich danke ihm dafür. Auf dem Rücktitel heißt es: „…Alles ist Verunsicherung, auch Ratlosigkeit, die vom Leser vermutlich geteilt wird. ‚Für mich sind die vorliegenden Texte eine Wippe‘, sagt Mieder. ‚Sie senkt sich ins Triviale, sie erhebt sich ins All. Sie senkt sich wieder in den Alltag, sie erhebt sich wieder in was Höheres. Was der Alltag ist, weiß ich so wenig wie was das Höhere ist. Ich sitze auf dem einen Sitz, wer auf dem anderen sitzt, weiß ich nicht. Komisch, dass es auf und nieder geht, trotz alldem.‘ Wippen Sie mit.“
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