Eine Kurzgeschichte in Arbeit:
… Betty Kellermann schrie währenddessen über den Fluss: „Nein, tu‘ das nicht, du wirst nie wieder tanzen!“ Aber die Trittchen waren schon in den Fluten versunken und das Kind ging stocksteif von der Uferbühne ab. Die Tropfen perlten wie Tränen dazu.
Hinter den Augenlidern blickte die Frau wie durch ein Fenster auf ein Latzhosenmädchen. Enges Pepita. Kerzengerade hielt es sich. Noch schienen die Schritte tänzerisch. Aber sie kannten keine Schleifen und Pirouetten mehr. Das Kind kam an einen schnurgeraden Tunnel und zögerte. Hinter sich mildes Sonnenlicht, vor sich ein Weg im Dunkel. Der Graumann nickte dem Pepitamädchen zu und als es keinen Schritt weiterging, schnürte sein Blick einen Strick, der es auf den lichtlosen Weg zog. Es roch nach Strenge. Eine Stoppuhr nahm die kindliche Laufzeit auf diesem Weg. Doch wie weit und wie schnell das Pepitamädchen auch lief, es war nie genug in den Augen des Graumanns. Das Mädchen marschierte seither zackig durch die Dunkelzeit. Ohne Lob und ohne ein Lächeln. Der Weg führte fort aus allem Vertrauten. Unterwegs übernahmen andere Graumänner das Zugband und kassierten dafür Prämien. Manchmal hatte das Pepitamädchen einen Tunnel durchschritten. Während der paar Schritte im Licht zum nächsten Tunnel erblickte es über dessen Eingang einen herrlichen Berg, auf dem Kinder johlend spielten, und das Dunkelkind fragte sich: Was machen die dort, haben die nichts zu tun? …
© Petra Elsner
8. Juli 2019
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