Öffentliches Arbeiten – der Schluss.
…Vor Kälte zitternd fand ihn der Rabe. „Du gehst sehr leichtsinnig mit meinen Geschenken um!“, schimpfte der Vogel. „Den Glanz der goldenen Blätter sollst du in die Welt tragen, um den Menschen vor der kargen Winterzeit noch eine pralle Freude zu bringen. Du hast ihn nicht bekommen, um dich darin allein zu sonnen!“ Der Rabe war höchst ärgerlich und murrte vor sich hin. „Wie kann man nur so seinen Daseinsgrund verpennen, nein aber auch!“ Aurel schlotterte und ihn packte die Scham als er bat: „Verzeih mir bitte, es soll nie wieder vorkommen.“ Da rief der Rabe nach seinen Brüdern vom goldenen Reif. Gemeinsam zupften sie sich die Farben des Jahres aus dem Gefieder und schenkten dem Herbstmann daraus ein neues Gewand, dessen Pracht mit ihm in die Landschaft wehte. Spät zwar, aber besonders schön.
Der Goldene. Hier die ganze Geschichte im Zusammenhang:
Der bunte Schläfer drehte sich noch einmal in seinen Wolkenkissen auf die Herzseite. Ein Zwielicht streichelte sein funkelndes Haupt. Es konnte ihm noch nicht flüstern, ob der Tag noch Sommer oder schon Herbst werden wollte. Nachts hatte es den ersten Frost gegeben und die Hirsche röhrten majestätisch im kalten Mondlicht. Doch Aurel fühlte sich nicht gerufen. Er schlummerte genüsslich, wie alle jene, die gerade den Wecker ausgeschaltet haben, um sich noch eine kleine Zugabe zu gönnen. Längst müsste der Herbstmann walten, denn der September war weit vorangeschritten und die Herbstsonne stand schon tief.
Der Hüter des Jahres war besorgt und stieß seinen Rabenreif an. Die vier Raben erwachten, reckten ihre Köpfe und krächzten: „Was ist zu tun?“ Der Maigrüne, der Mohnrote, der Goldene und der Schneeweiße sahen erwartungsvoll zu ihrem Herrn. Der raunte ernst: „Goldener, dein Herbstmann verschläft seinen Auftritt. Du musst ihn aufstöbern, damit er seine Aufgaben verrichtet. Spute dich, es eilt!“
Der Rabe erhob sich sogleich und spähte bei seinem Flug nach Aurel zwischen all dem bunten Laub auf der Erde. Irgendwo dort unten musste er doch stecken. Aber der Herbstmann schlief noch in den Wolken. Sein Blattgewand färbte sich indes von Rot zu Orange und schließlich golden. Das war die Zeit, in der Aurel besonders gefährdet war, denn sein Glanz weckte Begehrlichkeiten, was er sehr bald zu spüren bekommen sollte. Am Horizont zog ein wildes Wetter auf und in dem Sturm jagten die Wolkenreiter nach allem was edel funkelte. Das Windrauschen weckte den Schläfer, aber schon stachen die Blitze der Wolkenreiter nach seinem Blattgoldgewand. Kaum, dass er sich erheben konnte, hatten sie ihm seine ganze Pracht entrissen und ließen ihn vollkommen nackt zurück.
Vor Kälte zitternd fand ihn der Rabe. „Du gehst sehr leichtsinnig mit meinen Geschenken um!“, schimpfte der Vogel. „Den Glanz der goldenen Blätter sollst du in die Welt tragen, um den Menschen vor der kargen Winterzeit noch eine pralle Freude zu bringen. Du hast ihn nicht bekommen, um dich darin allein zu sonnen!“ Der Rabe war höchst ärgerlich und murrte vor sich hin. „Wie kann man nur so seinen Daseinsgrund verpennen, nein aber auch!“ Aurel schlotterte und ihn packte die Scham als er bat: „Verzeih mir bitte, es soll nie wieder vorkommen.“ Da rief der Rabe nach seinen Brüdern vom goldenen Reif. Gemeinsam zupften sie sich die Farben des Jahres aus dem Gefieder und schenkten dem Herbstmann daraus ein neues Gewand, dessen Pracht mit ihm in die Landschaft wehte. Spät zwar, aber besonders schön.
© Petra Elsner
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