Der Klammhold und die Pfützenspringerin (3)

Eine Ostergeschichte entsteht öffentlich:

… „Nö, nö, nö, nöhhh! Noch fünf Minuten!“, nörgelte Fenia im Halbschlaf.
Aber der Klammhold war unerbittlich und zog ihr die Moosdecke weg. “Wir sind schon viel zu spät dran. Du musst üben, sonst schnappt dir eine deiner sportlichen Waldschwestern den Titel weg.“
„Von mir aus!“
„Ach, für ein bisschen mehr Winterschlaf, willst du nicht mehr die große Pfützenspringerin sein? Wer hätte das gedacht. Dann kann ich ja auch noch einmal in meiner Höhle verschwinden und die schönen, getrockneten Himbeeren selbst essen“, grummelte der Klammhold und wollte schon aufbrechen.
„Nein, nein, ich komm ja schon, du geduldigster aller Waldkobolde!“ Fenia kletterte aus dem Mauseloch, bog sich ihre zerknautschten Flügel gerade und säuselte: „Getrocknete Himbeeren?“
Der Klammhold reichte ihr mild lächelnd eine Handvoll Beeren und sprach: „Das ist bestes Kraftfutter! Du kannst schon mal ein paar Laufrunden drehen, ich wecke inzwischen den Tümpeldrachen.“
Fenia nickte und lief los. Der Kobold legte sich derweil an den Rand des Tümpels und fischte mit seiner Schwanzquaste nach dem Freund, der tief unten im Schlamm schlummerte. Ganz langsam taumelte der nach einer Weile an die Wasseroberfläche.
„Guten Morgen, kleiner Drache, ich weiß, es ist noch früh im Jahr, aber wir brauchen deine Hilfe“, erklärte der Klammhold die Störung. „Komm, klettere aus dem Wasser, die Sonne ist schon kräftig, sie wird dich wärmen.“ Der kleine Wasserdrache kroch ungelenk aus dem Nass, und räkelte sich wohlig in den Sonnenstrahlen. „Was hast du denn auf dem Herzen, ein loderndes Feuer spucken kann ich dir leider nicht“, spöttelte er.
„Ich weiß, aber du kannst so schön Wasserfontänen pusten und genau die brauchen wir. Es hat ewig nicht geregnet, aber Fenia will für den großen Osterwettkampf trainieren. Kannst du uns bitte so eine richtig große Pfütze hier auf den Weg spucken?“
„Nichts leichter als das!“ Der kleine Drache holte tief Luft und zauberte eine mächtige Wasserlache auf den Sandweg. Dann verschwand er wieder wortlos im Schlamm seines Tümpels…

 

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Morgenstunde (616. Blog-Notat)

Gestern: Ein Hauch von Frühling.

Ein trauriger Morgen: In Europa ist Krieg. Ich gehöre zu jener ersten Generation, die nie selbst einen Krieg erleben musste. Aber ich wusste immer – ein Friedenskind der Nachkriegsordnung zu sein, ist ein brüchiges Privileg, wohl deshalb war ich immer als Pazifistin unterwegs. Fast ein Menschenleben lang hat der Frieden im Herzen Europas gehalten. Wohin Putins Raub- und Rachefeldzug führen wird, wissen wir noch nicht, aber es wird auch unser aller Leben Konsequenzen haben. Es ist seltsam, dass im Kleinen das Leben so weitergeht, als wäre nichts…

Die erste Geschichte nach meinem Krankenhausaufenthalt ist aus dem Sack. Keine ganz unwichtige, wie ich finde, denn sie erzählt von unseren Urängsten und wie eine damit umzugehen lernt. Es ist eine autobiografische Erzählung. Kann ja auch mal sein – dem Leben die Erkenntnisse abzuringen, nicht alles muss in der Literatur Erfindung sein, wenngleich letzteres am meisten Spaß macht 😊. Es geht insgesamt ganz langsam vorwärts mit den Befindlichkeiten. Die Rückenmuskulatur schmerzt noch allein vom aufrecht halten. Immer noch ruhe ich tagsüber mehr als drei Stunden, die Kraft lässt auf sich warten. Aber: Hinter mir liegt die erste durchgeschlafene Nacht ohne Hustenanfälle seit drei Wochen 😊. Gestern gab es diese kleine Erfindung: Der Klammhold hat als Schlammspritzer eine Gestalt bekommen. Heute nehme ich mir die Pfützenspringerin vor und denke währenddessen über das zu erzählende Märchen nach…

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