Bild 12: Kopfweide im Dezember 2023: Meine Beteiligung am Projekt von Royusch Das Fotoprojekt „Vier Jahreszeiten“ betrachtet fotografisch immer das gleiche Motiv im Jahresverlauf. Allein die Verwandlung durch die Zeit ändert es. Ich habe mich für meine Kopfweide entschieden. Sie ist der erste Blickfang in unserem 140 Meter langen Landschaftsgarten.
Anfang Dezember ist unsere Kopfweide wieder Winterskulptur im Garten. Das Fotoprojekt endet, wie es begann: Die Natur ruht, es ist Schneezeit. Ich danke dem Roland für die Einladung in sein Projekt und wünsche allen Beteiligten eine friedliche Zeit im Advent!
Bild 11: Kopfweide im November 2023: Meine Beteiligung am Projekt von Royusch
Das Fotoprojekt „Vier Jahreszeiten“ betrachtet fotografisch immer das gleiche Motiv im Jahresverlauf. Allein die Verwandlung durch die Zeit ändert es. Ich habe mich für meine Kopfweide entschieden. Sie ist der erste Blickfang in unserem 140 Meter langen Landschaftsgarten.
Anfang November ist unsere Kopfweide beinahe fertig beschnitten. Wir sind dieses Jahr früher mit dem Baumschnitt zugange. Das milde Wetter lässt uns gerne noch draußen sein. Blattlos verwandelt sich nun der Baum wieder in eine Winter-Skulptur…
Bild 6: Kopfweide im JUNI 2023 Meine Beteiligung am Projekt von Royusch Das Fotoprojekt „Vier Jahreszeiten“ betrachtet fotografisch immer das gleiche Motiv im Jahresverlauf. Allein die Verwandlung durch die Zeit ändert es. Ich habe mich für meine Kopfweide entschieden. Sie ist der erste Blickfang in unserem 140 Meter langen Landschaftsgarten.
Anfang Juni trägt die Weide wieder einen sattgrünen Bubikopf. Margeriten sprenkeln sich um ihren Fuß, nur die Wiese liegt schon verdorrt von der Sonne, wir hatten vier Wochen keinen Regen bei hochsommerlichen Temperaturen…
Das Weidenthema taucht immer wieder in meinen literarischen Texten auf. Diesmal gibt es eine Mini-Leseprobe aus meinem Krimi „Stumme Gänse“:
… Draußen heulte irgendwo ein Hund. Gewiss verbellte er einen Marder, vielleicht aber witterte er auch die schneenasse Gestalt, die sich gerade aus dem Buschwerk löste. Sie schlich geduckt und ungesehen durch schmatzende Wiesen. Kaum hörbar. Finger tasteten sich von Weidenstamm zu Weidenstamm entlang des Bachlaufens. Bei dem letzten Baum verharrte sie und verschmolz vollkommen mit dem Stamm. Lauernd in der Nachtzeit…
Das Fotoprojekt „Vier Jahreszeiten“ betrachtet fotografisch immer das gleiche Motiv im Jahresverlauf. Allein die Verwandlung durch die Zeit ändert es. Ich habe mich für meine Kopfweide entschieden. Sie ist der erste Blickfang in unserem 140 Meter langen Landschaftsgarten.
Anfang März steckt der Nachtfrost noch in der Erde. Nun ist die Kopfweide vollständig beschnitten und ein paar Ruten wurden zu Weidenzaunblenden und Windspielen. Körbe kann ich daraus leider nicht binden, denn es ist eine Bruchweide, eine eher wenig bekannte Art (Salix fragilis).
Unter den Schichten der Zeit lauert die Erinnerung und nagt an der Jetztzeit.
Für alle, die es märchenhaft lieben:
In den Weiden
Die alten Weidenbäume am Plattenweg flüsterten im Wind, und säuselten ein Schauerlied von der Zeit, als zum Gut Fergitz noch königliche Reiter durch die Niederungen preschten. Wegen der jungen Hexe und ihrem eiligen Prozess. Die geköpfte Magd von 1701. Dem melancholischen Mädchen warfen die Eiferer vor, der Teufel solle ihr Geld und einen Kürbis gebracht haben. Aber ein Schadenzauber war der 15-Jährigen nicht nachzuweisen, und doch wurde sie enthauptet. Die Weiden munkelten auch, der Geist von Dorothee Elisabeth verströme sich noch in den weiten Wiesen. Der riefe mit einem Farbenrausch aus rotem Mohn, weißen Margeriten und dem Kornblumenblau nach einem Mann, der der Ruhelosen in der Johannisnacht Trost zuspräche. Die Weiden hören diesen Sehnsuchtsruf jedes Jahr. Es war ein Schelm, der den Weiden in dieser Zeit die Köpfe stutzte. Dieser Baum sah aus wie eine geduckte Eule, der nächste wie ein sich bückendes Hexlein und der übernächste wie ein rucksackbeladener Wanderer. Geheimnisvolle Gestalten, die erst in der Dämmerung ihr verborgenes Leben preisgaben. An den alten Schnitten vermorschte das Holz, und dort bildeten sich nach und nach kleine Höhlen. Manche wundersam vom Gundermannkraut umwunden, andere klafften weit offen, wie vom Blitz gespalten. An diesen erdigen Orten hausten nicht nur Käfer. Vögel brüteten in den Weidenköpfen, und die Wiesenfeen hielten hier ihren Winterschlaf. Das wusste Robert. Der mittellose Bildhauer war es, der die Bäume im Januar beschnitt. Der köpfte sie nie ganz, sondern beließ ihnen einige Gestalt gebende Ruten. Robert hatte einmal bei dieser Winterbrotarbeit den Höhlengang eines schlafenden Flügelmädchens aufgeschnitten. Er sah es in dem Fluss der Kälte schlottern. Da stopfte der wortkarge Mann das Loch rasch wieder mit Moos zu und schmunzelte überrascht in seinen borstigen Graubart. Etwas Unerklärliches war ihm ins Herz gefahren. Er hatte den ganzen Feenkram nie geglaubt, aber nun wollte er sie im Sommer auch tanzen sehen. Das Raunen der Weiden verstand er an diesem Wintertag noch nicht. An einem späten Juniabend stolperte der Bildhauer blubbernd aus dem Dorfkrug. „Anschreiben ist nicht mehr“, schimpfte ihm der Wirt hinterher und zog die Eichentür fest ins Schloss. Robert kratzte sich verlegen den Schopf und dachte bei sich, herrje, ohne Moos nix los. Aber vielleicht doch? Er schwankte trunken durch die milde, helle Sommernacht hinaus in die Weite. Sein Kopf dröhnte schwer vom Wein, als ihm irgendeine ungeheure Stimme um die Ohren schlich: „Hilf mir! Geh nicht weiter! Sag mir ein tröstendes Wort, dann kann ich endlich fort.“ Robert wedelte mit den Händen vor seinen Ohren, um den Spuk zu vertreiben. Er fürchtete erschrocken das Erwachen der Weidengeister. Schon als er Kind war, hatten die Alten im Dorf von toten Seelen in den Kopfweiden gesprochen. Sie seien Treffpunkte der Hexen und Wasserwesen, schoss es ihm durch den vernebelten Sinn. Wieder tönte der Hilferuf. Der Mann schüttelte seinen Kopf, der vom Schreck etwas nüchterner ward. Dann sprach er mit jenem Baum, den er als sich bückendes Hexlein beschnitten hatte: „Was jammerst du, Weidenhex?“‘ Da raunte es aus dem morschen Holz: „Ich bin es nicht, es ist der ruhelose Geist der kopflosen Dorothee Elisabeth.“ Und abermals jagte es dem Mann um die Ohren: „Hilf mir! Geh nicht weiter! Sag mir ein tröstendes Wort, dann kann ich endlich fort.“ Robert ließ sich ins Gras fallen, verstummte kurz und sprach dann leise in die Nacht: „Deine Geschichte hatte ich fast vergessen, aber ich verspreche dir, dass ich dich fortan in meinen Gedanken behalte.“ Spricht es und sinkt in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Die Morgensonne badete den Tag, als der zerknautschte Zecher im Gras erwachte. Etwas wisperte, und er lauschte ihm nach: Da sah er sie, die tanzenden Feen, und er hörte sie flirrend singen: „Das Hexlein ist davon. Mit Kopf und allen Gliedern ist es entschwebt und kehrt nie wieder als Geist an diesen Ort.“ P.E.
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