Eine Geschichte entsteht…

Öffentliches Schreiben:

Der Elfenschrat (2)

… „Oh, bist du der Elfenschrat, über den man in diesem Haus so oft spricht?“ Das Auge blinzelte, als wollte es nicken. „Weißt du, wie man dich aus diesem Holz befreien kann?“, fragte Hermine aufgeregt. Leise knarrte nun die Stimme aus dem Holz: „Du musst im Morgengrauen, kurz vor Sonnenaufgang, in den Garten gehen, um dort deine Augen, deine Ohren und dein Herz zu öffnen. Nur so kannst du die wundertätigen Elfen sehen und sie bitten, mich aus diesem Bann zu befreien.“
„Oh, ich bin dort draußen noch nie einer Elfe begegnet, bist du sicher, dass du dich da nicht irrst?“
„Mit einem Zweifel wird das nichts, es geht nur mit offenen Sinnen. Mich hast du doch auch entdeckt“, raunte der Elfenschrat und schloss müde das Auge.
Hermine stieg zurück in ihre Dielenunterwelt, steckte sich die buntkarierten Kopfkissenzipfel in die Ohren, um das Knarren zu dämpfen. Jetzt halten die Elfen sowieso Winterschlaf, dachte die Hausmaus. Vor dem Frühling würde sie dem Elfenschrat nicht helfen können. Während sie den Gedanken mit in ihren Traum nahm, flüsterte ihr die Stimme aus dem Holz hinterher: „Winterschlaf? Was für ein Unsinn! Die Welt der Elfen hat nichts mit der realen Zeit zu tun. Geh‘ hinaus in den Winternebel und sieh‘ genau hin.“
Am nächsten Morgen versank der Tag im dichten Nebel. Hermine lief hinein und versuchte etwas zu entdecken, Nein, sie sah nichts, aber sie spürte etwas. Nur was? Die lebendige Natur, die immer nach Heilung strebt. Und Hermine sprach mit großem Herzklopfen: „Hast du den Elfenschrat vergessen? Er steckt in der alten Eichentür und kann seit hundert Jahren nicht heraus. Bitte hilf ihm!“ Da knisterte und funkelte der Nebel und strömte auf das Winterhäuschen zu, kroch durch die Ritzen und weichte den Elfenschrat aus dem Holz. Kaum später trug der milchige Schwaden den alten Elf mit sich hinaus in den dunklen Wald, aus dem man manchmal sein knarrendes Lachen hört.


© Petra Elsner

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