Wenn das Land auf dem ich laufen lernte ein bisschen fester und nahrhafter gewesen wäre, dann wäre garantiert eine Gärtnerin aus mir geworden. Die erste, die ich sah, trug lange Brokatseidenkleider zu geringelte Wollsocken, Gummistiefeln und langen gelben Handschuhen. Natürlich gehörte zu dem Aufzug auch noch ein ruppiges Strohhüten. Die Frau sah wahrhaft schräg in alle dem aus – meine Mutter. Sie war keine wirkliche Gärtnerin, nur gegen den Alltagsstress wühlte die Radioredakteurin nach Feierabend in dem rieselnden Puderzuckersand der Mark und versuchte dabei ihren Frust zu erden. Die Ernte war immer mager, wie das gesamte Leben damals. Das himmelblaue Brokatseidenkleid, selbst genäht für irgendeine öffentliche Radioshow, trug sie im Garten lediglich auf und sparte sich so, eine solide Arbeitsklamotte zu kaufen. Der Sand auf der wir damals siedelten drängte zur Sparsamkeit. Dass ich später auf einen noch dürreren Grund geraten würde, hätte ich mir niemals vorstellen können. Nein, ich bin in kein heißes Wüstenland ausgewandert, aber auf ein staubiges Dünenland gezogen. Man kann hier Gärtnern, aber man darf nicht ernsthaft Ernten wollen, dann kann eine Pflanzenfreundin auch in der Heide glücklich werden.
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