Die Klausur 2021 kommt langsam in fahrt. Die Geschichte hat Gestalt bekommen und die ersten drei Illustrationen sind gezeichnet. Das Abenteuer will dem Hass auf die Spur kommen. Mehr verrate ich nicht, bevor das Projekt abgeschlossen ist. Während ich beim Schreiben von Kurzgeschichten gerne öffentlich gearbeitet habe, möchte ich hierfür erst das Buch am Markt haben, damit die Ideen nicht flüchtig sind… Aber heute ist Schreibpause. Der Tag gehört schlicht häuslichen Verrichtungen und dem Wocheneinkauf. Dafür werden wir auf der schmalen Waldstraße von Kurtschlag nach Wesendorf und weiter bis Zehdenick schliddern. Schneereste lassen den Winterwald noch etwas leuchten. Nach der zweiten Kurve zwischen Holzeinschlag und Neupflanzungen kommen wir an jenem Waldplatz vorbei, auf dem ich in meinem Krimi „Milchmond“ einen Mord inszenierte, seltsam, dass ich daran seither bei jeder Vorbeifahrt denken muss. Es ist ein friedlicher Ort, an dem derartiges niemals geschah – Tücken der Fantasie. Im Genre „Krimi“ können sich zukünftig andere weiter austoben, für mich ist es nichts, auch wenn es einen Preis für den Text gab, mein Seelenfrieden ist mir wichtiger… Kommt gut durch die Zeit.
Geschenktipp zum Fest: Mein preisgekrönter Krimi „Milchmond“:
Worum geht es in der frei erfundenen Kriminalgeschichte? Nach einem Schwesternstreit kommt Laura Acker nicht in das Dorf Sandberg zurück. Julie Acker wartet am nächsten Tag vergeblich auf ihre Ablösung bei der Betreuung der dementen Mutter. Aber Laura scheint abgetaucht. Doch in jener Streitnacht geschah noch etwas anderes: Rosa Nagels Wald wurde geklaut, ein ganzer Hektar – einfach so. Die Polizei sieht kaum Chancen für eine Aufklärung des Diebstahls, deshalb statten die Waldbesitzer sich mit Wildkameras aus. Doch statt einem Langfinger läuft ihnen ein großer, weißer Wolf vor die Linse. Die fast vergessene Legende vom Milchmond bekommt wieder Zunder und unter dem Schnee liegt eine Tote im Flüsterlaub… Das Dorf in der Schorfheide ist fiktiv, aber es borgt sich Gepflogenheiten und Typen aus der echten regionalen Nachbarschaft. Das Sittenporträt zeichnet durchaus reale Lebensumstände auf dem flachen Lande nach, in denen manchmal auch eine untergeht, wenn sie den Schutz der Gemeinschaft verliert.
Leseprobe: … Jan hatte beizeiten den Kachelofen angeheizt. Der Sohn der Wirtsleute lud schon seit Jahren zur Single-Weihnacht. Dorthin kamen alle, die Lust darauf hatten. Die Jungen, die zu Gast im Elternhaus schnell die Langeweile nervte und die Alleinstehenden jeden Alters. Die Nacht der Nächte bot immer auch eine Chance, eine neue Liebe oder wenigstens eine Affäre für die Feiertage zu finden. Schönere Geschenke gibt es zu Weihnachten nicht. Jan, der auch nur zu den Wochenenden aus Berlin nach Sandberg kam, um seine Eltern zu unterstützen, spendierte dem Dorf diese Weihnachtsidee, als er selbst gerade wieder einmal Single war. Es brauchte dazu nicht viel – einen warmen Ofen und reichlich Getränke. Die Gäste trugen leckere Häppchen herbei, damit die echten Alleinstehenden etwas Festliches verkosten konnten. Der Abend begann immer ähnlich wie bei einem Klassentreffen. Erst mal schauen, wie die Exil-Schweizer und die Neu-Süddeutschen das Jahr überstanden hatten. Wie viele Kilos zu- oder abgenommen wurden. Ob ein neues Auto vor dem Elternhaus parkte. Welche Geschenke dieses Jahr die alleinstehenden Mütter bekamen, und ob sie ein weiteres Jahr in der Fremde verlängern werden würden oder dem ewigen Heimweh nachgeben. Die „Jugend“ des Dorfes war inzwischen Mitte 30, kinderlos und gut solvent. Die Sandberger Eltern hatten nach der Wende beinahe alles richtig gemacht. Sie holzten keine Obstplantagen ab, verkauften kein Land, ließen keine Windräder zu. Fast alle schulten noch einmal um und machten sich selbstständig. Es gibt wohl kein weiteres Deutsches Dorf aus dem so viele Materialprüfer stammen, wie aus Sandberg. Diese Menschen, die auf Sanddünen siedelten, entwickelten über Generationen einen weiten Blick, der sie immer dorthin führte, wo es ein gutes Auskommen gab. So lebten in Sandberg kaum Arbeitslose und die meisten Dorfkinder hatten eine gute Ausbildung im Reisegepäck. Doch nach langen Wanderjahren sehnten sich inzwischen viele nach der Heimat und einer eigenen Familie. Die Löhne stiegen endlich wegen des bedrohlichen Fachkräftemangels auch in Brandenburg, darüber galt es sich auszutauschen. Dieses Jahr aber war das Thema Nummer 1 bei Jans Single-Weihnacht: Der Mord unterm Milchmond.
„Ach, Sigmund Freud lässt grüßen!“ nörgelte Henry, als Jan Uhlig die alte Sage über die Theke erzählte. „Wie jetzt, was hat denn der alte Seelenforscher mit unserer Wolfs-Legende zu schaffen“, fragte Jan irritiert. „Nix, der Wolfsmann war nur sein berühmtester Fall. Der dreht sich um so einen russischen Psycho, der unter einem Angstraum mit zwei weißen Wölfen litt. Und bei uns im Wald haben sich die Ahnen, als es noch Wolfsland war, eben diese Legende erzählt. Sie verrät etwas von der ländlichen Urangst. Die lebt immer auf, wenn Wölfe im Revier sind. Angst ist eben ein guter Treibstoff für die Fantasie.“ „Aber die Polizei, spricht auch von einem Wolfsmann.“ „Ja, und meint einfach einen gewalttätigen Irren“, blubberte Henry. „Komm, schenk‘ mir noch einen ein, es ist so traurig, dass es Laura erwischt hat. Ich kann’s nicht fassen. Die Schöne hätte echt noch ein gutes Stück Leben verdient, schlimm, schlimm.“ Im Nebenraum feierte die Jugend-Runde am Billardtisch einen gut geglückten Stoß. Dörte hatte mit den Nagel-Brüdern die Skatrunde beendet, drehte den Radiorecorder lauter und schob sich dann hüftschwingend zum Tresen: „Noch eine Lage bitte, für die alten Herren und mich.“ Der Mittvierziger am Tresen lästerte leise: „Und welchen von den alten Säcken schleppst du heut‘ noch ab?“ „Ich dachte da, eher an dich“, antwortete sie ein wenig lasziv. Er wusste, dass sie meinte, was sie sagte und grinste anzüglich. Julie und Kai Fischer saßen am Beobachtertisch bei den trinkenden Zwillingen, den zwei Schwestern vom Waldrand und dem Anton, der sich lieber an die Häppchen hielt. Irgendwann zog Anton eines der späten Waldmädchen aufs Parkett und tanzte seinen perfekten Foxtrott. Kaum später war die Tanzfläche rappelvoll. Kai fragte unsicher Julie: „Willst du vielleicht auch? Sie zuckte mit den Schultern, atmete tief durch und antwortete: „Warum nicht.“ Die Nähe machte sie geschmeidig. Sie plauderten nicht belanglos, sie wiegten sich in der Musik und taten einander ganz offensichtlich gut. Im Krug war eine seltsame Stimmung in dieser Nacht entstanden – ein bedecktes Gemurmel, dass nur zur vorgerückten Stunde anhob, als wollte die Heilige Nacht ein fröhliches Finale haben…
Milchmond, eine Kriminalgeschichte von Petra Elsner Mit Illustrationen von Petra Elsner, Seiten:150 ISBN: 978-3-946815-19-8. 20,00 Euro, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk/Schwedt
Meine preisgekrönte (Krimi Albert Award 2019) Kriminalgeschichte „Milchmond“ hat jetzt ein fertiges Cover und kann ab sofort hier vorbestellt werden:
Inhalt Sie dachte, die Dorfgemeinschaft bietet Schutz und Legenden gehören der Vergangenheit an. Sie lag falsch.
Nach einem Schwesternstreit kommt Laura Acker nicht in das Schorfheidedorf Sandberg zurück. Julie Acker wartet am nächsten Tag vergeblich auf ihre Ablösung bei der Betreuung der dementen Mutter. Laura scheint abgetaucht. Doch in besagter Streitnacht geschah noch etwas anderes: Rosa Nagels Wald wurde geklaut, ein ganzer Hektar – einfach so. Die Polizei sieht kaum Chancen für eine Aufklärung des Diebstahls, deshalb statten die Waldbesitzer sich mit Wildkameras aus. Doch statt einem Langfinger läuft ihnen ein großer, weißer Wolf vor die Linse. Die fast vergessene Legende vom Milchmond bekommt wieder Zunder. Wochen später, nach dem ersten großen Wintersturm, finden die Feuerwehrmänner bei ihren Aufräumarbeiten Lauras leblosen Körper unterm Schneelaub. Das Dorf hält den Atem an. Haben Holzklau und der Mord etwas miteinander zu tun? Ist der Mörder unter Ihnen? Oder ist die Legende vom weißen Wolf zu neuem Leben erwacht? Die ersten Ermittlungen des Landeskriminalamtes führen ins Leere, bis Anfang Februar seltsame Nachtplätze in der Schorfheide gesichtet wurden. Das Ermittlerteam stöbert den Aussteiger Leo Altmaier auf, der schon jahrelang ohne Papiere und Geld unbemerkt im Wald haust. Hat er die blutrünstige Tat aus nächster Nähe durch seine schmierigen Brillengläser nur beobachtet?
Petra Elsner Milchmond. Eine Kriminalgeschichte
Auflage: Neuerscheinung, Juni 2019
Einband: Hardcover mit Lesezeichenbändchen
Abbildungen/Fotos: Mit Illustrationen von Petra Elsner
Format: 14,8 x 21,0 cm
Seiten: ca. 150
ISBN: 978-3-946815-19-8
Geb. Ladenpreis: 20,00 Eur
Verlag: Verlagsbuchhandlung Ehm Welk
Ich lese – laut, um meinen Stimm-Muskel für die Weihnachtszeit zu trainieren und, um an mein Krimischreibwerk aus dem letzten Winter wieder anzuknüpfen. Erstaunlicherweise sind es nur wenige Tippfehler und stilistische Änderungen, die dabei augenfällig werden. Nach Weihnachten geht die Arbeit am „Milchmond-Manuskript“ weiter, nur muss ich schon jetzt einen Auszug daraus für einen regionalen Wettbewerb zusammenstellen. Da liest frau besser noch einmal den ganzen bisherigen Text. Ob ich im Winter wieder öffentlich daran schreibe, weiß ich heute noch nicht. Vielleicht, doch eher wohl nicht, denn wer liest einen Krimi schon zweimal???? Ich glaube keiner, denn der Mörder ist vom Leser ja schon entdeckt, da ist die Spannung verraucht. Insofern werde ich möglicherweise nur ein paar neue Passagen einpflegen, wenn mir die Bloggerstille dann doch zu laut wird…? in der Winterzeit. Vielleicht aber stelle ich einfach nur Arbeitsfotos ein, wie dieses dort oben aus der gestrigen Nacht… Aber möglicherweise hat ja mein Schreibsel auch gesellschaftlich relevante Einsichten und Ebenen zu bieten, dann durchwandert man/frau es vielleicht doch zweimal? Wer weiß.
Dunkeltage, sie ziehen mich in eine seltsame Stimmung. Eine Mischung aus Melancholie und Aktionismus. Vielleicht sollte ich wirklich endlich den nächsten Krimi schreiben, das Wetterszenario der letzten Tage weht Inspirationen mit sich:
Der Milchmond sah unscharf auf einen Mord in der Heide. Atemschwere Stille schwamm durch den tödlichen Moment. Dann knackten Äste unter der Flucht einer dunklen Gestalt. Das diffuse Mondlicht würde kaum ein guter Zeuge sein, aber zwei Augen blickten starr vor Schreck durch dicke Brillengläser. Es begann zu regnen und der Blick des Beobachters zerrann im Dunkel. Es klingelte energisch. Mehrfach. Dörte Sandig schlief noch, aber irgendjemand hatte etwas dagegen. Sie rollte sich von ihrem Boxspringbett und lief im Schlafanzug zur Hoftür. Durch den geöffneten Spalt schob sich erst Rosalies Krückstock und dann sie selbst. Die 80jährige Nachbarin kümmerte es nicht, dass sie unpassend kam, sie hatte ein dringliches Anliegen …
Wer weiß wohin mich das führt, was meint Ihr, weiterschreiben?
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