Es ist Sonntag und klitzekleines Bisschen besser. Nicht durchgehend, denn die Wirkung der Inhalation hört nach vier Stunden schlagartig auf. Dann wieder von vorne… Dazwischen Kochen, Schlafen, Schreiben. Ab morgen kommt das Zeichnen wieder hinzu, der Verlag wünscht sich 12 neue Schräge-Vögel-Motive für einen neuen Kalender. Damit habe ich ein paar Wochen zu tun… und da ich wegen dem Inhalieren nicht vor die Tür kann, kommt mir das gerade recht… Schönen Sonntag allerseits!
Kleine Leseprobe:
Maria Jons in Bedrängnis (Arbeitstitel der Kriminalgeschichte)
Am frühen Abend kam sie mit der Bäderbahn in Bansin an und lief wie jeden Wochentag hinunter zum Kutscher. Auf ein Feierabendgetränk. Dort würde sie zwanglos mit Menschen rumalbern können. Sie schniefte in das x-te Taschentuch und atmete beim Laufen schwer. Anwältin Maria Jons wusste, eigentlich gehörte sie ins Bett, doch obwohl sie schwer erkältet war, folgte sie stoisch ihrer Routine und kehrte in das urige Etablissement mit den zilleartigen Wandmalereien und den derben Trinksprüchen ein. Manche Menschen scheinen einen speziellen Reiz dabei zu empfinden, wenn sie andere mit ihrem Elend infizieren. Gesundheitlich und seelisch. Maria Jons war so eine Type. Bevor sie in ihre schicke Eigentumswohnung an der Promenade aufbrach, keuchte sie noch zweimal schwer in die Tresen-Runde. Volles Rohr, ohne Deckung. Der junge Mann, den sie schon seit Wochen anbaggerte, wandte sich entsetzt ab. Aber die Bazillen hatten längst getroffen. Während die Mitfünfzigerin noch meinte: „Eine Nacht auf Menschenhaut schwitzen heilt alles. Kommst du mit, Luka?“, wehrte er die lästige Anfrage nur noch genervt ab: „Bin vergeben.“ Jemand anderes am Tresen wusste aber in diesem Augenblick: die Bazillus-Wolke hat mir gerade einen Sargnagel verpasst.
Mitternacht. Im Irish Pub endete der Freitags-Schwoof. Die Musiker packten ihre Instrumente ein, während die euphorisierten Gäste nach und nach zahlten. Im Nachtblau über der Promenade sah er eine schwankende Frau und einen tanzenden Schwan. Ein Trugbild, dachte Luka, während er eine bestimmte Villa ansteuerte…