An einem Sonntag im August… so könnte eine melancholische Geschichte beginnen, aber so heißt schon ein Roman, ein Berliner Szene-Café in der Kastanienallee und was weiß ich. Es kann gefährlich sein, über so einen Sonntag im August zu sinnieren. Ganz besonders, wenn es ein trauriger Sonntag ist, weil wieder jemand irgendwie verlassen wurde. Den gab es auch schon mit „Gloomy Sanday“. Es ist ein Lied, dass 1932 von László Jávor geschrieben wurde, nachdem er von seiner Verlobten verlassen wurde. Und es hieß fortan, wenn ein schwermütiger Mensch dieses Lied höre, könnte er in den Selbstmord getrieben werden. Es sollte deswegen sogar amtlich verboten werden. Aber das süße Gift vom „Traurigen Sonntag“ wurde immer wieder neu aufgegriffen und adaptiert für die schweren Stunden gebrochener Herzen. Ich hörte es zum ersten Mal in Variationen von der Film-Musik-CD „Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday“, damals als ich noch als Freie Journalistin die Filmseite für die Märkische Oderzeitung realisierte. Diese Melodie besetzte mich und tönte lange in mir nach, weil sie so herzzerreißend klang. Vom traurigen Sonntag im August muss ich also auch nicht mehr erzählen – alles schon dagewesen. Aber dieser Sonntag im August noch nicht. Er ist frisch aus dem Kalender gefallen und nicht sinnbestimmt. Lassen wir uns einfach auf ihn ein. Die Frühstückseier waren schon mal perfekt und der Imkergatte ist gerade zu seinen Standort nach Altlüdersdorf gefahren, um von dort die letzten Waben zum Abschleudern für heutigen Abend heimzuholen. Die Stunden dazwischen sind ganz meine, mit einem schön-traurigen Buch im Schatten der Linde, aus deren Blätterdach vielleicht noch ein Sonntag-im-August-Lyrik-Krümel fällt.
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