Circa 20 Berliner Besucher kamen heute für eine Nachmittagsstunde ins Quartier. Alles Geimpfte. Dennoch bat ich die Gruppe, sich zu teilen, damit sich nicht zu viele in den Räumlichkeiten aufhalten. Während die einen schauten und blätterten, sahen sich die anderen derweil im Garten um. Die Stippvisite war schön gewesen und eine Handvoll meiner Bücher zog mit den Gästen davon. Bin zufrieden. Die kommende Woche wird wieder leiser und ich komme dazu, weiter zu schreiben.
Hier mal wieder eine Leseprobe aus meinem aktuellen Romanprojekt:
… Das Land stieg jetzt langsam zum Oberlausitzer Bergland an. Unweit entdeckte sie auf einem dieser langgezogenen Bergrücken den Puppenspielerwagen. Es gab wohl kein treffliches Abbild für die totale Einsamkeit. Sie bog auf den nächsten den Sommerweg ab und lenkte das Auto, wie bei einer Crossfahrt, um tiefe Löcher in der Lehmpiste. Auf der Kuppe angelangt, lief Emilia schnurstracks auf den Wohnwagen zu. „Tach! Ich wollte nur fragen, ob du diesen Mann kanntest?“ Sie hielt ihm demonstrativ das kleine Gauklerfoto vor die Nase und wartete.
Hans, der Täuscher setzte sich eine alte Nickelbrille auf die schmale Hakennase, fingerte nach dem Foto und starrte es an. „Hm, Fredi, der Spezi von meinen Urgroßvater. Doch, ich kannte ihn.“
„Ach, wirklich?“
„Ja, wer nicht? Ein Unikum wird man nicht im Stillen.“ Er nahm die Brille wieder ab, steckte sie ganz bedächtig zurück in die abgegriffene Schutzhülle: „Und Sie, wonach suchen Sie mit diesem alten Foto?“
„Wenn ich das so genau wüsste.“
„Aha. Ein guter Grund um zu Reisen.“ Er sah nach diesem Satz so aus, als thronte plötzlich ein schwerfälliger Gedanke über seinem Dutt-Haupt, der ihn fortnahm, weit weg von der fragenden Frau ihm gegenüber. Er horchte in sich hinein und verstummte.
Emilia ging grußlos. Ja, sie war auf Reisen und nun ein Mensch mit Zeit. Sie hatte diese Zäsur selbst gesetzt, war ihr nicht ausgeliefert, wie andere Leute, deren Lebensbrüche durch Krieg und Vertreibung, durch die Wende oder durch Naturkatastrophen herrührten. Sie war aufgebrochen, um die Spur des Gauklers aufzunehmen. …
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