2. Klausurwoche

Morgenstunde (771. Blog-Notat)

Die zweite Klausurwoche neigt sich und änderte wieder einmal ALLES, denn eigentlich wollte ich ja kurze Geschichten schreiben und nun ziehen mich die Gedanken wieder in eine andere Zeit. Wenn heutzutage irgendein Schlamassel geschieht, ist der meist gehörte Spruch „Aber lassen Sie und nach vorne schauen…!“ Die Analyse der Geschehnisse wird zumeist übergangen, als der Schnee von gestern abgetan, ABER mir hat man mal beigebracht, dass die Zukunft nicht gut gestaltet werden kann, wenn man die Vergangenheit nicht verstanden und verarbeitet hat. Und das sehen wir ja heute sehr gut. Beispielsweise in: Der Osten tickt in seiner angestammten Bevölkerung anders und das hat Gründe. Nur deshalb gehe ich in manchen meiner realen Geschichten in die Anfänge zurück. Die 90er Jahre. Aber eines ist auch klar, dieses Sezieren fährt einem in die Magengrube. Aber gut, ich habe mich eingelassen auf „Die verschwundene Geschichte“. Sie wird eine etwas längere Erzählung werden. Den Übergang zum Fortgang habe ich und tippe dann mal weiter…

…Die Männer tranken schweigend. Eine seltsame Stimmung hatte sich ihrer bemächtigt, die Schwermut der Verlierer, als Hardy eintraf und ihre Reise nach innen mit seiner Herzensgüte unterbrach. Er schob seine Mandoline unter den Tresentisch und grinste verschmitzt aus seinem müden Gesicht, als hätte er gerade einen guten jiddischen Witz gehört. Aber es war nur eine Vorfreude auf das, was gleich geschehen würde. Hardy bestellte drei Pils und kaum, dass sie gezapft waren, schneiten Claudi, die singende Geige, und Andi mit dem Bandoneon herein. Hardy nahm noch einen schnellen Schluck und sprach mit Rundblick in die Kneipe. „Öffentliches Probenende. Ihr seid dabei, wir haben ein neues Lied.“ Das gab es dann und wann und die allermeisten mochten die Klezmer- und Weltmusik der Aufwindmusiker. Die Gespräche hielten inne – für ein Lied, wie wehender Schmerz mit schalkhaftem Abgang. Die Kneipe tobte und klatschte. Der Produzent in der Kneipenecke lächelte wohlwollend und sagte zu seiner Begleitung: „Die sind so gut, aber leider nicht biegsam, und sie kleiden sich, als wären sie arm. Sehr schade, so kommen die nie groß raus.“ „Sie sind arm,“ zischte der Mann zu seiner Rechten und setzte nach: „… und zu stolz, um sich jemals wieder zu verbiegen.“…

 

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