Ich bin ein Spätaufsteher, ein Schlafmonster geradezu, dann, wenn der Wecker ruft: „Morgenstunde hat Gold im Munde und Blei im Hintern…“ Immer schon war das Aufstehen für mich geradezu Strafe. Wenn ich mich für eine Prüfung anmelden musste, wählte ich stets die vorletzte oder letzte Zeit. Vorher oder gar in aller Frühe konnte ich einfach noch nicht richtig denken, dass glaubte ich jedenfalls. Ob das wirklich so ist, habe ich nie getestet: Jetzt beginnt mein Selbstversuch: Tippen zum Morgenkaffee. Bisher erledigte ich dazu höchstens die virtuelle Post.
Es ist spät im August und so unglaublich leise im Dorf, dass man meinen könnte, alle sind auf der Aida eingecheckt, auf Kreuzfahrt in den Süden. Spontan, weil hier die Mücken die ganze Schorfheide okkupiert haben. Hunderte hocken in jedem Busch und es gibt viele davon in den sogenannten Buschdörfern. Pilze suchen ist so ein echtes Wagnis geworden und Sternegucken auch. Deshalb ist dieser Sommer 2017 für mich eher zu einer zusätzlichen Projektzeit geraten: Die Mohnfeegeschichte ist entstanden, Zeichenvorlagen für ein Schulprojekt in Groß Schönebeck und eine Schach-Schul-Vignette hab ich entworfen. Heute werde ich das 100. Mohnfeeheft falten und binden und nächste Woche kommt endlich der Eulenkalender. Keine Ahnung, was ihn aufgehalten hat, ob der Drucker schlecht geplant hatte oder die Binderei, auf jeden Fall bin ich einigermaßen angepickt. Drei Wochen Verzug machen einen mürbe. Nun gut, Dienstag wird er wohl aus dem Sommerloch eintrudeln und ich sehe dann alle meine Kinder, die ich im Winter gezeichnet habe wieder. Ich bin wirklich gespannt. Aber heute zum Sonntag ist Kaiserwetter. Über die Dächer segeln die jungen Schwalben, ich spring dann mal in das seltene Geschenk dieses Sommers – in einen Draußentag.
(pe, 20. August 2017)
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