Er sprang über den Feldweg und blieb ungesehen. Das war der Gestalt aus unzähligen Tröpfchen wichtig. Niesel war ein Wetterkobold, der nur erwachte, wenn es nieselte. Doch Niesel fühlte sich ungeliebt und manchmal gar verachtet. „Es ist Ostern und schon wieder dieser Niesel!“, hörte er die Wanderer murren. Da duckte er sich weg und fühlte sich schlaff und schmutzig. „Fiese Suppe!“, schimpfte ein anderer, und Niesel wurde noch grauer als er ohnehin schon war. Warum die Leute immer so eine schlechte Laune bekamen, wenn er es so fein regnen ließ. Er liebte seinen sanften Sprühregen, der das Leben vorsichtig betupft und streichelt, doch offenbar war der Tröpfchen-Kobold ganz allein mit dieser Freude. Eines Tages ergab es sich, dass durch die Wolkendecke ein Windstoß fuhr und aus dem Grau ein Sonnenstrahl stach, der just den Niesel auf der Wiese traf und all seine Tröpfchen in Regenbogenfarben zum Leuchten brachte. Und wie der da so stand in all diesen Farben, wurde er gesehen, und wirklich jeder bemerkte auf einmal, wie schön der Niesel war. Das geschah nur ein einziges Mal, doch seither wissen jene, die diesen Zauber erlebt hatten; der Niesel kann leuchten, wenn ein Licht auf ihn fällt.
© Petra Elsner
Views: 496