Der Grenzgänger (1. Abschnitt)

Eine Kurzgeschichte in Arbeit:
Der Grenzgänger zwischen Tag und Nacht lief in die Dämmerung. Ehern, denn er konnte nicht vermeiden, dass die nächste Stunde den Vogelgesang anstimmen würde und er indem den Blicken der Welt entfloh. In einen Tagschlaf in einer lichtlosen Kammer. Nein, er gehörte nicht zur Familie der Vampire. Seine Sippe stammte aus dem Berliner Scheunenviertel und hatte nie wirklich gute Tage gesehen. Vielleicht war der Neunzehnjährige deshalb in die Nacht abgetaucht. Seine Schwester bot ihm in dieser schmalen Kammer einen Unterschlupf. Wenn das Geld knapp war, verkaufte sie ihren Körper auf der Friedrichstraße. In solchen Nächten trank der Grenzgänger mehr als zu viel, denn er liebte seine große Schwester und konnte es nicht ertragen, dass mit ihr die nächste Generation der Familie auf den Strich ging. In der Steinstraße lebte immer schon das ärmste Arbeitermilieu, dass sollte erst mit der Edelsanierung in den 1990er Jahren enden sollte. Doch in dieser 70er-Jahre-Nacht hing das traurigste Grau an den kriegsversehrten Fassaden. In der Auguststraße 80-82 drückte er die Nachtklingel vom Christlichen Hospiz. Wenn Terese Dienst hatte, konnte er die Nacht am Rezeptionstresen verbringen. Eine Flasche Bier für eine Geschichte, dass war ein festes Versprechen. Der Schlüssel klackte und Neonlicht fiel auf die wartende Gestalt: „Ah, Tonio, du schon wieder!“ Der Grenzgänger winkte mit einem karierten Zettel und bekam Einlass. Terese rieb sich die müden Augen und stellte dem jungen Mann ein Pils vor die Nase. Er räusperte sich, nahm einen kräftigen Zug aus der Flasche und begann zu lesen. „Kinder der Nacht: Wenn die Sonne im Horizont versinkt erwachen sie, die blassen Wesen und beginnen schwach zu funkeln. Das Silbermondmädchen und die großen und kleinen Sternenjungen. Sie blinzeln einander zu, aber keiner kann den anderen erreichen…“ Tonio las und es schien währenddessen ein sanfter Schein von ihm auszugehen – in stilles Glücksleuchten, denn Terese war eine gute, aber seine einzige Zuhörerin. …

© Petra Elsner
Juni 2019

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Berlins alte Haut: Bröckelnde Fassaden im Scheunenviertel

Die Stadtsteine zwischen Oranienburger Straße, Große Hamburger Straße,  Rosenthaler Straße und Steinstraße waren schon ruinös beschaffen, damals 1993 – ohne Worte ein paar Bilder aus dem Kiez jener Tage:

Das Mädchen in den Hinterhöfen. Foto: Petra Elsner
Das Mädchen in den Hinterhöfen.
Foto: Petra Elsner
Die Alten und die Hunde in der Rosenthaler Straße. Die gibt es so hier schon lange nicht mehr! Foto: Petra Elsner
Die Alten und die Hunde in der Rosenthaler Straße. Die gibt es so hier schon lange nicht mehr!
Foto: Petra Elsner
Das Kinder und die Schrottkunst  im Hinterhof hinter dem Posthof. Foto: Petra Elsner
Das Kinder und die Schrottkunst im Hinterhof hinter dem Posthof.
Foto: Petra Elsner
Die Frau im Fenster in der Großen Hamburger Straße. Foto: Petra Elsner
Die Frau im Fenster in der Großen Hamburger Straße.
Foto: Petra Elsner
Dachlandschaft im Scheunenviertel. Foto: Petra Elsner
Dachlandschaft im Scheunenviertel.
Foto: Petra Elsner
Der alte Taxihof, ich glaue in der Sophienstraße. Foto: Petra Elsner
Der alte Taxihof 1992, ich glaube, in der Sophienstraße.
Foto: Petra Elsner
Fassade in der Kleinen Rosenthaler Straße. Foto: Petra Elsner
Fassade in der Kleinen Rosenthaler Straße.
Foto: Petra Elsner

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Berlins alte Haut: Das Silberstein

Das Silberstein an der Oranienburger Straße 27 war als Café, Bar und Restaurant besonders stylisch eingerichtet: mit Kunststühlen, Stahlfiguren und großformatiger Malerei an der Wand und elektrische Musik. Meine Aufnahmen stammen aus 1993. Der Ort hatte eine wunderbare Atmosphäre, leider ist das Silberstein in Berlins Scheunenviertel indes auch geschlossen.

Silberstein an der Oranienburger Straße 27 Foto: Petra Elsner
Silberstein an der Oranienburger Straße 27
Foto: Petra Elsner
Die Kunststühle im Silberstein  Foto: Petra Elsner
Die Kunststühle im Silberstein
Foto: Petra Elsner
Die Kunststühle im Silberstein  Foto: Petra Elsner
Die Kunststühle im Silberstein
Foto: Petra Elsner
Metallkunst als Teetisch Silberstein  Foto: Petra Elsner
Metallkunst als Teetisch Silberstein
Foto: Petra Elsner

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Berlins alte Haut: Das Tacheles

Das Tacheles an der Oranienburger Straße wurde in der 90er Jahrer von Künstlern aus aller Welt belebt. Es begann mit einer Torsobesetzung und wuchs zu einem gigantischen Kunsthaus mit dem Charakter einer Institution. 2012 wurde es zwangsgeräumt.

Tacheles von der Oranienburger aus. Foto: Petra Elsner
Tacheles von der Oranienburger aus.
Foto: Petra Elsner
Das Tacheles um 1992 Foto: Petra Elsner
Das Tacheles um 1992
Foto: Petra Elsner
Das Kino Camera im Torbau Foto: Petra Elsner
Das Kino Camera und Ateliers
Foto: Petra Elsner
Kneipe im Tacheles Foto: Petra Elsner
Kneipe im Tacheles
Foto: Petra Elsner
Blick von innen nach außen auf die Oranienburger Foto: Petra Elsner
Blick von innen nach außen auf die Oranienburger
Foto: Petra Elsner
Wertvolle Reste im Torso. Foto: Petra Elsner
Wertvolle Reste im Torso.
Foto: Petra Elsner
Das Tacheles von der Hofseite Foto: Petra Elsner
Das Tacheles von der Hofseite
Foto: Petra Elsner

 

Eine Tür zum Hof. Foto: Petra Elsner
Eine Tür zum Hof.
Foto: Petra Elsner

 

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Berlins alte Haut: Zwischen Schrott und Stein

Anfang der 90er Jahre war ich mit der Kamera in Berlins Herzen unterwegs. Zu Recherchen für mein erstes Buch „Glatze und Palituch“ oder wie die Griechen (die es schlussendlich druckten) es später nannten „Ausgegrenzte Generation“.
Dieses Kunsthaus im Foto unten aus der Auguststraße flaggte etwas symbolträchtiges für mich. Ich fühlte mich angestiftet. Was waren wir wach in diesen Tagen, schlaflos fast ein ganzes Jahrzehnt. Einen kleinen Teil dieser Bilderblicke, möchte ich Euch hier zeigen. Alles noch selbst entwickelt  …
Am Ende des Jahres war das Buch geschrieben und aus den Schnappschüssen wurde eine eigenständige Ausstellung in der damaligen Galerie „Im 3. Stock“ des Scheunenviertel e.V. in der Rosenthaler Straße 38 (VH).
Mit dem Fotografen Ulrich Burchert zeigte ich Kiezleben aus zwei verschiedenen Jahrzehnten. Zwei Bild-Essays zur Renaissance, zum Wandel und Vergehen des ältesten Berliner Kiezes „Spandauer Vorstadt“.  Burchert stellte Bilder aus, die die 70er Jahre im Hinterhof vorstellten, ich die Momente eines Schwebezustandes oder Zwischenlebens, bizarr wie die Zeit. „Kunstzeit zwischen Schrott & Stein“ hieß die Schau …

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