An einen Sommermorgen als noch Goldnebel über der Havel schwebte, hatte ein Fischer seinen Kahn in den Wind gelegt, denn er wollte sich ein paar Fische fangen. In der Mittagsstunde hatte er genug beieinander. Der Mann ruderte ans Ufer, zündete ein Feuer an, putzte ein paar Fische und legte sie dann in seine Bratpfanne. Die Fische brutzelten schon ganz wunderbar und verströmten einen leckeren Duft, der einen kleinen Havelnix aus dem Fluss lockte. Der Nix trug eine rote Kappe und war kaum größer als ein Hähnchen. Der kleine Kerl stellte sich neben den Fischer und fragte nach dessen Namen. Der Fischer antwortete freundlich: „Wenn du es wissen willst, ich heiße Selberjedan.“
Der Nix konnte kaum sprechen, weil er das ganze Maul voller Fische hatte. So murmelte er: „Selberjedan, ich bespucke dich!“ Selberjedan glaubte seinen Ohren kaum: „Das mach‘ nur! Dann nehm‘ ich einen Stock und verhau‘ dir den Rücken, bis du krumm und schief bist“
Aber der freche Havelnix kümmerte sich nicht um die Drohung und sprach abermals: „Ich bespucke dich!“ Im nächsten Augenblick, spuckte er alle seine Fische in die Pfanne. Da nahm der Fischer zornig einen kräftigen Stock und schlug auf den Nix ein, bis der erbärmlich zu schreien begann. Das klang so herzzerreißend, dass sogleich alle Havelnixen ihre schönen Köpfe aus dem Wasser steckten und verwundert fragten, wer ihm denn was angetan habe?
Da schrie der Nix: „Selberjedan! Selberjedan!“ Als die Nixen das hörten, sagten sie: „Wenn du das dir selbst getan hast, dann ist dir nicht zu helfen.“ Mit diesen Worten tauchten die Wasserfrauen wieder unter. Da sprang auch der verprügelte Nix zurück in die Havel und hat niemals mehr einen Fischer oder Schiffer mit Fischen bespuckt.
(Volksmund aus der Prignitz, bearbeitet von Petra Elsner)
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