Morgenstunde (910. Blog-Notat)

Weihnachten 1956: Meine Mutter, Rita Ziegert, mit ihren Töchtern Angelika und Petra.

Es gibt so Tage, die tragen einen Trauerschleier. Heute ist der 40. Todestag meiner Mutter und ich vermisse sie immer noch. Will sagen, macht Euch keine Hoffnungen, einen liebenden Menschen vergisst man nie und der Verlustschmerz bleibt. Die Zeit heilt gar nichts und Fotos lügen auch, wie dieses hier: Glückliche Weihnachten 1956. Zuhause für eine Handvoll Tage. Wir Schwestern waren sonst im Wochenheim. Von Sonntagabend bis Samstagmittag. Nicht, weil meine Mutter karrieresüchtig war, sie hatte einen kriegsversehrten Mann, der jedes Jahr viel in Sanatorien weilte und lange krankgeschrieben blieb. Das Krankengeld war klamm, sie schuftete als Schreibkraft für vier. Die festlichen Samtkleider hat sie selbst genäht. Und trotz aller Hetzerei, sie strahlte immer eine unvergleichliche Wärme aus. Aber natürlich waren da auch die Verlockungen des Lebens, neben der harten Leier, das leichte Leben zu suchen, nachts in Westberlin bis zum Mauerbau. Sie spielte nebenberuflich in einem Kabarett und dieser Umstand brachte ihr so ein sonderbares Frauenförderstudium ein: „Regie und Journalistik“. Danach wurde sie Aufnahmeleiterin beim Rundfunk, später Redakteurin. Beliebt, wo auch immer sie war. Zu Grabe trugen sie, mit nur 53 Jahren, hunderte Menschen. Und heute – ein Totensingen in der Luft.

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Morgenstunde (588. Blog-Notat)

Moin allerseits! Gestern bin ich nach meinem Zeichenvormittag durch den klammen Tag zu meinem Wunschbaum geschlendert, um unter ihm, am Gedenkstein meiner Sippe, eine schöne Winterheide zu setzen – ein Totengedenken. Es war mir irgendwie schwummrig und nicht wirklich wohl, woran auch immer es lag.
Zurück durch den Garten kamen mir auf der 140 Metern Wiesenpiste der Liebste mit unserem Besucher entgegen. Da stand er nun, der Peter aus Sachsen, den ich 20 Jahre lang nicht gesehen hatte. O.K. ich hatte meine Gartenschlumperjacke an… Er hielt ruckartig inne und meinte dann trocken: „Na, wir werden alle nicht jünger.“ Tach, Peter, wirklich charmant. Als die fünf Jahre Ältere hab‘ ich nicht mal gezuckt, ging mir ja eh nicht so dolle. Was macht man nach 20 Jahren miteinander? Reden und schauen, wohin sich der Andere bewegt hat. Zu mehr braucht es neue Verbindungen. Als er ging, wars mir hundekalt, nein, nicht wegen ihm. Ich maß einfach Mal Blutdruck und dachte, ich spinne 110: 192, warum auch immer. Kommt immer mal wieder vor, so unter dem Motto, wenn alle Kumpels im Körper unter zu wenig Sauerstoff ächzten, meint der Blutdruck, er wäre jetzt auch mal dran zu spinnen. Schön ist anders. Kurzum, gestern war nicht mein Tag, heute ist’s besser. Also ran ans Zeichenwerk!

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