Morgenstunde (427. Blog-Notat)

Es war ein stiller Sonntag. Hab meinen verstorbenen Seelen ein Licht unter dem Wunschbaum angezündet, bei dem mitgebrachten Grabstein, der lange schon nur Gedenkstein ist. Ein stiller Ort in der Heide, wo ich ihnen nachspüren kann. Der Wind singt in der Birke, sein Hauch weht eiskalt. Ach, sie fehlen mir – immer und immer noch. Ohne sie bin ich die Unbeschützte – lange schon. Gedicht zum Tage

Nur er nicht:

Sie fegte den Hauch mit der Hand von der Schulter und dachte dazu: Geh‘, verdrück‘ dich aus meinem Leben! Aber er war immer noch da, dieser miesepetrige Herr, der ihr ständig ins Ohr raunte: „Tu‘ dies oder jenes nicht!“ Als er das letzte Mal über ihre Bettzipfel sprach: „Schlaf nicht so lange, nur der frühe Vogel fängt den Wurm!“, stellte sie einfach den Wecker ab und drehte sich noch einmal um. Es war der trotzige Beginn, sich gehen den Nörgler aufzulehnen. Seither versuchte sie ihn loszuwerden, diesen Schatten aus der Vergangenheit. 20 Jahre war er schon tot. Sie hatte längst vergessen, starb er 1996 oder 97? Er hatte sich schon lange zuvor weit von ihr entfernt und steckte in einem anderen, neuen Leben. Sie konnte kaum glauben, wie liebevoll und großzügig dieser harte Kerl in dieser Familie sein konnte. Der Vater – ein Gestaltwandler. Als er ging, schien er sich ihrer zu erinnern, denn seither war sie da, die strenge Stimme auf ihrer Schulter…

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Schimmer im Abendrot

 

Durch die Risse
des Lebens
blitzt schweigsam der Tod.
Mal schwarz-warm,
mal golden,
mal als Schimmer
im Abendrot.
Tanz nur im
schillernden Bogen
ihm entgegen
und spring
über die Brüche
bis in den Grund.

© Petra Elsner
am Totensonntag

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