Morgenstunde (443. Blog-Notat)

Die Rauhnächte lassen mich wieder nicht gut schlafen und wenn, dann träume ich so seltsame Sachen wie: Ich bin mit einem dicken Federbett in der S-Bahn unterwegs. In den Rauhnächten des Vorjahres war ich stets und ständig mit einer Tür unterm Arm in meinen Träumen zugange.  Kommt davon, wenn man am Kalenderwerk dreht, denn als man vom Mond- zum Sonnenjahr überging, waren elf Tage und zwölf Nächte übrig. Damit diese Zwischenzeit vom 25. Dezember bis 6. Januar nicht von Geistern und Dämonen besetzt werden konnte, räucherte man das Haus zum Schutz mit Kräuterwerk aus. Aus diesem Räuchern entstand der Name „Rauhnächte“ und die Träume darin sollen Omen für die kommenden Monate sein. Aber die Deutung lasse ich lieber…
Das Jahr 2020 fällt derweil aus dem Kalender, was hatte man ihm alles unterstellt bevor als anschlug. Golden sollte es sein, was mich verleitete, einen goldenen Herzvogel zu zeichnen, als gutes Omen sozusagen. Was ist draus geworden? Nichts. Ein Schauderjahr ist es geworden, eins für die Tonne. Was vor uns liegt, werden wir sehen, wenn‘s ran ist, ich verkneife mir fortan jegliches Orakeln. Während wir auf den Sommer warten, werde ich weiter technisch aufrüsten. Mein Lieblingsschrauber kommt im Januar und richtet mir das Notwendige für Videobegegnungen ein, bin gespannt. Vielleicht werde ich auf meine alten Tage doch noch meine Technik-Aversion ablegen können, wer weiß.

Zu meinem Neujahrsmärchen geht es hier.

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Nachtland

Im Schatten der Träume. Foto: pe

Komm leg‘ dich in meinen matten Schatten.
Die Nacht tanzt voller Gespenster
wild und uferlos.
Komm feg‘ deine Furcht aus meinem Nacken
und mach‘ die Leinen los.

Die Zeit nimmt Fahrt auf –
gegen Gischt und Sturm.
Der Kurs heißt: Nachtland,
lass die Leinen endlich los.

Komm pflück‘ dir einen Stern
aus meinem Himmel,
und steck‘ ihn dir an deinen Hut.
Rutschen die Schatten von den Planken
öffne den Tag wieder mühelos.

© Petra Elsner
24. Februar 2017

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